Deepwater Horizon

Der Weg zur großen Katastrophe


FilmClicks:
Gezeichnet von der Katastrophe: Mike Williams (Mark Wahlberg) und Kollegen auf der Deepwater Horizon © Studiocanal
DIE STORY: „Deepwater Horizon“ ist ein Dokudrama, das zwangsläufig zum Action-Reißer wird. Der Film schildert die Ereignisse am 20. April 2010, als die Ölplattform gleichen Namens im Golf von Mexiko in Brand geriet und dort die größte Umweltkatastrophe auslöste, die je von Menschenhand geschaffen wurde. Geschätzte 795 Millionen Liter Erdöl, erfährt man im Nachspann, flossen ins Meer. Elf Menschen verloren bei dem Unglück ihr Leben.
Der Weg zur Katastrophe wird aus der Perspektive zweier Überlebender erzählt. Mike Williams (Mark Wahlberg), der Chef-Elektroniker der „Deepwater Horizon“, und sein Vorgesetzter Jimmy Harrell (Kurt Russell), fliegen mit dem Helikopter zur Arbeit. Schon bei der Ankunft auf der Bohrinsel sind sie irritiert: Ein Techniker-Team, das wichtige Sicherheits-Tests durchführen sollte, reist unverrichteter Dinge wieder ab.
Warum wurde der Test gestrichen? Donald Vidrine (John Malkovich),  der Chef des BP-Konzerns auf der Plattform, drängt zur Eile: Die „Deepwater Horizon“ ist mit ihrem aktuellen Arbeitsprogramm 43 (sündteure) Tage im Rückstand. Noch am selben Abend soll sie zur nächsten Bohrstelle weiterschippern.
Es werde schon alles gutgehen, argumentiert der BP-Mann Vidrine. Doch er hat Unrecht: Bei einem letzten Test entsteht plötzlich ein gigantischer Überdruck. Die Folge: Bohrschlamm, Öl und Gas schießen unkontrolliert und unkontrollierbar in die Höhe. Das Gas entzündet sich – die Bohrinsel brennt lichterloh. Den Schaden zu beheben, ist nicht mehr möglich. Jetzt geht es für die Besatzung nur noch darum, das eigene Leben zu retten.

Vor der Katastrophe: Mr. Jimmy (Kurt Russell, M.), der Insel-Chef, wirkt skeptisch © Studiocanal

DIE STARS: Mark Wahlberg, der gern zwischen Thrillern („Departed“) und Komödien („Ted“) pendelt, spielt in „Deepwater Horizon“ sehr kompetent einen Werktätigen und Ölspezialisten, dessen Bedenken nicht erhört werden. Kurt Russell schenkt dem Plattform-Chef Mr. Jimmy viel Entschlossenheit, Wärme und natürliche Autorität – eine seiner besten Rollen seit langem.
Als Mark Wahlbergs Ehefrau ist Kate Hudson („Almost Famous“) zu sehen, die somit gemeinsam mit ihrem Stiefvater Kurt Russell in einem Film auftritt. Da sie in der Story aber an Land bleibt, haben Hudson & Russell keine gemeinsame Szene.
John Malkovich („Being John Malkovich“), der ewige Wanderer zwischen Arthaus- und Blockbuster-Kino, mimt hier mit gefährlicher Selbstsicherheit den Konzernstrategen von BP, der Profitinteressen vor  Sicherheitsfragen reiht.

Eheleben via Internet: Mike Williams (Mark Wahlberg) chattet mit seiner Frau (Kate Hudson) © Studiocanal

DIE KRITIK: „Ihr habt 185 Milliarden Dollar und seid geizig“, wirft der Bohrinsel-Chef Mr. Jimmy dem Abgesandten des Öl-Multis BP vor, als es um Sicherheitsfragen geht: „Deepwater Horizon“, der Film, lässt keine Zweifel daran, wer die Verantwortung für die Katastrophe auf der Ölplattform trägt. Hätte der BP-Mann nicht so sehr aufs Tempo gedrückt und hätte er einen geplanten Test (Kosten: 125.000 Dollar) durchführen lassen, so hätte das Unglück wohl vermieden werden können. Dem Golf von Mexiko wäre eine gigantische Ölpest erspart geblieben und dem BP-Konzern ein Strafbefehl der US-Behörden über mehr als 20 Milliarden Dollar.
Regisseur Peter Berg („Lone Survivor“) bringt  den ökonomischen Hintergrund der Ereignisse zwar zur Sprache, doch „Deepwater Horizon“ ist kein Wirtschafts-Krimi. Sondern eine aufwühlende und spannende Kino-Reportage über eine Gruppe von Arbeitern, die für die Verfehlungen der Kaufleute mit Angst und Schrecken, mit Verletzungen und zum Teil auch mit dem Leben bezahlen mussten.
Der Elektronik-Spezialist Mike Williams, die Zentralfigur des Films, wird zunächst ausführlich in seinem privaten Umfeld gezeigt. Mark Wahlberg und Kate Hudson kommen als liebevolles Paar mit einer entzückenden Tochter ins Bild. Wenn er dann auf der Ölplattform landet, gerät man erst einmal ins Staunen, was für einen gigantischen Set das Produktionsteam aufgebaut hat.
„Deepwater Horizon“ ist kein Film, der in einer Studiohalle oder vor Green Screens gedreht wurde. Die Ölplattform, die Rohre, die Stahlgerüste, die Kräne – alles wirkt echt. Man glaubt es Regisseur Peter Berg, wenn er sagt, dass die Nachbildung der Bohrinsel „eines der größten Filmsets in der Geschichte des Kinos“ ist.
Der Besuch in diesem technischen Labyrinth ist so fesselnd, dass der Film im Grunde gar keine Katastrophe brauchen würde, um das Publikum in die Kinosessel zu schrauben. Doch wenn der Druck in den Leitungen und die Spannung auf der Leinwand steigt, zeigt Regisseur Berg, dass er auch als Feuerwerker sein Metier versteht. Die Szenen mit dem Schlamm- und Ölfontänen sowie die Gasexplosionen, die zum Großbrand auf der Insel führen, sind absolut spektakulär gefilmt.
Hier folgt „Deepwater Horizon“ einer konventionellen Dramaturgie, in der es um Lebensgefahr, Mut und Heldentum geht. Mark Wahlberg und Kurt Russell bekommen reichlich Gelegenheit,  unerschrocken und uneigennützig beim Versuch aufzutreten, zu retten, was noch zu retten ist.
Doch das Geschehen entgleitet nie zu Pathos und Kitsch. Man spürt: Die Bohrinsel ist am Abend der Katastrophe ein höllischer Platz. Und die  Menschen, die das Pech haben, dort zu sein, unternehmen halt alles, um dieser Hölle zu entrinnen.
All das wird in „Deepwater Horizon“ in Form eines lodernden Dokudramas gezeigt, das zum Schluss wieder die Kurve zur wichtigsten Frage dieser Katastrophe kriegt: Ob es die Suche nach Erdöl und Profit wirklich wert ist, Risiken zu nehmen, die der Natur den Todesstoß versetzen können.
 
IDEAL FÜR:  Freunde von realistischen Filmstoffen, die spannend und klug aufbereitet werden.






Trailer
LÄNGE: 107 min
PRODUKTION: USA 2016
KINOSTART Ö: 24.11.2016
REGIE:  Peter Berg
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Mark Wahlberg: Mike Williams
Kate Hudson: Felicia Williams
Kurt Russell: Jimmy Harrell
Gina Rodriguez: Andrea Fleytas
John Malkovich: Donald Vidrine
Dylan O'Brien: Caleb Holloway