Das schweigende Klassenzimmer

Stilles Aufbegehren gegen die Diktatur


FilmClicks:
„Das schweigende Klassenzimmer“: Protest gegen die Niederschlagung des Ungarn-Aufstands 1956 © Studiocanal
GESAMTEINDRUCK: „Das schweigende Klassenzimmer“ ist ein packender Geschichtsfilm über Schüler in der DDR in den 1950er Jahren, die politischen Ungehorsam leisten und für ihren gewaltlosen Protest bestraft werden. 
 
DIE STORY: In „Das schweigende Klassenzimmer“ geht es um die wahre Geschichte von Schülern einer DDR-Abiturklasse, die 1956 für zwei Minuten im Unterricht schweigen. Sie wollen damit an den niedergeschlagenen Aufstand in Ungarn erinnern. Die Staatsführung bekommt Wind von der Sache und reagiert brutal. Die Funktionäre drohen den Schülern den Rausschmiss an. Was bedeuten würde, dass sie nicht zur Reifeprüfung antreten können.

Die Verhöre beginnen: Jördis Triebel (M.) und Florian Lukas (r.) als Lehrkörper © Studiocanal

DIE STARS: Neben großen Namen der deutschen Szene wie Ronald Zehrfeld, Michael Gwisdek, Burghart Klaußner und Jördis Triebel begegnet man Talenten wie Leonard Scheicher, Tom Gramenz und Anna Lena Klenke,

Die grimmige Staatsmacht: Burghart Klaußner als Volksbildungsminister Lange © Studiocanal

DIE KRITIK: Regisseur Lars Kraume liefert in „Das schweigende Klassenzimmer“ eine präzis recherchierte Momentaufnahme über die Atmosphäre im Osten Deutschlands.
Die Ausgangslage: Die Stimmung in dem vor nicht einmal sieben Jahren gegründeten ostdeutschen Staat ist alles andere als gut. Doch im Sommer 1956 riecht es nach einem neuen Freiheitsgeist in Osteuropa. In Ungarn begehren die Bürger gegen die regierenden Sozialisten auf. Für einen Moment in der Weltgeschichte sieht es so aus, als würde Moskau dies geschehen lassen.
Wer sich in der DDR über die Ereignisse informieren wollte, der konnte das damals nicht in den staatlich gelenkten Medien tun. Man musste - was bis 1961 möglich war - mit dem Zug nach West-Berlin fahren. Und sich dort zum Beispiel im Kino die Wochenschau ansehen.
Die Abiturienten Theo (Leonard Scheicher) und Kurt (Tom Gramenz) aus Stalinstadt (heute Eisenhüttenstadt) haben in „Das schweigende Klassenzimmer“ genau das getan. Die Bilder aus Budapest treffen sie tief. Also beschließen sie etwas - aus heutiger Sicht - völlig Normales. Sie organisieren Protest.
Als an einem Schultag der Unterricht beginnen soll, schweigt die Klasse aus Solidarität mit den Ungarn. Ein Affront, den die Schule erst hinnehmen will. Aber aus dem Vorfall wird ein Skandal. Mehr und mehr Bedenkenträger - bis hin zum DDR-Volksbildungsminister (Burghart Klaußner) - schalten sich ein. Die Schüler sollen ihre Tat bereuen und die Rädelsführer benennen. Wenn dies nicht geschieht, droht der gesamten Klasse der Ausschluß vom Abitur.
„Das schweigende Klassenzimmer“ hat alles, was einen guten Historienfilm ausmacht. Die sehr liebevolle Ausstattung nimmt den Zuschauer mit in den grauen DDR-Alltag des Jahres 1956. Die Schauspieler, besonders die jungen, spielen hinreißend.
Die Geschichte würde man aus heutiger Sicht nur mit Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen, wäre nicht belegt, dass sich all das wirklich so zugetragen hat. Und über all dem schwebt ein zeitloser Geist, der den Film mühelos ins Heute transportiert. Dass Kinder und Jugendliche für Fehler der Erwachsenen einstehen müssen, daran wird sich auch in 1.000 Jahren nicht viel  ändern.
 
IDEAL FÜR: Kinogänger, die eine verdammt gut gemachte politische Zeitreise zu schätzen wissen.






Trailer
LÄNGE: 112 min
PRODUKTION: Deutschland 2018
KINOSTART Ö: 02.03.2018
REGIE:  Lars Kraume
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Leonard Scheicher: Theo Lemke
Tom Gramenz: Kurt Wächter
Anna Lena Klenke: Lena
Florian Lukas: Direktor Schwarz
Jördis Triebel: Kreisschulrätin Kessler
Burghart Klaußner: Volksbildungsminister Lange
Michael Gwisdek: Edgar
Ronald Zehrfeld: Hermann Lemke