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Banklady
Zeitreise und astreiner Spannungsfilm
DIE STORY: „Banklady“ klingt wie einer dieser Stoffe, die fürs große Kino entwickelt wurden. Junge Frau lebt in den 60er Jahren in Hamburg mehr schlecht als recht als Aushilfskraft in einer Tapetenfabrik. Eines Tages bekommt sie zufällig mit, wie ihr Freund mit einem Kumpel eine Bank überfällt. Das könnte sie auch, denkt sie sich. Und stürmt schon wenig später in ihre erste Bank. 18 weitere werden folgen, bis die Polizei sie schnappt und sie vor Gericht gesteht, dass sie all das nur als Liebe getan hat. Der Clou an der Sache, die „Banklady“ gab es wirklich. Und nun ist ihre vergessene Geschichte zu einem atemberaubend schönen Film geworden.
DIE STARS: Nadeshda Brennicke ist schon seit 20 Jahren im Filmgeschäft. Trotz einiger toller Auftritte – zum Beispiel in Dominik Grafs „Hotte im Paradies“ – hat es zum großen Durchbruch nie gereicht. Aber dieser Film zeigt sie in brillanter Form. Neben ihr glänzen Charly Hübner, Ken Duken und Heinz Hoenig.
DIE KRITIK: Unglaublich, aber die Geschichte der Gisela Werler, die in „Bonnie und Clyde“-Manier in den 60er Jahren in und um Hamburg 19 Banken ausgeraubt hat, wurde bis heute nicht für die große Leinwand entdeckt. Da musste erst Nadeshda Brennicke kommen (siehe Interview) und die Dame dem Vergessen entreißen.
Man hätte die Story der Gisela Werler, die von den Journalisten gleich nach ihrem ersten Raub zur „Banklady“ erklärt wurde, auf verschiedene Arten erzählen können. Dokfilm mit „talking heads“ oder szenische Doku oder reiner Geschichtsfilm. Regisseur Christian Alvart, einer der wenigen deutschsprachigen Regisseure, die sowohl in Amerika als auch in Europa arbeiten, hat nun das gewagt, was hierzulande selten gut geht, obwohl einem niemand verlässlich sagen kann, warum. Einen gut gemachten Genrefilm. Genau so etwas schwebte Alvart vor. „Banklady“ ist auf der einen Seite eine Zeitreise in die 60er Jahre der Bundesrepublik Deutschland. Und auf der anderen ein astreiner Spannungsfilm, der das Schicksal Gisela Werlers nachzeichnet.
Werler wohnte im Alter von 30 Jahren noch daheim bei den Eltern, fühlte sich von der Welt unverstanden. Auch der Job in der Tapetenfabrik hat sie nicht ausgefüllt. Erst als sie Peter (Charly Hübner wie immer als Energiepaket und dieses Mal als unwiderstehlicher Hallodri) begegnet, ändert sich ihr Leben. Denn durch ihn lernt sie, Banken zu überfallen.
Und Peter merkt, dass er hier auf ein Naturtalent gestoßen ist. Gemeinsam nehmen sie eine Bank nach der anderen aus. Christian Alvart tobt sich gerade bei diesen Einbrüchen filmisch aus. Er arbeitet viel mit Split-Screens, montiert Musik der Zeit mit Schüssen – ein ziemlich sexy Mix, der den Zuschauer nicht nur in die Zeit mitnimmt, sondern der auch unverschämt gut unterhält.
Am Ende steht das, was da natürlich stehen muss, wenn es sich um eine dem Leben entlehnte Räuberpistole handelt. Die beiden werden geschnappt und gehen für viele Jahre ins Gefängnis. Ihre Liebe aber, fast so schön wie im kitschigsten Film, die überdauert alles.
IDEAL FÜR: Menschen, die gern im Kino auf Zeitreise gehen und einer Liebesgeschichte zuschauen, die definitiv größer ist als das Leben.
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