Can You Ever Forgive Me?

Echte Dollars für gefälschte Briefe


FilmClicks:
„Can You Ever Forgive Me?“: Melissa McCarthy als Autorin kunstvoll gefälschter Briefe © ABC Verleih
GESAMTEINDRUCK: „Can You Ever Forgive Me?“ ist eine Tragikomödie über eine betrügerische Methode, um mit Texten zu Geld zu kommen: Die erfolglose Schriftstellerin Lee Israel schreibt und verkauft angebliche Original-Briefe berühmter Zeitgenossen, bei denen sie Text und Unterschrift gefälscht hat.
 
DIE STORY: Eine wahre Geschichte: Die New Yorker Biografin Lee Israel (Melissa McCarthy) steht 1992 vor dem finanziellen Ruin. Ihr letztes Buch war ein Flop; Vorschüsse für neue Projekte bekommt sie nicht mehr. In ihrer Not schreibt sie einen erfundenen Brief der Schauspielerin Fanny Brice und verscherbelt das Schriftstück an ein Antiquariat. Bald macht sie den Brief-Betrug zu ihrem Geschäftsmodell, in das sie auch ihren besten Freund Jack Hock (Richard E. Grant) einbezieht. Alles läuft wie geschmiert. Doch irgendwann fliegt die Angelegenheit auf.

Frische Ware: Lee Israel (Melissa McCarthy) lefert neue Fälschungen ab © ABC

DIE STARS: Die Komödiantin Melissa McCarthy ist in „Can You Ever Forgive Me?“ in einer großen Charakterrolle zu sehen; eine Herausforderung, die sie mit Bravour meistert und die ihr ihre zweite Oscar-Nominierung (nach „Brautalarm“) eingebracht hat.
Auch Melissa McCarthys Filmpartner Richard E. Grant darf auf einen Oscar hoffen. Der Brite gilt als hochklassiger Spezialist für Nebenrollen und wurde folglich in der Kategorie des besten Nebendarstellers nominiert.  

Hoch die Gläser! Lee Israel und ihr bester Freund Jack Hock (Richard E. Grant) © ABC

DIE KRITIK: Künstler werden ja gern um ihr freies Leben und um ihre Popularität beneidet, aber wenn man näher hinschaut, ist’s oft vorbei mit dem Eindruck von Glanz und Glitzer.
Die Autorin Lee Israel (1939 – 2014) zum Beispiel, die Hauptfigur von „Can You Ever Forgive Me?“, war eine Zeitlang erfolgreich als Biografin von Stars wie Katherine Hepburn oder Tallulah Bankhead. Aber an jenem Tag im Jahr 1992, an dem die Verfilmung ihres Lebens beginnt, ist das alles Schnee von gestern. Lee Israel – von Melissa McCarthy mit viel Zorn und Verzweiflung ausgestattet – besitzt noch 14 Dollar, eine kranke Katze, einen leeren Kühlschrank und ein Alkoholproblem. Obendrein plagt sie eine massive Schreibhemmung.
Was tun? Als Lee erfährt, dass ein Original-Brief von Katherine Hepburn um 175 Dollar verkauft wurde, kommt sie auf die Idee, mit deren Ertrag sie die Tierarzt-Rechnungen finanzieren kann und die Aufwendungen ihres Lebens. Wenn die Sammler heiß sind auf Briefe berühmter Verstorbener – warum soll man sie nicht mit frischer Ware versorgen? Als Biografin weiß Lee, wo man nach Zitaten suchen muss, die authentisch klingen. Das Ganze mit stets wechselnden Schreibmaschinen zu Papier gebracht, eine nachgemachte Unterschrift dazu – und ab geht’s in die Antiquitätenläden, wo die Händler richtig glücklich sind, für die (echt geglaubten) Schätze gutes Geld zu bezahlen.
„Can You Ever Forgive Me?“ ist eine aparte Mischung aus Schelmengeschichte und Sozialdrama. Hinzu kommen Elemente eines Buddy Movies: Die einsame Lee vertraut sich einem Hallodri namens Jack Hock (Richard E. Grant) an, der nach einer Gefängnisstrafe wieder im bürgerlichen Leben Fuß fassen will. Das schaut dann so aus, dass er mit Lee so manches Gläschen leert und obendrein ins Geschäft mit eingebunden wird. Auch Jack wird zum Lieferanten der Briefe, welche die fleißige Lee in Heimarbeit anfertigt.
Aus dieser Konstellation errichtet Regisseurin Marielle Heller das Spielfeld für famose Wortgefechte, in denen sich Melissa McCarthy und Richard E. Grant voll Virtuosität duellieren: Hier die schwermütige und raue Lee, dort der irrlichternde Jack, bei dem man nie so recht weiß, ob er seine Sprüche ernst meint oder ob er sich mal wieder irgendwas zusammenreimt. Ihre Oscar-Nominierungen haben beide Darsteller verdient.
Das war’s dann aber auch schon. Eine Botschaft oder einen tieferen Sinn transportiert „Can You Ever Forgive Me?“ nicht. Denn dass auf den schnellen Höhenflug des Betrugs irgendwann der Kater des Erwischtwerdens folgt – das kann man auch erahnen, ohne eine Geschichte wie diese vorgespielt zu bekommen.
 
IDEAL FÜR: Fans von Melissa McCarthy, die die Komödiantin mal in einer ernsten Rolle erleben wollen.






Trailer
LÄNGE: 107 min
PRODUKTION: USA 2018
KINOSTART Ö: 22.02.2019
REGIE:  Marielle Heller
GENRE: Biografie|Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 10


BESETZUNG
Melissa McCarthy: Lee Israel
Richard E. Grant: Jack Hock
Ben Falcone: Alan Schmidt
Dolly Wells: Anna