DIE STORY: Die Tragikomödie „Becks letzter Sommer“ erzählt von Robert Beck (Christian Ulmen). Der Lehrer hat die Lust am Unterrichten komplett verloren. Erinnert sich voller Wehmut daran, dass er vor vielen Jahren mal auf dem Weg zum Rockstar war.
Die Erinnerungen werden drängender, als sich einer seiner Schüler, Rauli Kantas (Nahuel Pérez Biscayart), als begnadeter Gitarrist und einfühlsamer Sänger erweist. Mit ihm macht sich Beck auf den Weg Richtung Süden und hofft auf einen doppelten Neuanfang: für sich und für Rauli.
DIE STARS: Den Schluffi von Nebenan, den sympathischen Loser spielt derzeit niemand im deutschen Kino so überzeugend wie Christian Ulmen. Schon die Vorlage zum Film – der hoch gelobte Roman „Becks letzter Sommer“ von Benedict Wells - entstand mit Ulmen im Kopf. Deshalb ist er auch die perfekte Wahl für diesen Robert Beck, dem es so langsam dämmert, dass man mit Anfang 40 vielleicht doch mal daran denken sollte, die Träume der Jugend auch zu verwirklichen.
Der argentinische Jungschauspieler Nahuel Pérez Biscayart als Rauli, der Becks Leben wieder Schwung verleiht, macht seine Sache ebenfalls exzellent. Regisseur Frieder Wittich schuf 2009 mit „Das 13. Semester“ einen sehr schönen Uni-Film.
DIE KRITIK: Die Träume der Jugend. Welche verwirklicht man wirklich? An welche kann man sich überhaupt noch erinnern? Der Ansatz des neuen Films von Frieder Wittich ist sehr gelungen, da diese Fragen jedem Menschen jenseits der Jugend von Zeit zu Zeit durch den Kopf gehen dürften.
Robert Beck (Christian Ulmen) lebt ganz und gar in der Welt, die er mal für kurze Zeit betreten hatte. Als Jugendlicher hatte er seine „15 Minuten Ruhm“. War kurze Zeit mit einer Punk-Band erfolgreich. Aber dann gab es in der Band Streit. Aus der großen Karriere wurde nichts. Und Robert hängt seither tagein tagaus den Träumen nach, was alles hätte passieren können in seinem Leben.
Zu Beginn des Films spielt Christian Ulmen den frustrierten Mann als lustlosen Lehrer, dessen Bemühungen maximal so weit gehen, dass er die Jahreszahlen bei den Folien für den Unterricht durch das aktuelle Jahr ergänzt. Aber dann erkennt er sich in einem seiner Schüler wieder: dem Neuling Rauli Kantas (Nahuel Pérez Biscayart). Der kann Gitarre spielen, schreibt eigene Lieder und singt dazu ganz herzergreifend.
Robert Beck sieht seine zweite Chance gekommen. Er schreibt Lieder für Rauli und versucht, die Karriere des jungen Mannes anzuschieben.
„Becks letzter Sommer“ hätte ein richtig schöner, zu Herzen gehender Film werden können. Aber Regisseur Wittich folgt nach einem gefühlvollen Auftakt dem Weg der Romanvorlage und er schickt Beck sowie seinen musikalischen Ziehsohn nach Istanbul. Einer von Becks Freunden will dahin. Beck und Rauli reisen mit.
Von da an geht der Film buchstäblich den Bach hinunter. Das Motiv „Karriere und was hätte daraus werden können“ wird ersetzt durch überflüssige Erzählungen von Drogen-Kurier-Diensten und dergleichen mehr.
Am Ende bekommt Beck, der zwischendurch seinen Schützling an die Musikindustrie zu verlieren droht, selbst noch einmal die Chance, auf die Bühne zu gehen und sein Publikum zu finden. Die Kinozuschauer hat der Film bis dahin schon beinahe verloren.
IDEAL FÜR: Freunde der gepflegten musikbestückten melancholischen Komödie.