Der Vampir auf der Couch

500 Jahre Ehe sind genug


FilmClicks:
„Der Vampir auf der Couch“: Graf Közsnöm (Tobias Moretti) bei Sigmund Freud (Karl Fischer) © Thim Film
DIE STORY: „Der Vampir auf der Couch“ ist eine Blutsauger-Komödie aus Wien. Im Mittelpunkt steht der Graf Geza von Közsnöm (Tobias Moretti), und der hat da ein Problem. Er,  der Vampir, holt sich in den 1930er Jahren Rat auf der Couch des berühmten Psychoanalytikers Sigmund Freud (Karl Fischer).
Der Anlass für die Konsultation: Der Graf lebt seit über 500 Jahren mit seiner schaurigen Gattin Elsa (Jeanette Hain). Er hat sie satt und möchte mal wieder etwas Neues erleben. Genau das sieht er in Lucy (Cornelia Ivancan), die er für die Wiedergeburt seiner großen Liebe Nadila hält. Müsste er sie nur noch beißen. Tja, wenn das so einfach wäre…  

DIE STARS: Chapeau Tobias Moretti! Mit welcher Klasse er sich das Cape umwirft und zur Dracula-Blaupause wird. Mit welcher Eleganz er sich bewegt und seine Figur – was in diesem Genre schnell passieren kann - nicht als Lachnummer anlegt, das ist großartig. An seiner Seite eine hochwertige Mannschaft. Von Jeanette Hain über Karl Fischer und David Bennent bis zu Lars Rudolph, Erni Mangold und der Neuentdeckung Cornelia Ivancan.   

Sie hat den richtigen Biss für ihre Rolle: Jeanette Hain als untote Gräfin Elsa © Thim Film

DIE KRITIK: Eigentlich ist es ja schon eine ganz schöne Frechheit, gerade jetzt mit einer Vampir-Geschichte um die Ecke zu kommen. Denn zwar waren Vampire seit den frühen Tagen des Kinos immer schwer im Trend. Aber dann beerdigte die Hochglanz-Schmonzetten-Oper „Twilight“ das Genre und der legendäre Jim Jarmusch hielt 2013 mit seiner ausgezeichneten Vampir-Meditation „Only Lovers Left Alive“ den Grabgesang.
Nun könnte man sich doch ein neues Feld für schaurige Filmthemen suchen. Könnte man. Aber der Wiener Autor/Regisseur David Ruehm ist unverfroren genug, das ausgelutschte Genre neu zu beleuchten. Und siehe an: Es funktioniert!
Natürlich heißt es hier nicht: Alles auf Anfang! Das Genre der blutrünstigen Untoten wird angenehmerweise nicht neu erfunden. „Der Vampir auf der Couch“ ist eher eine sehr liebevolle Hommage an die Helden von früher: Max Schreck und Christopher Lee und Klaus Kinski und Gary Oldman und Julian Sands und und und.
Schon der Anfang macht klar, wohin die Filmreise geht. Ein Dieb nähert sich einer scheinbar leerstehenden Villa. Als er gerade dabei ist, überraschend viel Beute zu machen, macht es Schmatz. Es bleibt nicht viel von ihm übrig.
„Der Vampir auf der Couch“ weiß geschickt mit seinen Zutaten umzugehen. Der lebensmüde Vampir Graf  Közsnöm, der sich Sigmund Freud anvertraut. Während ihrer - natürlich nächtlichen! - Sitzungen entstehen wunderbare Dialoge zwischen Tobias Moretti und Karl Fischer, die immer wieder auf Missverständnissen beruhen. Zu sehen, wie der allwissende Psychoanalytiker plötzlich nichts mehr versteht, das hat was.
Jeanette Hain spielt als untote Gräfin, die seit Jahrhunderten nicht mehr weiß, wie sie ausschaut (weil für Vampire ja kein Spiegelbild möglich ist), einfach hinreißend. An der Stelle sei jetzt doch mal ein Wortspiel erlaubt: Ihre Rolle hat den nötigen Biss, den man der Dame erst gar nicht zutraut.
Wenn schon kein Spiegelbild, dann wenigstens ein Ölbild, findet ihr Gemahl. Graf  Közsnöm will Gattin Elsa vom Maler Viktor (Dominic Oley) porträtieren lassen. Dabei hat der Graf so seine Hintergedanken. Vikot ist liiert mit Lucy (Cornelia Ivancan), die  Közsnöm nur zu gern vernaschen würde, wenn der Maler und sein Modell durch die Arbeit am Bild abgelenkt sind.
Natürlich kommt bei „Der Vampir auf der Couch“ alles anders als gedacht und es sitzt auch nicht jeder Gag. Aber insgesamt kann man an diesem Grusel-Lustspiel, das glaubhaft nach den 30er Jahren und Wien aussieht, sehr viel Spaß haben.                  

IDEAL FÜR: Kinogänger, die gern liebevoll gemachten Reminiszenzen zuschauen. Selten wurde der Vampir-Film so herzig durch den Kakao gezogen. Und trotzdem bekommt auch der Grusel-Fan die eine und die andere bluttriefende Szene geboten.






Trailer
LÄNGE: 90 min
PRODUKTION: Österreich / Schweiz 2014
KINOSTART Ö: 19.12.2014
REGIE:  David Ruehm
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Tobias Moretti: Graf Geza von Közsnöm
Jeanette Hain: Gräfin Elsa von Közsnöm
Karl Fischer: Dr. Sigmund Freud
Cornelia Ivancan: Lucy
Dominic Oley: Viktor
Erni Mangold: Fräulein Sedlacek