GESAMTEINDRUCK: „Deine Juliet“ ist eine leicht tranige Mischung aus Zeitgeschichte-Drama, Romanze und Liebeserklärung an die Literatur. Im Zentrum: Lily James, die Hauptdarstellerin des zweiten „Mamma Mia!“-Musicals.
DIE STORY: Die Autorin Juliet Ashton (Lily James) reist 1946 von London auf die Kanalinsel Guernsey, um einer wunderlichen Geschichte nachzugehen: Dort hatte sich während des Weltkriegs ein Literaturverein mit dem Namen
Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf gegründet. Der Club blieb auch nach dem Abzug der deutschen Besatzer aktiv und Juliet möchte über die Buchliebhaber schreiben. Außerdem funkt es zwischen ihr und dem belesenen Landwirt Dawsey Adams (Michiel Huisman). Einige Clubmitglieder zeigen sich ihr gegenüber aber sehr reserviert. Als Juliet deren Vertrauen gewinnt, erfährt sie eine tragische Geschichte aus der Zeit des Krieges.
DIE STARS: Die US-Autorinnen Mary Ann Shaffer und Annie Barrows schufen mit dem Briefroman „Deine Juliet“, der weltweit 7,5 Millionen Mal verkauft wurde, die Vorlage für den Film.
Hauptdarstellerin Lily James zählt zu den großen Talenten des internationalen Kinos: Ihr Spektrum reicht von Märchen (Titelfigur in „Cinderella“) über Action („Baby Driver“) und Arthaus-Dramen („Die dunkelste Stunde“) bis zum Musical („Mamma Mia! Here We Go Again“). Der Holländer Michiel Huisman machte international durch die Serie „Game Of Thrones“ sowe durch das Fantasy-Drama „Für immer Adaline“ auf sich aufmerksam.
Regisseur Mike Newell zählt mit Hits wie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, „Donnie Brasco“ oder „Harry Potter und der Feuerkelch“ zu den prominentesten Filmemachern Großbritanniens.
DIE KRITIK: Literatur, Liebe und Krieg: Die Bestseller-Verfilmung „Deine Juliet“ wartet mit einem ungewöhnlichen, aber vielversprechenden Themenmix auf. Doch je länger der Film dauert, umso mehr schleicht sich das Gefühl ein, dass hier eine spannende Geschichte verschenkt wurde. Regisseur Mike Newell lässt den Esprit seiner großen Erfolge vermissen. In „Deine Juliet“ bietet er braves britisches Konversationskino, das frei ist von lodernden Emotionen und großen Überraschungen. Immerhin ist der Film optisch sehr schön anzusehen.
Angelpunkt der Story ist natürlich der Club der
Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf. Dass sich hier eine Gruppe von Bürgern während des Weltkriegs und der Besatzung eine geheime geistige Oase schafft, macht neugierig. Leider wird diese Episode ohne großes Feuer erzählt: Die Dichtung schmeckt gut, der Kartoffelschalenauflauf schmeckt schlecht. Und nach dem Krieg, als sich die Clubmitglieder wieder bessere Speisen zubereiten können, bleiben sie ihren regelmäßigen Literatur-Treffs und ihrem alten Namen treu.
Die Protagonisten Juliet und Dawsey, die im Jahr 1946 durch den Club zueinander finden, werden von Lily James und Michiel Huisman als kultivierte und wohlerzogene Bürger porträtiert, die einander eher scheu als leidenschaftlich nähern. Und das einzige Geheimnis der Story – was wurde aus der während der Kriegs verschwundenen Club-Gründerin Elizabeth (Jessica Brown Findlay)? – wird nach langem Hin und Her so beiläufig aufgeklärt, dass man definitiv nicht mitfiebert, um die Auflösung zu erfahren.
So wird ein Film, der sich großen Themen widmet, zum kleinen Schicksalsdrama, das sich vor der Literatur verneigt, als Kino-Kunstwerk aber nicht überzeugen kann.
IDEAL FÜR: Freunde des britischen Konversationsfilms.