|
Der wundersame Katzenfisch
Geschichten vom Leben und Sterben
DIE STORY: „Der wundersame Katzenfisch“ ist ein berührendes kleines Drama über sehr große Themen. Der Plot: Die junge Mexikanerin Claudia lebt fast autistisch allein in der Millionen-Metropole Guadalajara. Als sie eine Blinddarmentzündung bekommt, muss sie ins Krankenhaus – und lernt dort Martha kennen, eine vierfache Mutter, die sich mit Aids infiziert hat. Trotz der lebensbedrohenden Krankheit ist Martha eine ungemein lebensfrohe Frau. Claudia zieht bei ihr ein. Die Einzelgängerin beginnt, das Dasein in dem chaotischen Familienverband zu genießen. Und sie findet eine neue, optimistischere Spur für ihre eigene Existenz – auch wenn der unausweichlich erscheinende Tod von Martha einen dunklen Schatten über die Familie legt.
DIE STARS: Keine Stars. Ximena Ayala (Claudia) und Lisa Owen (Martha) spielen mit großer Eindringlichkeit. Regisseurin Claudia Sainte-Luce gewann für ihren Spielfilm-Erstling einige internationale Festival-Preise.
DIE KRITIK: Eine Mutter von vier Kindern, die sich bei ihrem bereits verstorbenen Mann mit dem Aids-Virus angesteckt hat: So etwas klingt nach einem großem Melodram, nach bleischwerem Betroffenheits-Kino. Der mexikanische Film „Der wundersame Katzenfisch“ schafft es erstaunlicherweise, dem Thema eine gewisse Leichtigkeit zu geben. Auch wenn die Tragik in jeder Szene über der Geschichte hängt: Den Figuren gelingt es immer wieder, ganz in der Gegenwart zu leben. Was die Macht düsterer Zukunfts-Ausblicke (und auch düsterer vergangener Erlebnisse) mindert.
So ist die Produktion aus Mexiko eine moderne Abwandlung des Lateiner-Leitspruchs „carpe diem“ („Genieße den Tag“). Die todkranke Martha ist im Film jene Person, die dabei vorangeht. Erstaunlich, wie viel Freude, wie viel Humor sie aus den winzigsten Anlässen destillieren kann. Da bleibt ihren vier Kindern und der verschlossenen Claudia, die in Marthas Familie quasi hineinadoptiert wird, gar nichts anderes übrig, als selbst immer wieder ein Lächeln aufzusetzen.
Der autobiografisch gefärbte Erstlings-Film der jungen Regisseurin Claudia Sainte-Luce setzt nicht auf Kunst, sondern auf ungeschminkten Realismus. Die Familien-Szenen – beim Frühstück, auf dem Schulweg, im Krankenhaus – könnten auch für eine Dokumentation gedreht worden sein. Der unsentimentale Zugang zum bedrückenden Thema (wie unermesslich schmerzhaft ist es für eine Mutter, ihre Kinder zurücklassen zu müssen?) verleiht dem Drama eine besonders eindringliche emotionale Kraft.
IDEAL FÜR: alle, die es nicht scheuen, im Kino mit dem wahren Leben (und Sterben) konfrontiert zu werden.
|
|