Das Pubertier

Lachen bis zur Schmerzgrenze


FilmClicks:
Das Pubertier entdeckt die Jungs: Carla (Harriet Herbig-Matten) mit Freund © Constantin
DIE STORY: „Das Pubertier“ ist ein ganz normaler junger Mensch weiblichen Geschlechts. Gerade noch zauberhaft und reizend kindlich, entdeckt es nun die Hormone (ohne dass es weiß, was das genau ist). Das Pubertier wird unleidlich der Welt gegenüber. Es fühlt sich von allen Menschen, einige Gleichaltrige ausgenommen, missverstanden.
Regisseur Leander Haußmann („Sonnenallee“) blickt in „Das Pubertier“ mit viel Verständnis für Eltern und Kinder auf die Zeit der Pubertät. Er erzählt von Hannes Wenger (Jan Josef Liefers), der sich eine berufliche Auszeit nehmen will, um seine 14jährige Tochter Carla (Harriet Herbig-Matten) beim Erwachsenwerden zu beobachten und zu begleiten.
In wunderbar köstlichen Schlaglichtern geht’s um eine aus dem Ruder laufende Party, einen ersten sexuellen Annäherungsversuch und andere Aufregungen mehr. Das einsetzende Chaos überrascht sowohl Erwachsene als auch Kinder.

Greller Humor ohne Grenzen: Detlev Buck und Monika Gruber © Constantin

DIE STARS: Zwar heißt die Komödie „Das Pubertier“. Aber der wahre Star ist Jan Josef Liefers als Vater. Endlich sieht man den „Tatort“-Helden mal wieder in einer großen Kino-Rolle, in der er auch schaupielern und nicht nur, wie zuletzt bei „Vier gegen die Bank“, sinnlos rumalbern darf.
An seiner Seite macht Heike Makatsch als Pubertier-Mutter eine solide Figur. Leider hat Regisseur Leander Haußmann sie derart am Rande platziert, dass sie bis auf wenige Momente kaum auffällt. In herrlich schrillen Kurzauftritten geben Monika Gruber, Detlev Buck und Johannes von Dohnanyi sowie Elyas M’Barek dem Affen ordentlich Zucker.
„Das Pubertier“ hätte ordentlich schief gehen können, wenn die Titelrolle nicht passend besetzt worden wäre. Aber Harriet Herbig-Matten gibt der Carla so viel Unbekümmertheit, Sympathie und manchmal auch Wahnsinn mit, dass es eine Freude ist, diesem Nicht-mehr-ganz-Kind beim Toben und bei der Suche nach sich selbst zuzuschauen.

Eine Teenie-Party weckt das Interesse der Polizei © Constantin

DIE KRITIK:  Die Romanfigur „Das Pubertier“ stammt ursprünglich vom Schriftsteller Jan Weiler. Für Kinogänger ist das eigentlich keine gute Nachricht. Denn normalerweise wird aus seinen Büchern, wie zum Beispiel „Maria, ihm schmeckt’s nicht“, komödiantische Durchschnittsware. Aber „Das Pubertier“ ist zum Glück anders geworden.
Regisseur Leander Haußmann wird zwar sicher nicht mehr der große Geschichtenerzähler des deutschen Films, aber er hat ein herrliches Gespür für absurde Situationen, die er hier auslebt bis zur Schmerzgrenze. Und manchmal auch gutes Stück darüber hinaus.
Ins Zentrum des über weite Strecken sehr komischen Films stellt Haußmann zwei Aktionen, die das Pubertier Carla plant. Im Gegensatz zur kommenden TV-Serie, die im Herbst im ZDF zu sehen sein wird (allerdings mit anderer Besetzung und anderem Regisseur), geht es hier nicht so sehr um den Alltag und wie die Pubertät ihn verändert.
Nein: Haußmann will es krachen lassen. Und das macht er nicht mit angezogener Handbremse. Wenn die erste Home-Party von Clara so richtig eskaliert, dann geht der Film mit allen Irrungen und Wirrungen den ganzen Weg – bis hin zum Einsatz von Polizei und Feuerwehr. Die Staatsmacht rückt übrigens nicht der Kinder wegen an, aber das sei nur am Rande erwähnt.
Der zweite Höhepunkt des Films ist ein Meisterwerk des Fremdschämens (im positiven Sinne). Hannes Wegner stöbert im Zimmer seiner Tochter. Schafft es nicht mehr, rechtzeitig den Raum zu verlassen, als Clara mit einem Jungen nach Hause kommt. Und nun muss er, unter dem Bett liegend, miterleben, wie schön ungeschickt sich die beiden Jugendlichen annähern.
Ein besonderes Schmankerl hält die Komödie, die auch mit sehr bissigen Dialogen punktet, mit dem Gastauftritt von Elyas M’Barek bereit. Erst wird das derzeitige Sexsymbol des deutschen Films in einem Familien-Gespräch gewürdigt, um nur kurze Zeit später im Bett mit Heike Makatsch aufzutauchen und über sein Liebesleben mit… zu plaudern. Das ist großartig selbstironisch und hätte man Elyas so gar nicht zugetraut.
 
IDEAL FÜR: Alle, die sich noch lebhaft daran erinnern, wie es war, als sie selbst mit der Pubertät gekämpft haben. Ein schöner Ritt zwischen Verständnis und Verzweiflung.






Trailer
LÄNGE: 91 min
PRODUKTION: Deutschland 2017
KINOSTART Ö: 06.07.2017
REGIE:  Leander Haußmann
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 6


BESETZUNG
Harriet Herbig-Matten: Carla Wenger
Jan Josef Liefers: Hannes Wenger
Heike Makatsch: Sara Wenger
Detlev Buck: Holger
Monika Gruber: Miriam
Elyas M'Barek:

Interview
„Eine Liebeserklärung an die Generation Pubertier“
Regie-As Leander Haußmann hat mit der Komödie „Das Pubertier“ seinen bisher „liebsten Film“ inszeniert. Das sagt zumindest seine Tochter. Und Haußmann sagt im FilmClicks-Interview mit Peter Beddies, was ihm zum Filmthema Pubertät so alles einfällt. Mehr...