GESAMTEINDRUCK: Das Drama „Cold War“ ist eine große, tragische Love Story aus dem Nachkriegseuropa des Kalten Krieges, die gekonnt politische Aspekte und wunderbare Musik in die Handlung integriert.
DIE STORY: „Cold War“ beginnt Ende der 1940er Jahre in Polen. Der Pianist und Dirigent Wiktor (Tomasz Kot) ist damit beauftragt, ein Folklore-Ensemble zusammenzustellen, das mit unverfälschter polnischer Volksmusik auf Tournee gehen soll. Unter den Kandidatinnen für den Chor ist die junge Zula (Joanna Kulig), an der nicht nur die Stimme bildschön ist. Der Dirigent und die Sängerin entflammen füreinander. Und sie werden nie wieder voneinander loskommen, auch wenn sich ihre Lebenswege auf schmerzhafte Weise trennen.
DIE STARS: Der polnische Filmemacher Pawel Pawlikowski, der seit den Siebziger Jahren in Westeuropa lebt, wurde 2015 für das Drama „Ida“ mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film und mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet. Beim Festival Cannes 2018 erhielt er für „Cold War“ den Preis für die beste Regie.
Hauptdarstellerin Joanna Kulig spielte 2011 an der Seite von Ethan Hawke eine Nebenrolle im Psychothriller „Die geheimnisvolle Fremde“; 2013 war sie im Fantasy-Märchen „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“ zu sehen. Bekannt ist sie – so wie ihr Filmpartner Tomasz Kot – bis dato aber vor allem in ihrer Heimat Polen. Beiden könnte ihr famoses Spiel in „Cold War“ den Weg zu einer internationalen Karriere öffnen.
DIE KRITIK: Autor/Regisseur Pawel Pawlikowski hat mit „Cold War“ einen der elegantesten und schönsten Filme des Jahres 2018 gedreht. Formal wie inhaltlich findet er eindrucksvolle Lösungen für sein Beziehungsdrama, in dem es nicht nur um eine große Liebe geht, sondern auch um den Eisernen Vorhang, der die Liebenden immer wieder voneinander trennt.
Mit betörenden Schwarz-Weiß-Bildern und dem ungewöhnlichen 4:3-Bildformat, das an alte TV-Filme erinnert, fällt „Cold War“ schon optisch aus dem Rahmen. Akustisch ebenso: Für einen Spielfilm gibt’s ungewöhnlich lange Musik-Sequenzen, in denen man mit hochklassiger Folklore, aber auch mit Jazz, Rock’n’Roll und südländischen Klängen verwöhnt wird.
Und die Love Story? Die Liebe zwischen Zula (Joanna Kulig) und Wiktor (Tomasz Kot) brennt kühl und heiß zugleich. Das innere Band zwischen den beiden mag unzertrennbar sein. Das äußere Band ist es nicht, weil Wiktor in den 1950er Jahren die Chance zur Flucht in den Westen ergreift. Und weil Zula, die ihm viel später nach Paris folgt, es dort nicht aushält. Was letztlich beide wieder zurück nach Polen bringt. Allerdings – schließlich tobt der Kalte Krieg – auf sehr schmerzhafte Weise.
So vermengt der Film private und politische Themen zu einem gediegenen und berührenden Drama. Joanna Kulig gibt der Zula viel Eigensinn, Lebenslust, Humor und großes Gefühl. Tomasz Kot porträtiert Wiktor als sensible Künstlerseele mit viel Kreativität – und dem Willen, seiner Geliebten auf ihren Wegen zu folgen. Sehenswert!
IDEAL FÜR: Filmkunstfreunde, die eine eindrucksvolle Liebesgeschichte zu schätzen wissen.