Carol

Ein prächtiger Rahmen - und eine Love Story, die im Verborgenen blüht


FilmClicks:
Der Zauber des ersten Moments: Therese (Rooney Mara) und Carol (Cate Blanchette) begegnen einander © Filmladen
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DIE STORY:
Mit „Carol“ kommt einer der großen Oscar-Favoriten dieses Jahres ins Kino. Der neue Film von Todd Haynes ist eine Liebesgeschichte. Nur heißt es diesmal nicht „Boy Meets Girl“, sondern „Girl Meets Girl“. Cate Blanchett spielt die Titelfigur Carol, eine bildschöne und kluge Dame der New Yorker Gesellschaft. Ihre Leidenschaft entflammt, als sie der jungen, scheuen und etwas spröden Therese (Rooney Mara) begegnet.
So weit, so (heutzutage) normal. Doch „Carol“ spielt  anfangs der 1950er Jahre – zu einer Zeit also, in der die lesbische Liebe noch ein großes Tabu ist. Die Frauen wissen von Anfang an, dass sie ihre Leidenschaft nicht unbeschwert ausleben können.
Carol gerät, wegen des Sorgerechts für ihre Tochter, in heftige Turbulenzen mit ihrem Mann, von dem  sie sich gerade scheiden lässt. Therese verabschiedet den Freund, der sich ein gemeinsames Leben mit ihr ausmalt. Bahn frei also? Nein: Männliche Eifersucht und männliches Besitzdenken nehmen überhand. So massiv, dass dies einen Keil in die Zuneigung zwischen Carol und Therese zu treiben droht.

Streit um Scheidung und Sorgerecht: Carol mit Noch-Mann Harge (Kyle Chandler) und Tochter Rindy © Filmladen

DIE STARS: Die zweifache Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett („Blue Jasmine“, „Der Aviator“) zählt schon seit Jahren zu den Topstars des Hollywood-Kinos. Rooney Mara (Oscar-Nominierung für ihre Rolle als furchtlose Computerhackerin Lisbeth Salander  in „Verblendung“) ist auf bestem Wege dorthin.
Was Auszeichnungen für „Carol“ betrifft, werden Blanchett und Mara zu Konkurrentinnen. In  Cannes gewann Rooney Mara als beste Darstellerin des Wettbewerbs die Silberne Palme. Bei den Golden Globes, die am 10. Januar 2016 verliehen werden, sind beide Damen als beste Drama-Darstellerin nominiert. Viel spricht dafür, dass sie auch bei den Oscars gegeneinander antreten.
„Carol“-Regisseur Todd Haynes etablierte sich mit Musikfilmen wie „Velvet Goldmine“ (über den Glamrock) und „I’m Not There“ (über Bob Dylan) sowie mit dem Ehedrama „Dem Himmel so fern“ als einer der elegantesten Filmemacher des US-Arthaus-Kinos. Zuletzt drehte er die umjubelte TV-Serie „Mildred Pierce“ mit Kate Winslet.

Es ist aus: Therese verlässt wegen Carol ihren Freund Richard (Jake Lacy) © Filmladen

DIE KRITIK:  Hinreißende Schauspielerinnen, gloriose Sets, opulente Bilder: Todd Haynes hat mit „Carol“ einen ausgesprochen edlen Film gedreht. Gäbe es einen Oscar für den schönsten Film des Jahres – er  wäre Haynes nicht zu nehmen.
In diesem prächtigen Rahmen läuft eine Liebesgeschichte ab, die im Verborgenen blühen muss. Das wird schon an der Vorgeschichte des Films deutlich: „Carol“ ist die Kinoversion des gleichnamigen Romans von Patricia Highsmith.  Doch die junge Highsmith, die später als Thriller-Autorin weltberühmt wurde, traute sich 1952 nicht, den Roman unter eigenem Namen zu veröffentlichen. Der Roman erschien unter dem Pseudonym Claire Morgan. Erst später offenbarte Highsmith, dass sie das Buch geschrieben hatte - und dass die Figur der Therese autobiografische Züge trug.
Diese Therese ist zu Beginn des Films Verkäuferin in einem Spielzeuggeschäft. Sie muss im Dienst eine alberne Weihnachtsmütze tragen, doch dem Blick von Carol entgeht ihre wahre Ausstrahlung nicht. Ein paar Blicke zwischen den Frauen genügen, und sie sind voneinander fasziniert. Rooney Mara und Cate Blanchett spielen den Zauber der ersten Begegnung unendlich subtil aus: Noch distanziert, aber bereits voller Neugier und Zärtlichkeit. Und beide wissen, dass sich ihr Leben in diesem Moment für immer verändert hat.
„Carol“ ist ein Film der kleinen Gesten und kurzen Worte, denen große Bedeutung innewohnt. Regisseur Todd Haynes verzichtet darauf, die Story bedeutungsschwanger aufzuladen – sie ist auch so schon dramatisch genug. Er schildert, wie die Faszination zwischen den beiden Frauen wächst. Wie sie ganz intuitiv beschließen, sich über Konventionen hinwegzusetzen. Und wie sie gemeinsam auf eine Reise gehen.
Auf einmal wird „Carol“ zum Road Movie. Unterwegs nach Westen erleben Therese und Carol ihre intimsten und glücklichsten Momente.  Doch Patricia Highsmith gönnt ihren Protagonistinnen keine unbeschwerte Zeit: Sehr unvermittelt lässt sie die Romanze zum Thriller mutieren. Natürlich ist es ein Mann, der sich zwischen die Frauen drängt. Und plötzlich hält Carol eine glänzende Schusswaffe in der Hand.
Mord und Totschlag also? Nein. Die großen Highsmith-Thriller wurden erst später geschrieben.  Hier geht’s bald zurück zum Psychodrama,  das hohe Höhen und tiefe Tiefen kennt und das die Kinozuschauer (egal welchen Geschlechts) zu Verbündeten der Liebenden macht.  Mit stiller Intensität eilt das Werk einem meisterhaften Finale entgegen. Denn bis zum letzten Moment weiß man nicht, wie der Film ausgehen wird. Noch einmal wird ein Blick zwischen Therese und Carol alles entscheiden.
 
IDEAL FÜR: FreundInnen großer Liebesgeschichten und für Verehrer von Patricia Highsmith.






Trailer
LÄNGE: 118 min
PRODUKTION: USA / Großbritannien 2015
KINOSTART Ö: 18.12.2015
REGIE:  Todd Haynes
GENRE: Drama|Romanze


BESETZUNG
Cate Blanchett: Carol Aird
Rooney Mara: Therese Belivet
Kyle Chandler: Harge Aird
Jake Lacy: Richard Semco