DIE STORY: „Der Blunzenkönig“ ist ein österreichischer Heimatfilm des Jahrgangs 2015. Karl Merkatz spielt den alternden Fleischhauer und Wirt Franz König alias Blunzenkönig aus dem Weinviertel, der zusehen muss, wie sein Reich zerfällt. Die Kunden und die Gäste bleiben aus. Der Sohn Franzl Jr. (Andreas Lust) hat eine Weltreise im Sinn und nicht die Nachfolge im Betrieb. Der Lebensmittelinspektor macht Auflagen für den Fortbestand des Gasthauses, die nicht zu bezahlen sind.
Doch dann hat Franzl Jr. eine kurze Affäre mit seiner Schulfreundin Charlotte (Jaschka Lämmert), die langfristige Folgen auslöst: Charlotte ist schwanger. Franzl und Charlotte beschließen, beieinander zu bleiben. Und vielleicht könnten sie ja auch das Wirtshaus übernehmen.
Es gibt nur ein kleines Problem: Charlotte ist Veganerin. „Das Kind wird auch vegan“, sagt sie. „Da herinnen wird kein Körndlg’schäft aufg’sperrt“, sagt der Blunzenkönig. Das kann ja heiter werden, sagt der Film.
DIE STARS: Karl Merkatz ist seit den Zeiten der Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ (also quasi seit der Erfindung des Fernsehens) in Österreich das, was man einen Publikumsliebling nennt.
Andreas Lust spielte sich mit Filmen wie „Revanche“ (Oscar-Nominierung) oder „Der Räuber“ (Bayerischer Filmpreis) und mit TV-Produktionen wie „Landauer – Der Präsident“ oder „Schnell ermittelt“ in die erste Riege der Darsteller aus Österreich.
Leo Bauer ist langjähriger Regisseur von Kabarettprogrammen im Wiener Simpl und des Ensembles Heilbutt & Rosen. Er schrieb für die ORF-Serie „Die kranken Schwestern“ und inszenierte Serien wie „Novotny & Maroudi“ oder „Die Lottosieger“. „Der Blunzenkönig“ ist sein erster Kino-Spielfilm.
DIE KRITIK: Karl Merkatz als grantelnder Fleischhauer, der den Lauf der Welt nicht mehr versteht: Das hatten wir schon in „Der Bockerer“. Und so eine Figur könnte man durchaus auch in „Der Blunzenkönig“ erwarten: Einen Merkatz, der alle Register des übellaunigen Humors zieht, wie wir das von ihm seit seiner Paraderolle als Mundl im „Echten Wiener“ kennen. Und lieben.
Man muss dem Film von Leo Bauer aber zugute halten, dass diese Erwartung enttäuscht wird. „Der Blunzenkönig“ ist kein ländliches Potpourri mit Versatzstücken aus Mundl und Bockerer, sondern eine Geschichte über gesellschaftliche und persönliche Veränderungen, deren Humor sehr ernsthaft daherkommt.
Natürlich blafft Karl Merkatz als Blunzenkönig manchmal lautstark auf. Wie ein bellender, aber nicht beißender Hund. Doch die Grundstimmung des Films ist geprägt von stiller Melancholie. Darüber, dass sich die Zeitläufte nicht aufhalten lassen und das Altern sowieso nicht. Dass das Wirtshaus immer leerer und leerer bleibt. Dass die Leute weniger Blunzen essen und dass es so neumodische Entwicklungen gibt, denen man als gestandener Patriarch nicht folgen mag: Was soll das denn sein, so ein Körndlfresser, ein Veganer? So etwas kommt einem nicht ins Haus! Oder am Ende doch?
In der ersten halben Stunde inszeniert Leo Bauer diese Weinviertler Dorfgeschichte, die auf einem Bühnenstück von Christoph Frühwirth beruht, sehr stimmig. Mit viel Gespür für Tempo und die Eigenart der Figuren.
Andreas Lust hat als Königs-Sohn Franzl die Sehnsucht nach der großen Welt in den Augen, die durch ein kleines erotisches Abenteuer jäh gebremst wird. Jaschka Lämmert spielt Franzls Ex-Schulfreundin und Neo-Partnerin mit dem Selbstbewusstsein einer jungen Frau, die sich vom Dorf und seinen Lebensregeln emanzipiert hat.
Angelika Niedetzky schaut für einen sehr lustigen Kurzauftritt als Briefträgerin vorbei. Joseph Lorenz ist als Lebensmittelinspektor ein fieser Bürokrat, der die Vorschriften auf seiner Seite weiß. Inge Maux bemüht sich als des Blunzenkönigs Gefährtin, ihrem Mann auch in dunklen Momenten eine starke Stütze zu sein.
Mit der Zeit verliert der Film allerdings spürbar sein Temperament. Dann tritt so etwas wie Windstille ein im Blunzen-Königreich Das tut dem Werk nicht gut. Man registriert nun, wie schablonenhaft die Story gebaut ist und wie vorhersehbar. Die Komödie, die zu Beginn sehr aktuelle Themen verhandelt, biegt immer mehr ab zum leisen ländlichen Schwank von sehr konventioneller Prägung.
So darf man sich, wenn man will, am Schluss über ein Happy End freuen, das den Regeln des Lustspiel-Genres entspricht. Man darf aber auch bedauernd feststellen, dass in dieser Saga über Niedergang, Veränderung und Neubeginn auf dem Lande mehr drin gewesen wäre, als man auf der Leinwand geboten bekommt.
IDEAL FÜR: Fans von Karl Merkatz und für FreundInnen des gepflegten österreichischen Heimatfilms.