GESAMTEINDRUCK: Ein starkes Dokudrama, das die Zuschauer zum Erdtrabanten abheben lässt: Ryan Gosling beeindruckt in „Aufbruch zum Mond“ als Astronaut Neil Armstrong, der am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Mond betritt.
DIE STORY: „Aufbruch zum Mond“ beginnt mit der atemraubend gefilmten Sequenz eines Testflugs des jungen Piloten Neil Armstrong, der 1961 mit seinem X-15-Jet an den Grenzen zum Weltraum kratzt. Dann werden zwei Handlungsstränge parallel ausgelegt. Einerseits die Fortschritte im Raumfahrtprogramm der USA. Und andererseits die Biografie von Neil Armstrong. Er wird als stiller, verschlossener Familienmensch geschildert, der noch schweigsamer wird, als seine kleine Tochter Karen an einem Gehirntumor stirbt. In Gedanken ist Karen fortan stets bei ihm – auch bei der Mondlandung der Mission Apollo 11, die auf der Leinwand glänzend geschildert wird.
DIE STARS: Top-Star Ryan Gosling arbeitet in „Aufbruch zum Mond“ zum zweiten Mal nacheinander mit Regisseur Damien Chazelle zusammen. Nachdem Gosling für seine Rolle als Jazz-Pianist in Chazelles Musical „La La Land“ eine Oscar-Nominierung erhalten hatte, wird er auch nun auch im Raumanzug von Neil Armstrong als potenzieller Kandidat für einen Academy Award gehandelt.
Die Britin Claire Foy gewann für ihr Spiel als junge Queen Elizabeth II in der Netflix-Serie „The Crown“ einen Golden Globe. Im November 2018 hat sie gleich zwei Kino-Premieren. In „Aufbruch zum Mond“ porträtiert sie Neil Armstrongs Ehefrau Janet, im Schweden-Thriller „Verschwörung“ (ab 23. 11.) übernimmt sie den Part der genialen Hackerin Lisbeth Salander.
Der 33-jährige Regisseur Damien Chazelle gewann 2017 für „La La Land“ den Regie-Oscar. Schon 21014 hatte er für das Script zu seinem autobiografisch gefärbten Jazz-Drama „Whiplash“ eine Oscar-Nominierung erhalten.
DIE KRITIK:. Regisseur Damien Chazelle hat mit „Aufbruch zum Mond“ keinen Film zum Mitzittern gedreht (man weiß ja, wie die Geschichte der ersten Mondlandung ausgeht), sondern einen zum Staunen.
Man staunt über den Mut der Raumfahrt-Pioniere, die mit den Mitteln der 1960er Jahre das Wagnis unternahmen, ins All aufzubrechen (heute besitzt vermutlich jedes bessere Smartphone mehr Rechenleistung als das Kontrollzentrum in Houston). Und man staunt über die Filmtechnik von heute, die diesen Aufbruch in wahrhaft aufrüttelnde Bilder umsetzt.
Wenn sich die Astronauten in ihre winzig kleinen Raumkapseln setzen, bekommt man schon beim Zuschauen Klaustrophobie. Und wenn sich eine Saturn-5-Rakete (im Grunde ja nichts anderes als eine mit Sprengstoff gefüllte, zielgerichtete Bombe) in Bewegung setzt, dann ächzt und stöhnt und brüllt und vibriert das Vehikel so furchteinflößend, dass man froh ist, im Kino zu sitzen und nicht in einem Raumschiff.
Dem Lärm der Expeditionen steht die Stille gegenüber, die Neil Armstrong ausstrahlt. Ryan Gosling porträtiert den mutigen Mann mit imponierender Intensität als großen Schweiger, der sich mühsam jedes Wort abringt. Claire Foy als Janet ist Neil eine ernste und solidarische, aber auch kritische Partnerin. Sie gestaltet das facettenreiche Bild einer Frau, die nur einmal im Leben völlig danebenlag: „Als ich Neil heiratete“, sagt Janet Armstrong sinngemäß im Film, „dachte ich, er sei ein Mann, der mir viel Sicherheit bieten würde.“
Fazit: „Aufbruch zum Mond“ ist ein Film, der kaum eine unstimmige Szene hat. Einziges kleines Manko: Gelegentlich leidet das Drama an einem Problem, für das es nichts kann: Das Abenteuer der Mondlandung gehört nun einmal zu den am häufigsten erzählten Geschichten des 20. Jahrhunderts. Es ist also nicht leicht, diesem Thema neue Facetten abzugewinnen. Und so kann sich manchmal ein Hauch von Langeweile im Kinosaal einschleichen. Das jedoch nimmt man angesichts der überwältigenden Bilder gern in Kauf.
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die große realistische Abenteuergeschichten und die Raumfahrt lieben.