DIE STORY: „Der Vater meiner besten Freundin“ handelt von zwei Männern in den Vierzigern, enge Freunde von Kindheit an, die mit ihren Teenager-Töchtern Urlaub in Korsika machen. In einer lauen Sommernacht verführt Louna (Lola Le Lann), die Tochter von Antoine (Francois Cluzet), den attraktiven Laurent (Vincent Cassel), Vater von Marie (Alice Isaaz).
Laurent bereut die Affäre sofort. Denn er ahnt, was jetzt passiert: Die 17-jährige Louna schmeißt sich heimlich, aber immer heftiger an ihn ran. Marie kriegt was mit und geht gegenüber Freundin und Vater auf Schmoll-Position. Antoine ahnt irgendwann auch irgendwas und fantasiert davon, dem bösen Mann, der seine Louna entehrt hat, eine Abreibung zu verpassen. Mit dem Urlaubsfrieden ist’s vorbei.
DIE STARS: Francois Cluzet („Ziemlich beste Freunde“) und Vincent Cassel („Black Swan“) zählen zu den populärsten Schauspielern Frankreichs. Lola Le Lann und Alice Isaaz sind zuckersüß, spielen passabel und werden gewiss bald beweisen, ob sie das Zeug zu großen Darstellerinnen haben.
DIE KRITIK: „Der Vater meiner besten Freundin“ ist ein Remake von „Ein Moment der Verirrung“ aus dem Jahr 1977 - ein Film, der als Hauptwerk des Komödienmeisters Claude Berri gilt. Weil in dieser „Verirrung“ die Verwirrung der Männer reflektiert wurde, die in der Zeit von Emanzipationsbewegung und sexueller Befreiung ihre Position neu definieren mussten.
Von diesem Subtext ist in der neuen Version nichts mehr zu spüren. Die Komödie des Jahres 2015 wirkt wie eine schwüle Männerphantasie (knackiges Teenie-Girlie becirct reifen Mann), die alsbald in einen horriblen Männeralbtraum umschlägt (wie wird der reife Mann die naive und klammernde Göre wieder los?).
Zu Beginn inszeniert Regisseur Jean-Francois Richet das Spiel wie eine x-beliebige Feelgood-Komödie. Die Grundstimmung lautet Sommer, Sonne, Sonnenschein. Die Väter blödeln auf der Anreise nach Korsika lässig herum. Die Töchter verkriechen sich in ihren Kopfhörern und fallen im Ferienhaus aus allen Wolken: „Kein Netz, kein TV - das ist wie der Tod“.
Um nicht an Frust zu sterben, vergnügen sich die Girls bald partymäßig und bis tief in die Nacht mit ein paar Jungs, was wiederum die Väter auf die Palme bringt.
So weit, so gewöhnlich. Dann naht die Verführung. Schon bei einem Canyoning-Ausflug lässt die entzückende Louna neckisch ihren Busen blitzen, und abends am Strand fällt sie dann über Laurent, das Objekt ihrer Begierde, regelrecht her. Wogegen sich der arme Mann, damit ein Film draus wird, natürlich überhaupt nicht wehren kann.
Was folgt, ist eine geballte Ladung von französischem Schmollen, Wüten, Intrigieren und Sehnen, die mit zunehmender Dauer immer uninteressanter wird. Man bekommt das weibliche Talent zum Ränkespiel vorgeführt und die männliche Unfähigkeit, unangenehme Sachverhalte in klare Worte zu fassen.
Francois Cluzet und Vincent Cassel sind zwar mit sichtlichem Spaß bei der Sache, leiden jedoch unter der Schablonenhaftigkeit ihrer Figuren. Die Mädels bemühen sich nach Kräften, darstellerisch mit den beiden Stars mitzuhalten, müssen aber ebenfalls sehr grob geschnitzte Charaktere spielen. So versinkt der Film, der mit konventioneller Heiterkeit beginnt, letztlich in konventioneller Belanglosigkeit.
IDEAL FÜR: Frankophile Filmfreunde, die auch mittelmäßige Produktionen charmant finden.