DIE STORY: Hollywood-Star Viggo Mortensen spielt im französischen Drama „Den Menschen so fern“ einen Lehrer namens Daru, der sich während des Algerien-Kriegs 1954 ein kleines Idyll errichtet hat – seine eigene Schule. Unbeirrt von der Gewalt ringsum bringt er den arabischen Kindern in einem Tal im Atlas-Gebirge Lesen und Schreiben bei.
Eines Abends klopft es an der Tür von Daru. Ein anderer Franzose schleppt einen Gefangenen an, Mohamed (Reda Kateb), der wegen einer Mordanklage vor Gericht gestellt werden soll. Und Daru soll für den Weitertransport des Mannes in die nächste Stadt sorgen.
Unwillig nimmt Daru den Auftrag an – und Mohamed erstmal die Fesseln ab. Der gemeinsame Weg entwickelt sich anders als erwartet: Die beiden Männer beginnen, sich anzufreunden.
DIE STARS: Viggo Mortensen, New Yorker mit dänischen Wurzeln, wurde durch die Rolle des Aragorn in „Der Herr der Ringe“ zum Weltstar. Er ist außerdem einer der Lieblingsschauspieler von David Cronenberg („A History of Violence“, „Eastern Promises“, „Eine dunkle Begierde“).
Reda Kateb, Pariser mit algerischen Wurzeln, ist einer der führenden Schauspieler des französischen Films. Für „Hippocrate“ gewann er 2015 den César-Filmpreis. Kathryn Bigelow engagierte ihn 2012 für ihren Politthriller „Zero Dark Thirty“ über die Suche nach Osama Bin Laden.
Die Filmmusik zu „Den Menschen so fern“ stammt von Nick Cave und Warren Ellis.
Der Pariser Regisseur David Oelhoffen, 47, arbeitete als Produzent, bevor er 1996 auf den Regie-Sessel wechselte. „Den Menschen so fern“ ist sein zweiter abendfüllender Spielfilm.
DIE KRITIK: „Den Menschen so fern“ basiert auf einer Erzählung, die Albert Camus im Jahre 1957 schrieb – und die heute (wieder) erstaunlich aktuell wirkt. Denn in der Begegnung des Franzosen Daru mit dem Algerier Mohamed geht es um den Konflikt, den Zusammenprall und den Dialog zwischen dem Westen und dem Islam.
Daru soll Mohamed also bei einem Gerichtshof abliefern: Der Algerier hat einen Mann, der ihm Geld schuldete, getötet. Doch bevor Mohamed der Prozess gemacht werden kann, müssen die zwei Männer erst einmal die Wüste des Atlas-Gebirges durchqueren. Es wird ein Weg, auf dem Gefahren, aber auch Freuden auf die beiden warten.
Sie geraten in ein mörderisches Gefecht zwischen französischen und algerischen Einheiten, wobei sich herausstellt, dass Daru im Zweiten Weltkrieg ein Offizier im Kampf gegen die Deutschen war. Die Wanderer überleben. Sie kommen in ein Dorf, wo Daru seinem Begleiter, der noch nie ein Verhältnis mit einer Frau hatte, ein Schäferstündchen mit einem Freudenmädchen spendiert. Und sie kommen ins Gespräch.
Daru weiß, dass der Prozess für Mohamed mit einem Todesurteil enden würde. Er findet, dass dieses nicht angemessen wäre. Er redet auf seinen arabischen Begleiter ein, den Weg zurück ins Leben zu gehen. Wegen eines vertrackten familiären Hintergrunds wäre Mohamed bereit, die Strafe auf sich zu nehmen. Doch die Worte des Franzosen zeigen Wirkung.
An einer Weggabelung trennen sich die Wege der beiden. Links geht es in die nahe Gerichtsstadt. Rechts in die Wüste, wo sich Mohamed Beduinen anschließen könnte. Daru schaut aus der Ferne zu, welche Richtung Mohamed wählt…
Der Film von David Oelhoffen, der streckenweise wie ein arabischer Western wirkt, hat viele spannende Passagen, unterbrochen von klugen Dialogen über Krieg und Freiheit. Und natürlich über die Gegensätze zwischen der westlichen und der islamischen Welt.
Muss es sein, dass diese Mentalitäten ungebremst und tödlich aufeinander prallen? Es muss nicht sein, fand 1957 Albert Camus, findet heute der Film. Reden ist allemal besser als kämpfen. Erst wo die Sprache aufhört, beginnt die Gewalt.
IDEAL FÜR: alle, die sich über die Konfrontation zwischen dem Westen und dem Islam Gedanken machen. Und natürlich für Viggo-Mortensen-Fans.