GESAMTEINDRUCK: „Ben Is Back“ ist ein beinhartes Familiendrama über eine der größten Ängste vieler Eltern: Das eigene Kind an die Drogensucht zu verlieren.
DIE STORY: Die vierfache Mutter Holly Burns (Julia Roberts) kommt mit dreien ihrer Kinder von den Weihnachts-Vorbereitungen zurück, als ihr ältester Sohn Ben (Lucas Hedges) überraschend vor der Tür steht: Der 19-Jährige hat eigenmächtig seine Drogen-Therapie unterbrochen, um mit der Familie Weihnachten zu feiern. Bens plötzliches Auftauchen löst Konflikte in der Patchwork-Familie aus, doch der Teenager verspricht seiner Mutter hoch und heilig, sich während der Feiertage von der Drogenszene fernzuhalten. Aber da wird nichts draus. In einer dramatischen Nacht muss Holly alles daransetzen, ihren Junkie-Sohn zu retten.
DIE STARS: Oscar-Preisträgerin Julia Roberts nutzt ihre Position als einer der größten Stars des Hollywood-Kinos gern dazu aus, Arthaus-Projekte jenseits des Blockbuster-Mainstreams zu unterstützen. „Ben Is Back“ passt perfekt in diese Kategorie.
Ihr Film-Sohn Ben wird vom 22-jährigen Lucas Hedges gespielt, der für seine Rolle als verstörter Teenager in „Manchester By The Sea“ 2017 eine Oscar-Nominierung erhielt. Lucas Hedges‘ Vater Peter Hedges führt bei „Ben Is Back“ zum vierten Mal Regie. Der vielseitige Künstler, der auch als Roman-Autor („Gilbert Grape, irgendwo in Iowa“), Dramatiker und Drehbuch-Autor („About A Boy“) erfolgreich ist, zeichnet außerdem für das Script verantwortlich.
DIE KRITIK: „Du kannst ihn nicht retten. Aber du wirst dich hassen, wenn du es nicht versuchst.“ Dieser Satz einer Mutter, deren drogenabhängige Tochter nicht mehr lebt, steht wie ein Fanal im Mittelpunkt des Dramas „Ben Is Back“.
Der Film beginnt mit einer Portion heile Welt. Autor/Regisseur Peter Hedges zaubert ein familiäres Weihnachts-Idyll mit Christbaum, Geschenken und Festgottesdienst auf die Leinwand. Mit Ben scheint erst einmal alles in Ordnung zu sein. Doch als die Patchwork-Familie mit dem verlorenen Sohn nach dem Kirchgang nach Hause zurückkehrt, haben dort Einbrecher Spuren hinterlassen.
Die Vermutung, dass die Tat in irgendeinem Zusammenhang mit der Drogen-Karriere des Teenagers steht, liegt nahe – und sie erweist sich als richtig. Es wurde kaum etwas gestohlen, nur der Familienhund ist weg. Ben will hinaus in die Nacht, um den Hund zurückzuholen. Seine Mutter will mit.
Der folgende Trip wird in jeder Hinsicht zu einer Fahrt in die Dunkelheit, in der Ben Stationen der Drogenwelt abklappert, von denen seine Familie keinerlei Vorstellung hat. Das Familiendrama erhält auf einmal Thriller-Momente voller Spannung. Doch im Mittelpunkt stehen stets die Sucht des Sohnes und die Anstrengungen der Mutter, ihren Sprössling vor der großen Katastrophe zu bewahren.
Peter Hedges beweist große Meisterschaft darin, die Skizze seiner Story schön langsam mit vielen Details und (düsteren) Farben zu füllen. Dabei hilft ihm natürlich sein famoses Ensemble.
Julia Roberts spielt souverän eine Mischung aus Solidarität, Skepsis und Angst aus. Sie steht eisern zu ihrem Sohn, muss aber stets damit rechnen, von ihm belogen und hintergangen zu werden. Obendrein treibt sie die Befürchtung an, er könnte sich in seiner Abhängigkeit den einen Schuss zu viel setzen.
Lucas Hedges legt seine Figur ähnlich vielschichtig an. Sein Ben ist einerseits ein Opfer; ein junger Mann, der fast alles dafür geben würde, um sich von der Sucht zu befreien. Zugleich kann er aber den abgebrühten Junkie hervorkehren, der alle und jeden in seiner Umgebung hintergeht, um seine Ziele zu erreichen. Sein Leben erscheint ihm wie ein finsteres Verlies ohne Ausweg.
So ist „Ben Is Back“ alles in allem ein sehr bewegendes Drama über die schrecklichen Konsequenzen der Drogensucht. Das einzige Problem des Films: Er wirkt in seiner Düsterkeit wie ein fester Schlag in die Magengrube. Für einen gemütlichen Kino-Abend eignet sich „Ben Is Back“ definitiv nicht.
IDEAL FÜR: alle Filmfreunde, die am Drogen-Thema interessiert sind – und für alle, die Julia Roberts in einer sehr ernsten Rolle sehen wollen.