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Der stille Berg
Wenn aus Verwandten Feinde werden
DIE STORY: Das Kriegsdrama „Der stille Berg“ beginnt 1915 mit einer österreichisch-italienischen Hochzeit in Tirol. Der junge Anderl (William Moseley), Bruder der Braut, verschaut sich in die Italienerin Francesca (Eugenia Costantini). Es ist Liebe auf den ersten Blick, und Francesca bleibt heimlich in Tirol - auch, weil sie nicht zurück in die verhasste Klosterschule will. Doch während die Hochzeit noch im Gange ist, kommt die Schreckensmeldung: Italien hat Österreich den Krieg erklärt. Aus Verwandten werden Feinde, die einander bald bewaffnet an der Dolomitenfront gegenüberstehen. Auch Anderl zieht in den Krieg. Hauptsächlich geht es ihm aber darum, seine Liebe zu Francesca zu retten.
DIE STARS: Der Brite William Moseley (Anderl) wechselt von „Die Chroniken von Narnia“ (er spielte den Peter Pevensie) nach Tirol und in die k.u.k. Uniform. Eugenia Costantini (Francesca) hat sich in italienischen Filmen einen Namen gemacht. Claudia Cardinale gibt einen Kurzauftritt als Hochzeitsgast, Fritz Karl spielt einen schleimigen Lehrer mit durch und durch finsterem Herzen. Bewährte Kräfte wie Julia Gschnitzer und Emily Cox ergänzen das Ensemble.
DIE KRITIK: Wenn ein George Clooney an einem großen Kriegsfilm wie „The Monuments Men“ letztlich scheitert, muss man dieses Recht auch dem Tiroler Regisseur Ernst Gossner zubilligen. Die Probleme von „Der stille Berg“ beginnen beim Budget. Weil dieses beschränkt ist, rückt Gossner eher die Schönheit der Dolomiten ins Bild als den Schrecken des Krieges. Den bekommt man vorwiegend akustisch vermittelt sowie mit kleinen, stilisierten Kampfszenen.
Allerdings liegt’s nicht am Geld allein, dass „Der stille Berg“ einen schalen Nachgeschmack hinterlässt. Diese ehrenwerte Anklage gegen die mörderische Absurdität des Krieges leidet unter einer banalen Story, in der holzschnittartige Figuren nie die Chance haben, Dynamik und Tiefgang zu entwickeln. Die Dialoge sind meist flach, die Wendungen der Story vorhersehbar und die Dramatik weicht nur zu oft der Melodramatik.
Letzteres liegt auch am Inszenierungsstil Ernst Gossners, dessen Bildsprache zu sehr kräftigen Farben neigt. Eine Eifersuchtsszene wird optisch mit einem Jahrhundertgewitter untermalt; in manchen schaurigen Szenen steht der Schrecken den Schauspielern so übertrieben überdeutlich ins Gesicht geschrieben, dass er die Zuschauer nicht mehr erreicht. Kleine handwerkliche Fehler stören den Gesamteindruck.
So ist „Der stille Berg“ ein gut gemeintes Drama geworden, dessen friedliebende Botschaft man nur unterschreiben kann. Filmisch lässt die Produktion aber viele Wünsche offen.
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die an Geschichten aus Österreichs Geschichte interessiert sind.
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