DIE STORY: Der Radikal-Komödiant Sacha Baron Cohen spielt in der Thriller-Parodie „Der Spion und sein Bruder“ einen versoffenen Sprücheklopfer aus Englands Unterschicht. Dieser Nobby liebt Fußball, seine vielen Kinder, seine dicke Frau und seinen lang vermissten Bruder Sebastian, von dem er einst als Kind getrennt wurde.
Sebastian (Mark Strong) ist seither zu einem smarten Muskelprotz herangewachsen, der als Agent und Auftragskiller zu den schärfsten Waffen des britischen Geheimdiensts MI6 zählt.
Durch einen unglücklichen Zufall begegnen die Brüder einander wieder, während Sebastian gerade ein Attentat verhindern will. Nobby stört - die Sache geht gründlich schief.
Doch von nun an hängt ihm Nobby wie ein Klotz am Bein. Sebastian wird jetzt selbst vom MI6 gejagt, während er einem Coup auf die Schliche kommt, der die ganze Welt bedrohen könnte. Freunde hat Sebastian keine mehr, nur Gegner sonder Zahl. Also bleibt ihm nichts anderes übrig, als mit Hilfe seines Dumpfgummi-Bruders zu versuchen, die Menschheit zu retten.
DIE STARS: Der Brite Sacha Baron Cohen wurde mit der TV-Figur Ali G bekannt, mit der Farce „Borat“ (2006) weltberühmt und brachte seither Grotesken wie „Brüno“ oder „The Dictator“ heraus. Sein Film-Bruder Mark Strong war zuletzt in Kino-Hits wie „Kingsman: The Secret Service“ oder „The Imitation Game“ zu sehen. In einer kleinen, aber wichtigen Rolle ist Penélope Cruz als steinreiche Wohltäterin im Einsatz.
Der französische Regisseur Louis Leterrier drehte neben Action-Ware wie „Der Transporter“ oder „Clash Of The Titans“ auch die elegante Gaunerkömödie „Die Unfassbaren“.
DIE KRITIK: Wenn Sacha Baron Cohen einen neuen Film dreht, hat die feine Klinge des Humors stets Pause. Der Brite ist berühmt für seine zotigen Geschmacklosigkeiten, die manchmal – wie in seinem besten Film „Borat“ - prächtige Wirkung entfalten. Manchmal allerdings auch nicht.
In „Der Spion und sein Bruder“ scheint Baron Cohen die nach unten offene Skala des Trash-Humos in neue Tiefen führen zu wollen. Man muss schon einen guten Magen haben, um diese Fäkal- und Sexual-Scherze lustig zu finden, die darin gipfeln, dass in den Hintern des Stars Gegenstände eingeführt werden, die dort keinesfalls eingeführt werden sollten.
Nobby mit der fetten Trash-Gemahlin und den zahllosen rüpelhaften Kindern: Das ist eine Familie, bei der in jeder Sekunde und jedem Spruch Fremdschämen angesagt ist. Nobbys Freundeskreis kommt nicht besser davon: Wie hier die britische Arbeiterklasse geschildert wird, das wirkt über weite Strecken absolut denunzierend. Da nutzt es wenig, wenn die Story im Finale versucht, diesen Eindruck zu revidieren.
So ist man stets froh, wenn die Leinwand mal dem coolen Bruder Sebastian gehört. Der bringt zwar im Sekundentakt seine Gegner um, aber Action-Spezialist Louis Leterrier hat diese Sequenzen so rasant und grotesk inszeniert, dass man gar nicht auf die Idee kommt, da könnte irgendetwas realistisch gemeint sein.
In Summe bietet „Der Spion und sein Bruder“ zu viel Gewalt und zu wenig Pointen mit Niveau (auch wenn ein paar Gags, die Donald Trump zum Ziel haben, gemein gut rüberkommen). Vor allem aber fehlt dem Film – ungewohnt für Sacha Baron Cohen - ein echtes Thema. In „Borat“ nahm er Vorurteile auf die Schaufel, in „The Dictator“ die Diktatoren. Hier jedoch geht es nur um eine Parodie auf das Genre der Agentenfilme und um völlig überdrehte Geschwisterliebe. Zum Glück ist der Film mit einer Spielzeit von 83 Minuten bald vorbei.
IDEAL FÜR: Freunde des Trash-Humors und für große Fans von Sacha Baron Cohen.