DIE STORY: Frankreichs Star-Regisseur Jacques Audiard lässt sein Flüchtlingsdrama „Dämonen und Wunder - Dheepan“ in Sri Lanka beginnen. Im Mittelpunkt steht der Guerillakämpfer Dheepan, der den Bürgerkrieg in seinem Land nicht mehr erträgt. Er träumt von einem Leben ohne Gewalt in Europa.
Um seine Chancen zu erhöhen, tut er sich mit einer unbekannten Frau und mit einem Waisenmädchen zusammen. Die drei geben an, eine Familie zu sein. Mit gefälschten Pässen schaffen sie tatsächlich die Reise nach Frankreich. Sie versuchen, sich eine bescheidene neue Existenz aufzubauen. Doch die Schatten der Vergangenheit (und auch einer unruhigen Gegenwart) lassen sie nicht los.
DIE STARS: Regisseur Jacques Audiard machte in den letzten Jahren mit Dramen wie „Ein Prophet“ und „Der Geschmack von Rost und Knochen“ in der Arthaus-Szene international Furore.
Die drei Darsteller der Flüchtlinge stammen aus Sri Lanka und sind bei uns unbekannt – mit Ausnahme vielleicht von Jesuthasan Antonythasan, der die Hauptfigur Dheepan spielt. Der Film-Plot ähnelt seinem eigenen Leben: Er wurde als Teenager von tamilischen Widerstandskämpfern rekrutiert und war drei Jahre lang Soldat im Bürgerkrieg. Mit einer Zwischenstation in Thailand gelang ihm 1993 die Flucht nach Frankreich, wo er sich zunächst mit Gelegenheits-Jobs über Wasser hielt. Mittlerweile wurde er unter dem Künstlernamen Shobasakhti ein geachteter Autor.
DIE KRITIK: „Dämonen und Wunder - Dheepan“ gewann im Mai die Goldene Palme des Festivals von Cannes – und wirkt wie ein prophetischer Kommentar zur aktuellen Flüchtlingskrise. Nur, dass die Hauptfiguren nicht aus Arabien stammen, sondern aus Ostasien.
Die Flucht wird auf der Leinwand nur kurz abgehandelt. „Dämonen und Wunder“ legt das Schwergewicht auf die Versuche der Neuankömmlinge, mit Arbeit und Fleiß im fremden Europa Fuß zu fassen. Doch der Weg zur Integration wird ihnen verdammt schwer gemacht.
Auf das Wunder der gelungenen Flucht folgt nämlich eine Gegenwart, die nicht frei von Dämonen ist. Die Behörden weisen der kleinen Schein-Familie eine Wohnung in einer der heruntergekommenen Trabantenstädte zu, die als Hort von Gewalt (und, wie man mittlerweile weiß, auch von Terror) gelten. Im Fall des Films sind es Drogengangster, die das Viertel kontrollieren.
Die drei Migranten wollen sich dem Druck der Straße entziehen. Titelheld Dheepan arbeitet als Hausmeister, die Frau als Haushälterin, und die „Tochter“ lernt in der Schule rasch die neue Sprache. Langsam keimen Gefühle auf: Die Drei wachsen zusammen und beginnen, sich wirklich wie eine Familie zu fühlen.
Doch Regisseur Jacques Audiard gönnt ihnen kein süßes Happy End. Der Ex-Soldat Dheepan wird von den Schatten seiner Militärvergangenheit eingeholt. Die Drogengangs draußen künden von den Schatten der Gegenwart. Irgendwann entlädt sich die Spannung in ungehemmter, blutiger Gewalt - bis Audiard seinem Film noch einmal eine neue Wendung gibt.
„Dämonen und Wunder – Dheepan“ wurde bei der Premiere in Cannes mit stehenden Ovationen aufgenommen. Dass das Drama von der Festival-Jury unter Joel & Ethan Coen dann die Goldene Palme bekam, fand ebenfalls uneingeschränkten Beifall. Denn „Dheepan“, so der Originaltitel, überzeugt nicht nur mit seiner berührenden, oftmals sehr harten Story. Mit famosen Darstellern und einer rasanten Regie wird das brisante Thema in ganz großes Kino umgesetzt.
IDEAL FÜR: alle, die sich für die Hintergründe der Flüchtlingskrise interessieren.