Der kleine Tod

Wenn die Sex-Spielwiese zum verminten Gelände wird


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„Der kleine Tod“: Maeve (Bojana Novakovic) erschreckt Paul (Josh Lawson) mit einer Sex-Fantasie © Filmladen
DIE STORY: Sexuelle Obsessionen sind das Thema der australischen Komödie „Der kleine Tod“, die angesichts ihres erotischen Themas verblüffend unsexy verfilmt wurde. Erst kommt der Rausch – und wenn der vergangen ist, preisen die Protagonisten wieder das bürgerliche Leben in trauter Zweisamkeit.
 
DIE STARS: Josh Lawson, der Autor, Regisseur und Hauptdarsteller von „Der kleine Tod“, wurde einem internationalen Publikum durch die TV-Serie „House of Lies“ bekannt. Die anderen Darsteller sind ausnahmslos exzellente Schauspieler, außerhalb Australiens aber noch nicht wirklich populär.

Erin James spielt eine Frau, die Telefonsex in die Gebärdensprache übersetzt © Filmladen

DIE KRITIK: Warum machen wir das eigentlich? Das fragen sich Dan (Damon Harriman) und Evie (Kate Mulvany), als sie, verkleidet für ein erotisches Rollenspiel, in Streit anstatt in Ekstase geraten. „Wegen dem Sex!“, brüllt er. „Wegen der Ehe!“ schreit sie. Man sieht: Die Sex-Spielwiese kann leicht zum verminten Gelände werden.
Die Protagonisten von „Der kleine Tod“ haben sehr ausgefallene Vorlieben, um sexuell so richtig in Fahrt zu geraten.
Rowena (Kate Box) etwa repräsentiert einen Fall von Dacryphilie: Es macht sie heiß, wenn ihr Mann Richard (Patrick Brammall) zu weinen beginnt. Also ersinnt sie immer neue Möglichkeiten, den Gemahl ins heulende Elend zu stürzen und sich dann mit ihm zu vergnügen.
Phil (Alan Dukes) wiederum ist durch Somnophilie geprägt: Er begehrt seine Frau Maureen (Lisa McCune) nur noch dann, wenn sie schläft. Um diesen Zustand herzustellen, behilft er sich mit Schlaftabletten.
Die schöne Maeve (Bojana Novakovic) schließlich offenbart ihrem Mann Paul (Josh Lawson) eine geheime Fantasie, die ihm die Haare zu Berge stehen lässt: Sie träumt davon, vergewaltigt zu werden. Nicht nur als Spiel, sondern richtig. Also dann, wenn sie keine Ahnung hat, was auf sie zukommt.
Dieser sexuelle Wunsch führt im Film zu einer Szene mit einer vorgetäuschten Vergewaltigung, die bei der Premiere von „Der kleine Tod“ in Australien einen Skandal auslöste.
Doch Josh Lawson findet nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Autor und Regisseur einen Ausweg aus der Vergewaltigungs-Fantasie, der unter dem Begriff „brav & bieder“ einzuordnen ist. Denn im Grunde sind alle Figuren von „Der kleine Tod“ treue Familienmenschen, die auf richtige Abenteuer jenseits ihrer geheimen Vorlieben gar keine Lust haben.
Die routinierte Bürgerlichkeit der Protagonisten bremst die Sex-Posse immer wieder mächtig ein. Vom erotischen Prickeln  ist zwar dauernd die Rede, aber auf der Leinwand spürbar wird es kaum.
Nur eine Sequenz, die aus einem großen Handicap heraus entsteht, ist reich an Sinnlichkeit und Esprit. Der fesche und junge, aber gehörlose Comic-Zeichner Sam (T. J. Power) ruft bei einem Telefondienst an, wo er per Videotelefonie in Gebärdensprache mit der Betreuerin Monica (Erin James) plaudern kann. Doch diesmal will er, dass Monica für ihn bei einer Telefonsex-Lady anruft.
Wie Monica dann die ordinären Sprüche der Sex-Dienstleisterin in die Gebärdensprache übersetzt, während Sam immer aufgeregter wird und der keuschen Monica die Ohren glühen, das ist wirklich komisch. Und rührend zugleich.
 
IDEAL FÜR: alle, die wissen wollen, wie andere Leute mit ihren geheimen sexuellen Wünschen umgehen.  






Trailer
LÄNGE: 96 min
PRODUKTION: Australien 2014
KINOSTART Ö: 10.04.2015
REGIE:  Josh Lawson
GENRE: Komödie


BESETZUNG
Josh Lawson: Paul
Bojana Novakovic: Maeve
Damon Herriman: Dan
Kate Mulvany: Evie
Erin James: Monica
T.J.Power: Sam