DIE STORY: Zum vermutlich allerletzten Mal erleben die jugendlichen Filmheldinnen „Bibi & Tina“ neue Abenteuer auf der Leinwand. Im vierten Teil der Serie bedeutet das: „Tohuwabohu Total“.
Denn die aktuelle Politik macht auch vor den bisher eher niedlichen und privaten Problemen auf Schloss Falkenstein nicht Halt. Es tauchen syrische Flüchtinge auf. Ein Mädchen ist auf der Flucht, weil sie in ihrer Heimat Albanien zwangsverheiratet werden soll. Ein eifriger Unternehmer will eine Mauer um das Schloss bauen. Und Tina muss sich eingestehen, dass nicht alle Schwierigkeiten mit einem „Hex Hex“ aus der Welt geschaffen werden können.
DIE STARS: So sehr sie uns auch ans Herz gewachsen sind: Für Lina Larissa Strahl und Lisa-Marie Koroll ist es an der Zeit, sich von Bibi und Tina zu verabschieden. Sie sind ihren Mädchenrollen einfach entwachsen. Einmal noch schaut man ihnen gern zu. Aber dann sollten sie in Ruhe erwachsen werden können.
Natürlich spielt im neuen „Bibi & Tina“-Film auch Regisseur Detlev Buck wieder eine kleine Rolle. Lea van Acken (vor einem Jahr als eine extrem überzeugende „Anne Frank“ über Nacht berühmt geworden) macht als Mädchen in Not eine sehr gute Figur. Den dankbarsten Auftritt jedoch hat der Wiener Burgschauspieler Joachim Meyerhoff als komplett durchgeknallter Bauunternehmer.
DIE KRITIK: Dem Jugendfilm „Bibi und Tina - Tohuwabohu Total“ gelingt etwas sehr Seltenes. Er bereitet aktuelle Probleme unserer Tage publikumsgerecht für den breiten Kino-Einsatz auf. Wozu auch Lieder gehören, die sehr politisch sind und dennoch nie platt wirken. Der Filmemacher Detlev Buck („Hände weg von Mississippi“) hat wieder mal bewiesen, dass er zu den wenigen Regisseuren hierzulande gehört, die es spielend schaffen, Unterhaltung für die ganze Familie abzuliefern.
Das Chaos auf Schloss Falkenstein ist groß. Der Bauunternehmer Trumpf (Joachim Meyerhoff steht gleich zu Beginn mit wirrer Frisur und irrem Grinsen vor einem Plakat mit seinem Rollennamen und verdeckt das f, womit alle Fragen geklärt sind) will das gesamte Anwesen fit machen für die Zukunft. Er plant, dem Burgherren (Burgtheater-Star Michael Maertens) Unsummen zu entlocken. Für eine grundlegende Sanierung plus einer gigantischen Mauer.
Die Teenager Bibi und Tina haben hingegen eigene Probleme. Bei einem Ausflug wird ihnen ihre Suppe vom Lagerfeuer geklaut. Der Dieb stellt sich als Aladin vor. Entpuppt sich aber schnell als Adea, die auf der Flucht vor ihrer eigenen Familie ist, die sie mit einem wesentlich älteren Mann in Albanien verheiraten will. Dazu stoßen noch zwei syrische Jungs, die so überhaupt nicht dem Bild entsprechen, das man von Flüchtlingen dieser Tage hat. Auch die sind auf Hilfe angewiesen.
Jede Menge Probleme also, die Detlev Buck da an Land gezogen hat. Leicht hätte er den Film überfrachten können. Aber genau das tut der Regisseur in der immer noch bonbonbunten, mit Pferden bestückten und mit Popmusik gefluteten Welt nicht. Stück für Stück nimmt er sich mit seiner norddeutschen Ruhe die Probleme vor und lässt sie entweder ausdiskutieren oder mit einem Lied besingen. Besonders “Was würdest Du tun?” dürfte bei den Fans sehr gut ankommen.
Am Ende sind - wie es sich für einen „Bibi & Tina“-Film gehört - die Schwierigkeiten beigelegt. Auf dem Schloss wird das Ende opulent besungen und betanzt, als gäbe es kein Morgen mehr. Das ist ein wirklich schönes Ende des Buckschen „Hex-Hex“-Universums, das nicht in jedem der vier Teile derart treffsicher und hochwertig unterhielt.
IDEAL FÜR: alle filmbegeisterten Familien, die den Kindern zeigen wollen, wie man spielend leicht Zeitgeschehen und Unterhaltung miteinander verbinden kann.