GESAMTEINDRUCK: Die Neuverfilmung von „Der König der Löwen“ bietet perfekte Digital-Trickfilm-Unterhaltung. Der Zeichentrick-Klassiker wurde behutsam ins 21. Jahrhundert transportiert.
DIE STORY: Der König der Löwen heißt Mufasa hat mit seiner Gattin Nachwuchs bekommen. Die Tierwelt – so erzählt es das Disney-Märchen – ist begeistert und feiert den Baby-Löwen Simba als Thronfolger. Doch Mufasas Bruder Scar ist entsetzt. Denn er wird nun niemals König werden können. Es sei denn, Mufasa kommt zu Tode und Simba wird verjagt. Scar setzt seinen Plan um und errichtet gemeinsam mit den Hyänen eine Schreckensherrschaft. Nur wenn Simba den Weg zurück in die Familie findet, kann Scar aufgehalten werden.
DIE STARS: Die wahren Stars von „Der König der Löwen“ sind die Menschen, die diese Afrika-Computer-Animation in Hyper-Realität erstellt haben. Von der ersten Szene an kann man sich nicht sattsehen an dem Trick-Spektakel, das die Grenze des technisch Machbaren mal wieder ein ganzes Stück verschiebt. Wie der Film in einem Vierteljahrhundert wirkt, muss man abwarten. Wir reden dann darüber im Jahr 2044.
Die Synchronsprecher leisten – bis auf kleine Ausrutscher – exzellente Arbeit. Für die deutsche Version wurden Profis, aber keine Promis engagiert. Im englischen Original hört man unter anderem James Earl Jones (Mufasa), Beyoncé (Nala) und Chiwetel Ejiofor (Scar).
DIE KRITIK: Es gab reihenweise Fans, die alles andere als begeistert waren, als Disney ankündigte, seine erfolgreichen Trickfilme als Realfilme inszenieren zu lassen. Wobei „Der König der Löwen“ zwar aussieht wie ein Realfilm, aber dennoch komplett am Computer entstanden ist.
Die bisherigen Erfahrungen waren gemischt: Ausgerechnet der ehemalige Berufs-Träumer Tim Burton sorgte für eine große Enttäuschung, als er „Dumbo“ komplett der Seele beraubte. „Aladdin“ hingegen hat es vor ein paar Wochen vorgemacht, wie man einen Klassiker modernisiert ins Hier und Jetzt holen kann.
Beim neuen „König der Löwen“ hat man auf Aktualisierungen der Story verzichtet. Hier kämpft keine Löwin für mehr Gerechtigkeit. Es finden keine Tierrechte-Debatten auf Meta-Ebenen statt. Das Team um Regisseur Jon Favreau wählte einen Ansatz, den man am ehesten mit der Restaurierung eines Bildes vergleichen kann. Die Neuinszenierung ist keine Neudeutung geworden. Die Version 2019 ist eine Huldigung an das Original von 1994. Alles ist ein bisschen größer als Mitte der 90er Jahre.
Die Geschichte ist exakt so geblieben, wie sie war. Gut so: Sie ist perfekt. Jon Favreau war aber klug genug, die wenigen Stellen, die im Original etwas holprig wirkten – oder aus heutiger Sicht so aussehen –, zu glätten.
Auch der neue Film beginnt mit einem Blick in die afrikanische Savanne. Tiere streben zum Felsen, dieses Mal noch mehr als vor 25 Jahren und auch schöne kleine, um die Geburt von Simba zu feiern. Dazu das hört man Elton Johns legendäres Lied „Circle Of Life“.
Hier gibt es zum ersten (aber nicht letzten) Mal Gänsehaut pur. Denn die Zuschauer bekommen Zeit, sich in die Szene zu vertiefen. Es fällt angenehm auf, dass die zusätzlichen 30 Minuten Laufzeit des neuen Films nicht für einen weiteren Twist oder Schurken verwendet wurden. Man hat einfach mehr Gelegenheit, die Computer-Kunst – um nichts anderes handelt es sich – optisch zu genießen.
Der Konflikt um den Königsthron bleibt. Das dramatische Ende natürlich auch. Bei den Allianzen verschiebt sich nur wenig. Die Guten sind mit dem Warzenschwein Pumbaa und dem Erdmännchen Timon (sie haben die meisten Lacher) gut versorgt. Bei den Bösen hingegen bekommt die Hyäne Shenzi (wird auf Englisch wie auf Deutsch von „Black Panther“-Star Florence Kasumba gesprochen) ein bisschen mehr Leinwandzeit.
Die größten Unterschiede zwischen beiden Versionen sind in der Umsetzung der Lieder zu finden. Man mag singende Löwen albern finden. Aber so ist nun mal das Konzept. In der alten Version konnten sich die Zeichner damals austoben. Zum Ende der Songs wurden Dinge ohne Ende aufeinander getürmt oder Scar wurde als Diktator in Szene gesetzt. Von all diesem Gigantismus - für den Disney berühmt ist - gibt es erfreulicherweise nichts in diesem Film. Die lebensecht wirkenden Digital-Bilder sind schon atemberaubend genug.
Die schönste Collage ist den Machern mit einer kleinen szenischen Änderung gelungen. Wenn Timon und Pumbaa im Zeichentrick-Original den Klassiker „The Lion Sleeps Tonight“ anstimmen, ist der Spaß nach wenigen Sekunden schon wieder vorbei. Hier hingegen singen sie wesentlich länger, bevor Nala auf sie zustürmt und von Simba gestoppt wird.
Kurz danach und weniger lang als im Original singen sie „Can You Feel The Love Tonight“. Reicht! Überhaupt wird diesmal im Film erfreulich wenig gesungen. Der wahrscheinlich für die Oscar-Saison gedachte Beyoncé-Song „Spirit“ fällt nicht auf. Wer das Lied nicht vorher schon mal gehört hat, wird es nicht bemerken.
Für den Abspann hat Elton John einen lustigen neuen Song beigesteuert. Und Hans Zimmer ist nochmal über seinen Score gegangen. Was nicht nötig gewesen wäre. Denn die Musik im Original ist unerreicht schön.
Fazit: Man darf auch nach diesem Film die Frage stellen, ob es nötig ist, die Klassiker von Disney noch einmal zu verfilmen. Aber wenn man diese Kino-Ikonen wieder frisch aufleben lassen möchte, dann bitte so wie hier. Mit reiner Magie, die bei Alt und Jung direkt ins Herz geht.
IDEAL FÜR: Fans der Original-Version aus den 90er Jahren und alle, die die Löwen jetzt zum ersten Mal entdecken.