DIE STORY: „Das kalte Herz“ – nämlich eines aus Stein – bekommt bekommt in dieser bildgewaltigen Verfilmung eines Märchens von Wilhelm Hauff jeder eingesetzt, der sich mit einem teuflischen Mann namens Holländer-Michel (Moritz Bleibtreu) einlässt. Als Gegenleistung für den Stein gibt es jede Menge Macht oder viel Geld.
Der bettelarme Kohlenmunk-Peter (Frederick Lau) versucht sein Glück zuerst beim Glasmännchen (Milan Peschel), das nur Sonntagskindern Wünsche erfüllt. Aber da Peter ungeschickt beim Wünschen ist, erfüllt sich sein Glück nicht. Also tauscht er mit dem Michel sein pochendes Herz gegen eines aus Stein. Bald stellt sich Wohlstand ein. Nur Lisbeth (Henriette Confurius) verweigert Peter die Liebe, weil sie sein kaltes Herz fürchtet.
DIE STARS: Die Guten und die Bösen sind in „Das kalte Herz“, dem neuen Film von Johannes Naber („Zeit der Kannibalen“) hervorragend besetzt.
Milan Peschel („Halt auf freier Strecke“) als Glasmännchen fühlt sich sichtbar wohl. Er ist nicht mehr der gutherzige Wunscherfüller aus dem legendären DEFA-Film von 1950. Das Glasmännchen in der Neudeutung ist eher ein Schamane aus dem Walde, der Angst um den Fortbestand seiner Heimat hat. Der neue Holländer-Michel, grandios gespielt von Moritz Bleibtreu, ist weniger Monster als fleischgewordener Imperialismus.
Die Guten hingegen sind jung und schön und absolut liebenswert. Frederick Lau („Victoria”) und Henriette Confurius („Tannbach“) bilden ein traumhaftes Liebespaar, das etliche Hürden meistern muss.
DIE KRITIK: In unseren Zeiten der filmischen Ideenlosigkeit und des Fortsetzungswahns war es nur eine Frage der Zeit, dass auch ein Märchenklassiker wie „Das kalte Herz“ eine Version 2.0 bekommt. Zum Glück hat sich Regisseur Johannes Naber nicht darauf verlegt, die Geschichte um Mythen aus dem Schwarzwald noch einmal vom Blatt weg nachzuerzählen. Er lässt jede Menge eigene Fantasie in den Film einfließen.
Naber verändert nicht den Ort, an dem das Märchen spielt. Es ist nach wie vor der Schwarzwald. Und auch die Zeit - irgendwann am Beginn der Industrialisierung - ist dieselbe. Was Johannes Naber aber grundlegend neu gestaltet hat, das ist der Ton des Films. „Das kalte Herz“ 2016 ist entschieden dunkler als frühere Versionen.
Die Figuren wie der Kohlenmunk-Peter oder seine Lisbeth laufen wirklich Gefahr, dass ihnen etwas geschieht. Der gute Geist aus dem Walde wirkt manchmal seltsam erschöpft und orientierungslos. Während der böse Holländer-Michel viel menschlichere und nachvollziehbare Gründe für sein Handeln bekommt.
Optisch gesehen ist “Das kalte Herz” eine Augenweide. Wenn Märchen so entstaubt in die heutige Zeit gebracht werden, dann her damit mit dem Schatz der Wilhelm Hauffs und Brüder Grimm und wie sie alle heißen.
IDEAl FÜR: Zuschauer, die Märchen mögen, und für Fans von dunklen Fantasy-Stoffen.