Der Richter

Downey & Duvall im Vater-und-Sohn-Duell


FilmClicks:
Der Sohn als Strafverteidiger des Vaters: Robert Downey Jr. und Robert Duvall in „Der Richter“ © Warner Bros.
DIE STORY: Das Drama „Der Richter“ zeigt Robert Downey Jr. in einem ungewohnten Fach: Als Charakterdarsteller. Downey spielt einen smarten Rechtsanwalt namens Hank Palmer, der daheim in Chicago einen Rekord zu verteidigen hat:  Seine Klienten verlassen den Verhandlungssaal in aller Regel als freie Menschen. Egal, was ihnen vorgeworfen wurde.
Den Kontakt zu seiner Familie in der Provinz hat der reiche Glamour-Jurist längst abgebrochen. Doch dann kommt eine Todesnachricht. Hanks Mutter ist gestorben. Widerwillig fährt er hinaus nach Indiana – und begegnet einer dysfunktionalen Restfamilie. Der überstrenge Vater Joseph Palmer (Robert Duvall), Richter von Beruf, lässt sich nicht nur im Gerichtssaal mit Judge anreden, sondern am liebsten auch von seinen Söhnen. Hanks Brüder haben es beruflich nicht weit gebracht. Kurz nach dem Begräbnis will Hank wieder zurück nach Chicago – im Streit.
Da kommt die Polizei ins Haus. Man wirft dem Alten vor, einen Mann mit dem Auto angefahren und getötet zu haben. Der Richter wird verhaftet und wegen Mordes angeklagt. Hank Palmer entschließt sich, die Verteidigung seines Vaters zu übernehmen.
 
Ein Starrkopf der Extraklasse: Robert Duvall als angeklagter Vater © Warner Bros.

DIE STARS: Robert Downey Jr. ist auf sehr verschlungenen Pfaden zu einem der Megastars in Hollywood geworden. Auf frühen Ruhm (Oscar-Nominierung für „Chaplin“ 1992) folgte der Drogen-Absturz und schließlich ein Comeback mit „Sherlock Holmes“ und „Iron Man“. Die Rolle von Downeys polterndem, gänzlich charmebefreiten Vater ist mit dem 83-jährigen Robert Duvall (Oscar 1984 für „Comeback der Liebe“) perfekt besetzt.
Als angeklagter Richter bekommt es Duvall auf der Leinwand mit Billy Bob Thornton („The Man Who Wasn’t There“) zu tun, der ihn als Staatsanwalt hinter Gitter bringen will. Vera Farmiga („Up In The Air“) und Vincent D’Onofrio („Full Metal Jacket“) haben schöne Nebenrollen.
 
DIE KRITIK: „Der Richter“ ist ein Film, der aus zwei massiven Grundbausteinen zusammengesetzt wurde. Einerseits raue Familien-Elegie, andererseits klassisches Gerichtssaal-Drama. Dass daraus ein über weite Strecken packendes Kino-Event wird, ist den Hauptdarstellern zu danken – Robert Downey Jr. und Robert Duvall.
Es macht Spaß, Robert Downey Jr. einmal außerhalb der Blockbuster-Welt zu erleben. Also weder als schrill überdrehten Sherlock Holmes noch als Iron Man, den Superhelden mit dem Anzug aus Stahl. In „Der Richter“ trägt Downey den edlen Zwirn der Erfolgs-Anwälte, und er porträtiert einen Mann aus dem wirklichen Leben: Mal charmant, mal zickig. Mal erfolgreich, mal nicht. Mal angriffslustig und dann wieder nachdenklich, mit Neigung zur Selbstreflexion.
Robert Duvall tritt seinem Film-Sohn Downey als Starrkopf massivster Prägung entgegen. 42 Jahre als Richter in der Provinz haben den konservativen Herrn noch dogmatischer gemacht. Emotionen kennt er nicht, schon gar nicht gegenüber seinen Söhnen. Der Richter lebt in einer festgefügten Welt – die komplett aus den Fugen gerät, als ihm selbst Handschellen angelegt werden.
Wie sich die beiden einander nähern und wieder voneinander entfernen, wie sie kämpfen und ringen, um eine gemeinsame Linie und auch eine gemeinsame Basis zu finden, das ist ganz großes Kino. Da geleitet Regisseur David Dobkin zwei große Schauspieler zu einem Duell, für das sie alle Register ihres Könnens ziehen.   
In der Begegnung von Downey Jr. und Duvall liegt so viel Leben, dass die reißbrettartige und schematische Konstruktion des Films übertüncht wird. Das Familiendrama der Palmers?  Voller Schablonen. Die Wortgefechte im Gerichtssaal? Schon spannender, aber Billy Bob Thornton tut sich angesichts des blassen Drehbuchs schwer, seinem Staatsanwalt Schärfe und Gewicht zu verleihen.
Neben den Passagen mit Downey & Duvall bleibt nur eine Romanzen-Sequenz in Erinnerung. Wenn Hank Palmer seiner Jugendfreundin Samantha (Vera Farmiga) wiederbegegnet, dann sprühen durchaus die Funken. Aber das ist hier gar nicht so sehr Robert Downey Jr. zu verdanken. Sondern der selbstbewusst-sinnlich-melancholischen Aura von Vera Farmiga, mit der sie schon George Clooney in „Up In The Air“ verzauberte.
 
IDEAL FÜR: Fans von Robert Downey Jr. und für Liebhaber großer Schauspielkunst. 






Trailer
LÄNGE: 141 min
PRODUKTION: USA 2014
KINOSTART Ö: 17.10.2014
REGIE:  David Dobkin
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 10


BESETZUNG
Robert Downey Jr.: Hank Palmer
Robert Duvall: Joseph Palmer
Vera Farmiga: Samantha Powell
Billy Bob Thornton: Dwight Dickham