Dampfnudelblues
Leben & Sterben auf dem Lande
DIE STORY: Der aus München in die bayerische Provinz strafversetzte Polizist Eberhofer (Sebastian Bezzel) muss in „Dampfnudelblues“ den gewaltsamen Tod von Schulrektor Höpfl (Robert Palfrader) aufklären. Da die Ermittlungen nur schwer vorankommen, kooperiert er mit seinem Ex-Kollegen Birkenberger (Simon Schwarz), dem unorthodoxe Ermittlungsmethoden nicht fremd sind.
DIE STARS: Hauptdarsteller Sebastian Bezzel erwarb als Kommissar Perlmann im TV-„Tatort“ Konstanz große Polizeierfahrung vor der Kamera. Hier punktet er zudem mit unverfälschtem bayerischen Dialekt. Kabarettist Sigi Zimmerschied gibt einen bärbeißigen Ober-Cop. Angeführt von Simon Schwarz, sind gleich fünf Darsteller aus Österreich mit im Spiel.
KURZKRITIK: Autorin Rita Falk nannte ihren Roman „Dampfnudelblues“ einen Provinzkrimi, und dieses Attribut trifft auch auf die Verfilmung zu. Der Lokalkolorit ist wichtiger als die Thriller-Handlung. Regisseur Ed Herzog, der schon etliche TV-Krimis inszenierte, verzichtet auf große Kino-Bilder und schafft es nicht, Spannung zu erzeugen.
IDEAL FÜR: alle, die den aktuellen Trend zum ländlichen Krimi lieben und damit einverstanden sind, wenn sie statt Thriller-Suspense eine Reihe skurriler kleiner Pointen vorgesetzt bekommen
FilmClicks Kritik. Fast könnte man glauben, die Belegschaft der Austro-Kultserie „Braunschlag“ hätte einen Betriebsausflug nach Niederbayern unternommen. Mit Simon Schwarz (Detektiv), Robert Palfrader (Opfer), Nina Proll (Schwester des Opfers) und Maria Hofstätter (misshandelte Frau) sind gleich vier „Braunschlag“-Akteure beim „Dampfnudelblues“ im Einsatz. Obendrein liefert noch „Werkstürmer“-Star Michael Ostrowski einen skurrilen Kurzauftritt als Gerichtsmediziner ab.
Das Team Österreich schafft es im Verein mit dem Team Bayern (Sebastian Bezzel, Sigi Zimmerschied, Eisi Gulp, Lisa Maria Potthoff) allerdings nicht, den Provinzkrimi in strahlende Höhen zu hieven. „Dampfnudelblues“ ist ein typisches Produkt der grassierenden Mode des Dorfkrimis. Das bedeutet: Die Ermittler sind ein bissl weniger smart als die Kollegen in der Stadt, und das Landvolk gibt sich knorrig, schrullig und/oder hinterhältig. Und obendrein im Regelfall auch noch wenig auskunftsfreudig.
Also hat der Polizist Eberhofer (Sebastian Bezzel spielt ihn mit viel bajuwarischem Charme) kein leichtes Spiel, als es gilt, den Tod des Rektors Höpfl (rollengemäß nur kurz im Bild: Robert Palfrader) richtig einzuordnen. Hat sich der Lehrer zwecks Selbstmord auf die Eisenbahngleise gelegt? Wurde er umgebracht? Die Aussagen der üblichen Verdächtigen und Zeugen helfen nicht wirklich weiter. Die Erkenntnisse der Spurensicherung auch nicht. Nur eines steht bald fest: Der brave Schulmann Höpfl war in seiner zweiten Existenz offenbar der Sado-Maso-Szene zugetan.
Trotz aller Ungereimtheiten plädiert man höheren Ortes in der Exekutive dafür, die Causa als Selbstmord zu werten. Doch den Dorfpolizisten Eberhofer lässt der Fall nicht los. Also versichert er sich der Hilfe seines Ex-Kollegen Birkenberger (Simon Schwarz), der nach unehrenvoller Entfernung aus dem Polizeidienst sein Dasein als Kaufhaus-Detektiv fristet…
Nun denn. Die Aufklärung des Krimis reißt den Zuschauer nicht wirklich mit, doch die Auftritte der verhaltensauffälligen Dörfler haben einen gewissen Unterhaltungswert. Allerdings hat sich Roman-Autorin Rita Falk gelegentlich bei anderen Geschichten bedient: Die Nummer vom Bayern und seiner thailändischen Ehefrau kennt man aus einem Sketch von Gerhard Polt, und ein haschischrauchender Polizistenvater kommt auch im „Tatort“ Münster vor.
Unterm Strich bleibt der bajuwarische Kriminal-Schwank, der in der Kurz-Zusammenfassung des Trailers noch recht vielversprechend wirkt, ein durchschnittliches Ereignis. Auch Regisseur Ed Herzog trägt wenig dazu bei, die Story kinogerecht optisch aufzuwerten. Statt opulenter Szenen gibt’s eine Abfolge von Gesichtern in Großaufnahme, wie man sie aus dem Fernsehen kennt.
Dort soll und gehört der „Dampfnudelblues“ auch hin: Der Film ist eine Koproduktion von Constantin Television, ARD Degeto und Bayerischem Rundfunk. Durchaus möglich, dass der Film im kleinen TV-Format besser wirkt, wenn er im Dezember von der ARD ausgestrahlt wird.