GESAMTEINDRUCK: „Bad Times At The El Royale“ ist ein visuell großartiger Thriller im Tarantino-Stil, der allerdings nur optisch überzeugt. Die Story ist äußerst langatmig und weitgehend sinnfrei.
DIE STORY: Die USA, 1969. Vier Gäste checken im El Royale Hotel ein: Ein Staubsaugerverkäufer (Jon Hamm), der keine Staubsauger verkauft. Ein falscher Priester (Jeff Bridges), der den Ornat nur zur Tarnung trägt. Eine dunkelhäutige junge Frau (Cynthia Erivo), die soulige Songs singt. Und eine hellhäutige junge Frau (Dakota Johnson), die heimlich eine perfekt verschnürte noch jüngere Frau (ein Entführungsopfer?) ins Zimmer schleppt. Nach 90 Minuten nimmt der Film einen neuen Dreh, wenn ein Charles Manson nachempfundener Wüterich (Chris Hemsworth) mit seinem Clan auftaucht. Da Waffen herumliegen, wird die Begegnung für viele Anwesende eine tödliche.
DIE STARS: Autor/Regisseur Drew Goddard trat im Kino bisher mit den Drehbüchern von Erfolgen wie „World War Z“ oder „Der Marsianer“ (Oscar-Nominierung) hervor. „Bad Times At The El Royale“ ist (nach dem Horror-Hit „The Cabin In The Woods“) sein zweiter Spielfilm als Regisseur.
Zu den Gästen im Hotel El Royale zählen noble Mimen wie Jon Hamm („Mad Men“), Jeff Bridges (Oscar für „Crazy Heart“), Dakota Johnson („Fifty Shades Of Grey“) und Chris Hemsworth („Thor“). Sie alle bemühen sich gekonnt um Coolness, entfachen aber kein Feuer in der zähen Story.
DIE KRITIK: Das Positive zuerst: „Bad Times At The El Royale“ ist optisch ein verdammt attraktiver Film. Der Schauplatz, das El-Royale-Hotel auf der Grenzlinie zwischen Nevada (Glücksspiel erlaubt) und Kalifornien (Alkohol erlaubt), fängt perfekt den grellen, altmodisch-modernen und zugleich anheimelnden Stil der Roaring Sixties ein.
In diese schillernd schrille Welt mit schicken Outfits und chromglänzenden Limousinen möchte man sofort einziehen. Obwohl man besser Abstand davon nehmen sollte. Weil ja schon der Filmtitel verrät, dass einen im „El Royale“ schlechte Zeiten erwarten.
Für die Protagonisten auf der Leinwand sind die Zeiten insofern schlecht, als einige von ihnen nur noch wenig Lebenszeit vor sich haben. Davon ist zu Beginn der Geschichte aber noch nichts zu ahnen. Autor/Regisseur Drew Goddard begleitet die Damen und Herren erst einmal in ihre Einzelzimmer, wo sie kleine Einpersonenstücke aufführen.
Laramie Seymour Sullivan, der Staubsauger-Mann, sucht in seinem Raum nach Abhörwanzen. Warum er das tut, bleibt unklar. Immerhin wird er fündig. Daniel Flynn, der falsche Pfarrer, reißt in seinem Zimmer die Holzböden heraus. Warum er das tut, ahnen die Zuschauer schon seit der ersten kurzen Szene des Films, einer Art Mini-Prequel. Mr. Flynn kommt es bei seiner Arbeit sehr zupass, dass im Nebenzimmer Darlene Sweet, die dunkelhäutige junge Frau, inbrünstig den Soulgesang übt. Damit übertönt sie seine Holzklopferei.
So nehmen die Dinge sehr gemächlich und sehr monoton ihren Lauf, wobei die Aufmerksamkeit auch auf die anderen Protagonisten gelenkt wird: Die hellhäutige junge Frau scheint die noch jüngere Frau zu ihrem Schutz verschnürt zu haben. Der wortkarge Hotelportier (Lewis Pullman), der gern mal für längere Zeit den Raum verlässt, scheint ein befremdlich seltsamer Geselle zu sein.
Als Zuschauer sieht man sich an der düsteren visuellen Pracht des Films allmählich satt und möchte irgendwann gern wissen, wie die Figuren und die Handlungsstränge zueinander passen. Da stürmt der gewaltaffine Charles-Manson-Verschnitt Billy Lee in die Hotel-Lobby und beginnt, Drohungen auszustoßen. Wie es weitergehen wird, ist ab diesem Moment absehbar.
In Summe ergibt das eine einerseits blutige, andererseits aber lähmende Thriller-Handlung, die es nicht schafft, das Publikum von Sitz zu reißen. Zwar lassen die bemühten Darsteller blitzen immer wieder schöne Noir-Elemente aufblitzen, aber in Summe bleibt die blutrote Story blass. „Bad Times At The El Royale“ ist ein Film, der sich auf seine attraktive Form konzentriert und darauf, sich öfter mal vor Quentin Tarantino zu verbeugen. Der aber hätte aus dem Setting und dem hochkarätigen Personal sicher bedeutend mehr gemacht.
IDEAL FÜR: Tarantino-Fans, die stylishe Thriller auch dann lieben, wenn storymäßig Magerkost verabreicht wird.