DIE STORY: „D.U.D.A.!“ ist eine fesselnde Dokumentation über den verstorbenen Tiroler Musiker, Komponisten, Satiriker und Filmemacher Werner „Preisegott“ Pirchner, der ab den frühen 1970er Jahren in Österreich und weit darüber hinaus Furore machte.
Der Titel „D.U.D.A.!“ ist eine Abkürzung des Namens von Pirchners Filmsatire „Der Untergang des Alpenlandes – Part One“ (ein „Part Two“ wurde nie gedreht und war wohl auch nie geplant). Der Film brachte 1974 gestandene Tiroler auf die Palme, während er bei der Jugend bald Kult-Status genoss („man hatte bei den Studentinnen damals viel mehr Chancen, wenn man Pirchner zitieren konnte“, erinnert sich Schauspiel-Star Erwin Steinhauer in der Doku).
Regisseur Malte Ludin macht in „D.U.D.A.!“ bei den wichtigen Stationen von Pirchners Karriere Station. Neben dem bissig-witzigen „Untergang“-Film, welcher der Doku mit vielen Ausschnitten als Fundament dient, war das zunächst die legendäre LP „Ein halbes Doppelalbum“ von 1973. Zwei Jahre später begann die große Jazz-Karriere des Vibraphonisten Pirchner, der mit seinem Gitarren-Partner Harry Pepl unter dem schrulligen Namen Pirchner-Pepl-Jazz-Zwio („wir sind ein Jazz-Orchester mit zwei Mann“) die Fans in Euphorie versetzte – bis zum berühmten Festival von Montreux. Nach seinem letzten Jazzkonzert 1988 verlegte sich Pirchner voll aufs Komponieren.
Außer Erwin Steinhauer kommen im Film viele andere prominente Fans und Wegbegleiter des „Frank Zappa von Tirol“ zu Wort: André Heller etwa, dann Tobias Moretti (der großes Musik-Fachwissen beweist), Autor Felix Mitterer und Kabarettist Josef Hader.
DER STAR: Werner Pirchner. Seine Kompositionen trugen Titel wie „Streichquartett für Bläser-Quintett“, „Mit FaGottes Hilfe“ oder „Noten für die Pfoten“. War ihm nach indischen Sounds zumute, spielte er seinen „Hosnt’Raga“. Brauchte jemand Rat, so hatte er stets einen Sinnspruch parat: „Besudle nicht das eig’ne Herz, besudle lieber fremde“, zum Beispiel. Kurzum: Der freundliche Tiroler Pirchner, der 2001 mit nur 61 Jahren starb, war ein Komödiant von Gnaden – und obendrein ein Instrumentalist und Komponist, der den Jazz sowie die Neue Musik des späten 20. Jahrhunderts an wichtiger Position mitprägte. 1994 schuf er ein komplett neues Sounddesign für den Kultur-Radiosender Ö1. So sind einige seiner Sendungs-Kennmelodien in Österreich bis heute täglich zu hören, auch wenn der Name Pirchner nicht mehr so populär ist wie vor 20 Jahren.
DIE KRITIK: Die Musik. Der Humor. Die Liebenswürdigkeit. Und die weichen Worte, hinter denen sich scharfe analytische Gedanken verbergen. Das sind Eckpfeiler im Werk und in der Person von Werner Pirchner. Der Regisseur Malte Ludin hat es geschafft, die Aura dieses großen Künstlers originalgetreu in seine Doku zu übertragen. „D.U.D.A.!“ wirkt streckenweise so, als hätte Pirchner diesen Film selbst gestaltet.
Es gibt genug Zeit, sich in die Klangwelten des Tirolers einzuhören (einziger Einwand: die geradezu magischen Improvisationen des Vibraphonisten Pirchner mit seinem Gitarren-Partner Harry Pepl geraten ein bissl gar kurz). Durch das reichhaltige Archivmaterial, voran aus dem Film „Der Untergang des Alpenlandes“, begegnet man dem meist verschmitzt fröhlichen Künstler ausgiebig selbst. Und zwischendurch sind viele Kommentare zu seinem Schaffen und seinem Wesen eingeschnitten. In Summe ergibt das ein Porträt voller kräftiger Farben und sensibler Zwischentöne, an dem „Preisegott“ Pirchner gewiss seine helle Freude gehabt hätte.
Wer den Tiroler und seine Musik (live) erlebt hat, wird „D.U.D.A!“ mit großem Genuss anschauen – verbunden mit Momenten wieder mal aufblitzender Traurigkeit, dass dieser große Mann so früh gehen musste. Wer durch den Film die Klang- und Gedankenwelten Werner Pirchners erst kennenlernt, wird wie elektrisiert nach mehr verlangen.
„Reden ist schweigen, besser ist geigen“, reimte W. P. Zum Glück gibt’s etliche seiner Aufnahmen weiterhin auf CD. Da wollen wir hier ausnahmsweise ein bisschen Werbung machen: Näheres erfährt man auf
www.wernerpirchner.com. Auch Pirchners populärster Tonträger, „Ein halbes Doppelalbum“, ist nach wie vor als CD zu haben. Das Wiener Label Monkey Music wird diese gewichtige Scheibe, vollgepackt mit Scherz, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung plus himmlisch schrägen Klängen, im Herbst übrigens neu auflegen. Auf Vinyl.
IDEAL FÜR: alle Werner-Pirchner-Fans. Und für alle, die es werden wollen. Kurzum: Für alle Musikfreunde.