DIE STORY: „Der dunkle Turm“ erhebt sich auf dem Story-Fundament des achtbändigen Mammutwerks gleichen Namens von Stephen King.
Das gruselig angehauchte Science-Fiction-Drama wird aus der Perspektive des 11-jährigen Jake (Tom Taylor) erzählt, der mit Mutter und Stiefvater in New York lebt. Jake ist ein Außenseiter. Er leidet unter Albträumen, die er dann auf Bildern zu Papier bringt: Stets geht’s dort um einen Mann mit einem Revolver, einen Mann in Schwarz sowie einen unendlich hohen und natürlich dunklen Turm.
Was für Jake real ist, gilt seiner Umwelt als Hirngespinst: Die Eltern beschließen, den Knaben zu einer Therapie zu schicken. Als Jake abgeholt wird, glaubt er, in den Pflegern Abgesandte des Manns in Schwarz zu entdecken. Er haut ab. Und er findet in einem ruinenhaften Haus eine Startrampe in eine andere Wirklichkeit – in die Welt seiner Träume.
Dort begegnet er tatsächlich dem Revolvermann Roland (Idris Elba), einem Helden, der sich auf den Weg gemacht hat, um den dunklen Turm zu verteidigen. Ein harter Kampf steht bevor. Denn Walter O’Dim (Matthew McConaughey), der Mann in Schwarz, der über böse magische Kräfte verfügt, will den Turm zerstören. Und damit letztlich das ganze Universum.
DIE STARS: Der Brite Idris Elba wurde als Titelheld der Thriller-TV-Serie „Luther“ zum Star (Golden Globe 2012). In den letzten Jahren reüssierte er in so vielen Hollywood-Blockbustern (von „Thor“ bis „Bastille Day“), dass er von Insidern als möglicher neuer (und erster dunkelhäutiger) James Bond ins Spiel gebracht wurde.
Matthew McConaughey war viele Filme lang auf romantische Komödien abonniert, bis er mit dem AIDS-Drama „Dallas Buyers Club“ ins Drama-Fach wechselte – was ihm 2014 prompt einen Oscar einbrachte.
Für die Inszenierung waren lange Zeit Regie-Granden wie J.J. Abrams und Ron Howard im Gespräch. Dass dann letztlich der Däne Nikolaj Arcel den Regie-Job bekam, überrascht. Sein bisher größter Erfolg war das Arthaus-Drama „Die Königin und der Leibarzt“ (2012) mit Mads Mikkelsen und der blutjungen Alicia Vikander.
DIE KRITIK: Stephen King, der Megastar der Mystery-Literatur, hat im Lauf von 20 Jahren acht Romane geschrieben, die im „Der dunkle Turm“-Kosmos spielen.
Die Verfilmung fürs Kino ist kaum länger als ein durchschnittliches TV-Movie: 95 Minuten.
Da muss man kein großer Mathematiker sein, um zu erkennen, dass nur ein paar Fragmente aus Kings Erzählungen den Weg in die Kinoversion geschafft haben können.
Kenner der Romane (der Rezensent zählt nicht dazu) begegnen vielen vertrauten Figuren und, so das Urteil der Insider, auch vielen Anspielungen aus den Büchern. Einer aus den Romanen bekannten Geschichte begegnen sie jedoch offenkundig nicht. Denn die Filmemacher beschlossen angesichts der Fülle des Materials, den Figuren eine neue, kinogerechte Story zu verpassen.
In der ersten Hälfte des Films funktioniert das gut. Regisseur Nikolaj Arcel baut eine düster schillernde Atmosphäre auf, die von vielen Bedrohungen und von der Sorge über den Fortbestand unserer Welt geprägt ist. Wenn der junge Jake (ein großes Talent: Tom Taylor) in den Wüstenkosmos des Revolvermanns und des Manns in Schwarz gebeamt wird, wartet man gemeinsam mit dem Knaben höchst gespannt auf Hinweise, welches Drama sich dort ereignen wird.
Die Hauptdarsteller Idris Elba und Matthew McConaughey tun das ihre, um die Spannung zu steigern. Sie spielen Todfeinde; sie haben beide eine sehr entschlossene, virile Aura. Und sie lassen sich Zeit, das Rätsel um ihre Figuren zu entschlüsseln.
Allerdings – und das liegt an den vier Drehbuchautoren, die sich über Stephen Kings Texte hermachten – gibt es da nicht besonders viel zu entschlüsseln. Irgendwann sind die beiden als Held und als Schurke positioniert. Sie sind holzschnittartige Figuren, denen jegliche Raffinesse in der Charakterzeichnung fehlt.
Am Schluss blüht ihnen ein Hollywood-Action-Finale der schrecklich konventionellen Art: Sie werden zum Zweikampf aufeinander losgelassen, bis einer von ihnen geschlagen zu Boden sinkt.
Für eine Verfilmung des großen Stephen King ist das alles ein bissl arg banal. Zwischentöne sucht man vergebens. „Der dunkle Turm“ ist ein Film, bei dem man erwartungsvoll im Kinosessel Platz nimmt und sich auf ein großes Abenteuer freut. Doch beim Nachspann stellt man dann enttäuscht fest, dass man ein erstaunlich kleines Abenteuer gesehen hat.
IDEAL FÜR: Stephen-King-Fans, die wissen wollen, wie „Der dunkle Turm“ auf der Leinwand wirkt.