DIE STORY: „Baby Driver“ ist ein rasanter, höchst unterhaltsamer und vor allem musikalischer Action-Thriller über den Fluch der bösen Tat.
Der Plot: Weil der begnadete junge Autofahrer Baby (Ansel Elgort) ausgerechnet dem Gangsterboss Doc (Kevin Spacey) ein Auto klaute, steht er nun in dessen Schuld.
Diese Schuld muss er abbauen, indem er sich bei den Beutezügen von Docs Gang ans Steuer setzt und die Gangster wieder aus der Gefahrenzone fährt. Der schweigsame Baby, der sich in jeder Sekunde aus dem Kopfhörer mit Soul-Pop-Rock-Ohrwürmern beschallen lässt, beherrscht seinen Job perfekt. Mit äußerster Coolness und atemraubender Fahrtechnik lässt er seinen Verfolgern keine Chance.
Als Baby seine Schulden bei Doc nach ein paar Einsätzen abbezahlt hat, zieht er sich aus dem organisierten Verbrechen zurück. Fortan kümmert er sich um seine neue Flamme, die Kellnerin Debora (Lily James), und stellt seine Fahrkünste einem Pizzadienst zur Verfügung.
Doch zur Ruhe kommt er nicht. Doc spürt Baby in einem Restaurant auf und erpresst ihn, auch beim nächsten Coup wieder mitzumachen. Und jetzt geht’s erst richtig rund.
DIE STARS: Titeldarsteller Ansel Elgort wurde durch eine Hauptrolle in den „Die Bestimmung“-SciFi-Dramen bekannt. Mit dem Krebs- und Liebes-Drama „Das Leben ist ein mieser Verräter“ rührte er ein globales jugendliches Publikum zu Tränen. Seine „Baby Driver“-Filmpartnerin Lily James überzeigte zuletzt in und als „Cinderella“ sowie im Grusel-Spaß „Stolz und Vorurteil und Zombies“.
Der zweifache Oscar-Gewinner Kevin Spacey („American Beauty“) porträtiert den Gangsterboss Doc mit der ihm eigenen kühlen Gelassenheit. Jamie Foxx, der als Ray Charles in „Ray“ einen Oscar gewann, verkörpert einen Bad Guy der aufbrausenden Art.
DIE KRITIK: Die Patenschaft am Thriller „Baby Driver“ gebührt den Herren Simon & Garfunkel, die 1970 mit einem Song dieses Namens einen Welt-Hit landeten (das Lied ist im Nachspann des Films auch zu hören). Man kann sich richtig vorstellen, wie Edgar Wright („Shaun of the Dead“), der Autor und Regisseur, rund um den Song seinen Film modellierte.
Also: Man nehme einen Schauspieler, der den Baby Driver glaubhaft verkörpert. Der jungenhafte und hochbegabte Ansel Elgort erfüllt diese Aufgabe perfekt. Dann statte man Baby mit einer Biografie aus, die sein Verwachsensein mit dem Kopfhörer erklärt: Baby erlitt als Kind einen Autounfall, der ihm einen schweren Tinnitus bescherte, ständige Pfeifgeräusche im Ohr. Die will er durch die Musik übertönen.
So weit, so gut. Als nächstes braucht Baby einen erlesenen Musikgeschmack, und auch den hat ihm Regisseur Wright geschenkt. Seine Playlist reicht vom funky „Harlem Shuffle“ bis zum Queen-Hit „Brighton Rock“; von den Glamrockern T. Rex („Debora“) über die Hardrocker Golden Earring („Radar Love“) bis zum Soul-Schmusekater Barry White („Never, Never Gonna Give Ya Up“). Selbst ein rhythmisch vertrackter Jazz-Standard wie der „Unsquare Dance“ von Dave Brubeck bereitet Baby – und dem Kinopublikum – Vergnügen.
Normalerweise sind Soundtracks dazu da, die Wirkung der Bilder zu unterstützen. Doch bei „Baby Driver“ verhält es sich genau umgekehrt. Edgar Wright und seine Cutter haben den Film zum Rhythmus der brodelnden Songs geschnitten, was dem Thriller eine hinreißende visuelle Choreographie verleiht.
Dadurch entsteht eine ultracoole Aura. In Kombination mit starken Dialogen voller feiner Pointen und der rasanten Auto-Action ist „Baby Driver“ ein Film, der sein Publikum bestens unterhält. Die Thriller-Handlung ist dann gar nicht mehr so wichtig.
Das ist auch gut so, denn die ständigen Überfälle, die man zu sehen bekommt, sind auf die Dauer das Schwächste an „Baby Driver“. Die Gangsterstücke leben von exzellenten Darstellern wie Kevin Spacey, Jamie Foxx oder Jon Bernthal und sie leiden an einer gewissen Monotonie sowie einem Übermaß an waffenstarrender Gewalt. Etliche Auftritte enden lange vor dem Filmfinale, weil die Figuren tot in den blutigen Staub sinken.
Im Mittelteil hätte der Film die Chance, sich ganz auf die zarte Love Story zwischen dem introvertierten Exzentriker Baby und der nicht minder interessanten Debora zu konzentrieren. Leider wählt Regisseur Wright dann doch den leichteren Weg zum rabiaten, aber letztlich konventionellen Thriller.
Das beschert dem Film einige Durchhänger und Längen, kann aber letztlich am Kinovergnügen nicht viel ändern. Denn die augenzwinkernde Coolness bleibt „Baby Driver“ in jeder Szene erhalten.
IDEAL FÜR: Freunde rasanter Thriller, die starke Funk-, Soul-, Rock- und Jazzmusik jenseits der Hitparaden lieben.