Der Nanny

Schrille Scherze und wahre Werte


FilmClicks:
Hilfe! Der Nanny (Milan Peschel) mit den Kids Theo (Arved Friese) & Winnie (Paula Hartmann) © Warner Bros.
DIE STORY: „Der Nanny“ (kein Schreibfehler), gespielt von Milan Peschel, kommt als Kinderbetreuer in die Familie des steinreichen Baulöwen Clemens (Matthias Schweighöfer). Clemens verspricht sich vom Neuzugang, dass der seine extrem widerborstigen Kinder in den Griff bekommt.
Aber Rolf, der Nanny,  hat ganz andere Pläne. Er will Rache, da sein Haus einem Immobilien-Coup von Clemens im Weg stand. Es gibt reichlich Chaos auf dem Weg zur Erkenntnis, dass nur die Familie der wahre Kern der Gesellschaft sein kann.  

Lebt das noch oder kann man das essen? Matthias Schweighöfer mit Tintenfisch © Warner Bros.

DIE STARS: Matthias Schweighöfer war gut ein anerkannter Schauspieler und Star im deutschsprachigen Filmwesen – bis zum Jahr 2011. Da startete er das Experiment einer ersten Regiearbeit. Die Beziehungskomödie „What a Man“ wurde zum Hit.
Nun legt Schweighöfer schon seinen vierten Film als Hauptdarsteller und Regisseur vor. Dieses Mal deutlich milder im Ton und dennoch voll auf die Bedürfnisse des Publikums ausgerichtet, das sich gern zwei Stunden im Kino unterhalten lässt. An seiner Seite erneut der Charaktermime Milan Peschel – wieder in höchster Spiellaune. Und alle paar Minuten tauchen Kumpels von Matthias in größeren und kleineren Rollen auf, wie Joko Winterscheidt, Cindy aus Marzahn oder der You-Tube-Star Friedrich Liechtenstein.  
 
DIE KRITIK: Jeden Schauspieler packt es irgendwann einmal. Er möchte in die Königs-Disziplin und einen Bösewicht spielen. Bei Matthias Schweighöfer war es nach eigenen Angaben soweit, als er Martin Scorseses „The Wolf of Wall Street“ sah. Er dachte sich: „Warum spielen wir nicht mal mit solchen Figuren, wie sie zum Beispiel Matthew McConaughey darstellen? Typen, die zutiefst fies sind und die dennoch vom Publikum gemocht werden?“
Chapeau, Matthias – Hausaufgaben sehr gut gemacht! Der Filmemacher Schweighöfer hat für sich die Figur Clemens erfunden. Ein Immobilien-Hai mit Familienanschluss, der nur eines im Sinne hat: Sich finanziell immer weiter zu vergrößern. An seiner Seite August (Joko Winterscheidt). Beide lassen es so oft wie möglich krachen. Sie planen Projekte ohne Rücksicht auf Verluste – und ohne Rücksicht auf die Menschen, die durch die Neubauten ihre Wohnungen verlieren.
Bei einem ihrer Bauvorhaben allerdings stoßen sie auf Rolf (Milan Peschel), der ihnen später noch ordentlich Ärger machen wird. Denn Rolf bekommt die Stelle, die eigentlich niemand mehr möchte. Er soll als „Der Nanny“ die beiden unzähmbaren Kinder von Clemens betreuen, die ihre Kindermädchen gern mit Sprüchen wie „Du hast keine Kinder – Bist Du unfruchtbar oder wollte Dich einfach keiner bumsen?“ vertreiben.
Auch mit Rolf, so glauben die Quälgeister im frühen Teenie-Alter, haben sie leichtes Spiel. Aber der denkt nicht daran, sich vertreiben zu lassen. Denn er will Revanche dafür, dass Clemens ihn aus seiner Wohnung vertrieben hat. Irgendwann wachsen ihm die Kids ans Herz und er erfährt, dass Clemens als Vater ein Versager ist. Am Ende erkennt jeder, was wirklich wichtig ist im Leben: Familie, Freundschaft und Solidarität.
Diese Botschaften kamen auch schon in den anderen drei Schweighöfer-Filmen („What A Man, „Schlussmacher“ und „Vaterfreuden“) vor. Aber Matthias Schweighöfer war noch nicht so souverän wie jetzt. Er schmiss jede Menge Gags in seine Filme und wollte um jeden Preis unterhalten. „Der Nanny“ ist mutiger geraten. Gewiss, es gibt immer noch reichlich Scherze, die Arthaus-Fans mit Grausen sehen werden. Doch für die ist der Film auch nicht gemacht.
Die Balance zwischen Tragödie und Komödie ist fein ausbalanciert. Der Musik-Einsatz ist wohl überlegt, wenn auch eine Spur zu dominant. Und selbst die Bösewichte – auch wenn sie nicht wirklich fies geraten sind – schließt man irgendwann ins Herz.                   
 
IDEAL FÜR: alle, die Popcorn-Kino mögen, bei dem einem sanft gesellschaftlich relevante Botschaften näher gebracht werden.






Trailer
LÄNGE: 111 min
PRODUKTION: Deutschland 2015
KINOSTART Ö: 26.03.2015
REGIE:  Matthias Schweighöfer
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Matthias Schweighöfer: Clemens
Milan Peschel: Rolf
Paula Hartmann: Winnie
Arved Friese: Theo
Joko Winterscheidt: August
Veronica Ferres: Ilona