GESAMTEINDRUCK: „Der Flohmarkt von Madame Claire“ ist eine superb gespielte, inhaltlich aber schwer verwackelte Elegie über das Leben, sein Ende und seinen Sinn.
DIE STORY: Die reiche, schusselige und zur Verwirrung neigende Madame Claire (Catherine Deneuve) wacht eines Morgens mit der sicheren Erkenntnis auf, ihr letzter Lebenstag sei angebrochen. Also organisiert sie in ihrem kleinen Dorf spontan einen Flohmarkt, bei dem sie ihre wertvollen Antiquitäten und Erinnerungsstücke zu Spottpreisen verscherbelt. Eine Freundin des Hauses informiert Claires Tochter Marie (Chiara Mastroianni), die zur Mutter schon lange keinen Kontakt mehr hat. Erstmals seit Jahren begegnen die beiden Frauen einander wieder von Angesicht zu Angesicht – und sie stellen sich den Erinnerungen an eine Vergangenheit voller tragischer Ereignisse.
DIE STARS: Catherine Deneuve und Chiara Mastroianni sind, wie Filmfreunde wissen, auch im wirklichen Leben Mutter und Tochter. Sie in dieser Konstellation gemeinsam auf der Leinwand zu erleben, verleiht dem Projekt „Der Flohmarkt von Madame Claire“ einen besonderen Reiz.
DIE KRITIK: „Ich werde endlich erfahren, was danach kommt“, sagt die Protagonistin einmal im Laufe der Ereignisse von „Der Flohmarkt von Madame Claire“. Angst vor dem Sterben hat die in Schönheit alternde Claire Darling also offenkundig nicht. Eine Ahnung davon, was sie im Jenseits erwartet, besitzt sie aber auch nicht. Und weil sie dieses Nichtwissen mit allen Menschen im Diesseits teilt, beginnen hier bereits die Probleme ihrer Geschichte.
Denn natürlich können auch die Regisseurin Julie Bertuccelli und die Autorin Lynda Rutledge (Roman-Vorlage) nicht viel mehr tun, als ein bisschen herumzuspekulieren, ob das menschliche Leben in einem größeren Zusammenhang steht oder ob es mit dem Tod einfach aus ist.
Also konzentrieren sie sich auf die irdischen Aspekte ihrer Story, die so nah am Sterben gebaut ist. Da kommen die üblichen kleinen Konflikte zum Vorschein, die in jeder Familie Narben hinterlassen. Aber auch zwei große Tragödien, welche die Familie Darling zerbrechen ließen.
Die Folge war offenkundig ein großes Verstummen: Tochter Marie verabschiedete sich in ein eigenes Leben, Mutter Claire wurde zur Eigenbrötlerin und Sammlerin.
„Wen kümmert’s?“ könnte man jetzt nach skeptischer Hollywood-Produzenten-Manier fragen, doch dies ist im Fall von „Der Flohmarkt von Madame Claire“ schwer zu beantworten: Es wird wohl nur wenige Filmfreunde geben, die sich von dem oberflächlichen Todes- und Antiquitäten-Melodram beeindrucken lassen, das obendrein auf ein ein sehr konstruiert wirkendes Finale zusteuert.
Wenn es etwas gibt, das an dem Film gefällt, dann ist es das Spiel von Catherine Deneuve und Chiara Mastroianni. Die Deneuve bleibt auch im Zustand der Verwirrung in jeder Szene eine Grande Dame, die ihrer vom Sturm des Lebens zerzausten Figur eine täuschend souveräne Aura schenkt. Und Chiara Mastroianni agiert einfühlsam als seelisch verletzte und verhärtete Frau, die einst aus Selbstschutz Abschied von der Mutter nahm. Und die bei der Wiederbegegnung widerstrebend entdeckt, dass auch noch zarte Gefühle für Claire in ihr wohnen.
Mit einem besseren Drehbuch hätte aus dieser filmischen wie realen Mutter-Tochter-Begegnung etwas Großes entstehen können. So bleibt einem nur die Ahnung, dass da viel mehr möglich gewesen wäre.
IDEAL FÜR: Liebhaber des französischen Films, die es auch trotz einer schwachen Story reizt, Catherine Deneuve und Chiara Mastroianni gemeinsam auf der Leinwand zu erleben.