DIE STORY: Zum Sachverhalt „Der Staat gegen Fritz Bauer“ kommt es Ende der Fünfziger Jahre in der BRD. Der Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (Burghart Klaußner) hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte Nazis vor Gericht zu stellen.
Aber dabei scheint er allein zu sein. Denn überall im neuen System sind sie noch, die Nazis und machen ihm das Leben schwer. Als Bauer den früheren SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann zur Strecke bringen will, wird der Widerstand des Staates gegen ihn immer größer.
DIE STARS: Burghart Klaußner, den man spätestens seit „Die fetten Jahre sind vorbei“ und „Das weiße Band“ kennen muss, darf wieder einmal beweisen, dass er einer der wenigen wahrhaft großartigen Schauspieler im deutschsprachigen Raum ist. Wie sich Klaußner den Generalstaatsanwalt Fritz Bauer draufschafft, bis hin zum sehr gewöhnungsbedürftigen Dialekt, das hat Klasse. Es wurde Zeit, dass Bauer, diesem stillen und heute beinahe vergessenen Helden der deutschen Nachkriegszeit, ein Denkmal gesetzt wurde.
DIE KRITIK: Aus heutiger Sicht scheint die Geschichte, die Regisseur Lars Kraume („Die kommenden Tage“) in „Der Staat gegen Fritz Bauer“ erählt, völlig unglaublich. Es geht um einen Mann, der in seinem Kampf gegen Nazis nicht nur keine Unterstützung von seinen Kollegen und Chefs erhält. Ihm werden auch ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen.
Hinter seinem Rücken spricht man abfällig über die jüdische Herkunft des Generalstaaatsanwalts Fritz Bauer und spioniert so lange, bis man seine Schwachstelle findet – Bauer ist homosexuell. Was damals noch verboten war.
Das Klima der späten Fünfziger Jahre klingt dumpf und es schwingt noch sehr viel nationaler Zeitgeist mit. Den fängt Kraume hervorragend ein. Es war eine Ära, in der von ganz oben der Slogan ausgegeben wurde, jetzt doch endlich mal mit der Rückschau (auf die Verbrechen der Nazis) aufzuhören und nach vorn zu blicken. In dieses Denken passte der Ermittler Fritz Bauer mit seinem Forscherdrang und seinem Willen, Adolf Eichmann den Prozess zu machen, überhaupt nicht.
„Der Staat gegen Fritz Bauer“ ist ein Film, der wütend macht über derart viel Arroganz. Und wer wissen möchte, warum heute wieder so viel national übersteigerter Ungeist herrscht, der schaue diesen Film an. Sollte Pflichtstoff an Schulen werden.
IDEAL FÜR: geschichtsinteressierte Kinogänger, die sich gern überraschen lassen, welche neuen Aspekte der Zeit nach 1945 man bis heute entdecken kann.