GESAMTEINDRUCK: „But Beautiful“ ist eine sehenswerte Dokumentation voller Optimismus, in der es nicht um Probleme und Skandale, sondern um positive Lebensentwürfe geht.
DIE STORY: Regisseur Erwin Wagenhofer feiert in seinem neuen Dokumentarfilm „But Beautiful“ die schönen Seiten des Lebens und bringt Beispiele, wie man es auf diesem Planeten aller widrigen Umstände zum Trotz zu einem glücklichen und nachhaltigen und inhaltsreichen Leben schaffen kann.
DIE STARS: Die Protagonisten, die Erwin Wagenhofer in „But Beautiful“ besucht und begleitet, sind allesamt Menschen, denen die herkömmliche Art zu leben, widerstrebt. Sie suchen ihr Glück im Besonderen. Das Ehepaar Graf hat etwa seine gesamte Existenz in Berlin aufgegeben, um in der Fremde kahle Landstriche wieder aufzuforsten. Musiker, die Wagenhofer vorstellt, erklären ihre Art zu musizieren nicht als Kunstform, sondern als ein Abspielen von dem, was man im Zuge des Spiels „empfängt“. Die „Stars“ des Films sind mit sich im Reinen, und dass auch der Dalai Lama mit im Bild ist, ist darob wenig verwunderlich.
DIE KRITIK: Es geht auch anders, mag sich der österreichische Dokumentarfilmer Erwin Wagenhofer gedacht haben, nachdem er in Filmen wie „We Feed the World“, „Let’s Make Money“ oder „Alphabet“ über die Probleme in der Nahrungsmittelindustrie, der Finanzwelt und der Bildungspolitik berichtet hatte.
Im Zentrum stehen zukunftsorientierte Lebensweisen. Das heißt aber nicht, dass Wagenhofer einen Öko-Umwelt-Klimawandel-Film gemacht hat; vielmehr erzählt er anhand exemplarischer Beispiele, wie Einzelne es geschafft haben, zu sich zu finden, und dass dieses Zu-sich-finden zumeist auch mit (ökologischer) Nachhaltigkeit zu tun hat.
„But Beautiful“ zeigt etwa Frauen ohne Schulbildung, die Solaranlagen für Dörfer auf der ganzen Welt bauen. Oder Permakultur-Visionäre auf La Palma, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, ein verödetes Stück Brachland wieder in ein blühendes Paradies zu verwandeln. Die Mühsal dieser Arbeit beschert ihnen höchste Glücksgefühle.
Wagenhofer zeigt auch einen Förster, der die gesündesten Häuser der Welt baut, oder etliche Musiker, ein junges Jazztrio, einen Pianisten, eine kolumbianische Sängerin, die die Schönheit von Musik für die Seele beschwören. Allesamt Lebensentwürfe, die hin zur Schönheit und zum Glück streben.
Wagenhofers Ansatz, eine Doku über etwas Positives zu machen, ist durchwegs geglückt. „But Beautiful“ will über das Leben sagen: Es gibt Probleme, aber es ist dennoch lebenswert. Das Lebensglück kann auch in den Lösungsversuchen dieser Probleme liegen.
Das fängt Wagenhofer in einer oft atemberaubenden Bildsprache ein, kombiniert dies auch mit musikalischen Einlagen und schafft eine grundoptimistische Haltung gegenüber der Welt, dem Leben und den Widrigkeiten. Dabei verfällt der Regisseur zum Glück nie in einen missionierenden oder esoterischen Duktus. Sein Film bleibt stets ein Angebot an den Zuschauer, keine Zwangsbelehrung. Ein Film, bei dem man eine Ahnung bekommt, was Glück bedeutet.
IDEAL FÜR: Weltverbesserer und solche, die es werden wollen, allerdings ganz ohne Zwang, Doktrin oder Lehre.