GESAMTEINDRUCK: Das Drama „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ ist schon jetzt einer der besten Filme des Jahres. Das Schicksal des Straßenjungen Zain trifft einen mit voller Wucht ins Herz.
DIE STORY: In „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ geht es um Menschen aus dem Libanon, die sich selbst ein einfaches Leben in Beirut nicht leisten können. Ihre Kinder dürfen nicht in die Schule gehen. Jungen müssen auf der Straße Dinge verkaufen. Mädchen werden baldmöglichst verheiratet. Der 12jährige Zain (Zain Al Rafeea) will sich all das irgendwann nicht mehr gefallen lassen. Als sein Leben immer grimmiger wird und er im Gefängnis landet, will er seine Eltern vor Gericht bringen, weil sie ihn auf die Welt gebracht haben.
DIE STARS: Die libanesische Regisseurin und Schauspielerin Nadine Labaki hat sich dazu entschieden, „Capernaum“ bis auf wenige Ausnahmen mit Laien zu besetzen. Besonders beeindruckend: Das Spiel des in Syrien geborenen Flüchtlingsjungen Zain Al Rafeea, der hier zum ersten Mal in einem Film zu sehen ist.
Der Lohn für den Knaben war ein mehrfacher. Zum einen umjubelt ihn die Kritik. Das Publikum wird ihn und seine energische Art, zu spielen, lieben. Für ihn aber viel bedeutender: Seit den Dreharbeiten besitzt Zain einen Ausweis. Er lebt nun mit seiner Familie in Norwegen, wo er erstmals zur Schule geht.
DIE KRITIK: Schon nach der Weltpremiere beim Festival Cannes im Mai 2018 hinterließ „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ ein wie vom Donner gerührtes Publikum. Die Geschichte des zwölfjährigen Zain, der seine Eltern verklagt, weil sie ihn auf die Welt gebracht haben, ohne ihm ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen, lässt keinen Betrachter unberührt.
Nachdem die Eltern Zains elfjährige Schwester an einen lüsternen Macho verheiratet – in Wahrheit verkauft – haben, haut der Knabe von zuhause ab und findet Unterschlupf bei einer Äthiopierin, die mit ihrem Baby in den Slums von Beirut lebt. Zain baut sofort innigen Kontakt zu dem Säugling auf. Doch eines Tages ist dessen Mutter spurlos verschwunden. Und Zain muss sich mit dem Kleinen allein in den Straßen von Beirut durchschlagen.
Das mündet in ein Drama voller Härte und Schrecken, zugleich aber auch voll Zärtlichkeit und Empathie. „Capernaum“ (in Cannes mit dem Preis der Jury ausgezeichnet) ist ein radikaler Film über das Schicksal von ganz armen Kindern, der eine zutiefst humanistische Botschaft transportiert. Und der den Zuschauer mit jeder Menge Fragen und einem dicken Kloß im Hals nach Hause schickt. Unbedingt ein starker Kandidat für den Oscar des besten fremdsprachigen Films!
IDEAL FÜR: Kinogänger, die auch vor brutaler Realität nicht zurückschrecken.