GESAMTEINDRUCK: Detlev Bucks Thriller „Asphaltgorillas“ wirkt so, als hätte der Regisseur mit ein paar Tarantino-Filmen unter dem Kissen geschlafen - herrlich übertrieben!
DIE STORY: „Asphaltgorillas“ spielt in einem erfundenen Gangster-Milieu in Berlin. Atris (Samuel Schneider) hat die Nase voll davon, der Laufbursche des Gangsters El Keitar (Kida Khodr Ramadan) zu sein. Als sein Kumpel Franky (Jannis Niewöhner) mit einem Lamborghini und einem Vorschlag, schnell Geld zu verdienen, auftaucht, da sieht der ewige Verlierer Atris seine Chance gekommen. Zumal ihm auch noch die geheimnisvolle Bettina (Ella Rumpf) über den Weg läuft. Aber einer wie Atris wird stets vom Pech verfolgt. Weshalb bald das große Chaos ausbricht und jeder dem Falschgeld hinterherjagt, das aus Polen nach Berlin geschleust wird.
DIE STARS: Regisseur Detlev Buck hat eine sehr interessante Mannschaft zusammengebracht, die diesen quietschbunten Noir-Traum bevölkert. Im Zentrum stehen Ella Rumpf („Tiger Girl“) als Diebin Bettina/Marie und Samuel Schneider („Exit Marrakech“) als Tagträumer Atris. Buck inszeniert dieses sehr ungleiche Pärchen wunderbar.
Um die beiden Liebenden herum tauchen immer wieder - wie in einem Reigen - Menschen auf und verschwinden. Jannis Niewöhner („Jugend ohne Gott“) hat die undankbarste Rolle. Er spielt den schmierigen Franky hart an der Kante zur Karikatur. Das ist zum Teil grobes Over-Acting.
Der Wiener Georg Friedrich („Wilde Maus“) macht mal wieder das, was er am besten kann. Er gibt den Kleinganoven mit Hang zu scheußlich-schöner Kleidung mit Schmackes und natürlich in Mundart.
Kida Khodr Ramadan („4 Blocks“) dürfte den Gangster-Boss vom Dienst mittlerweile im Schlaf draufhaben. Und „Germany´s Next Topmodel“-Gewinnerin Stefanie Giesinger spielt mit Hingabe die Tochter eines Russen, der mit Geld nur so um sich wirft.
DIE KRITIK: „Asphaltgorillas“ ist Detlev Bucks vorläufiger Abschied vom Kinderfilm. „Noch nie wurde ich für meine Filme so geliebt wie bei ,Bibi & Tina‘“, so Buck im Interview mit FilmClicks. Der Thriller „Asphaltgorillas“, der für Kinder komplett ungeeignet ist, beschert ihm von den Kritikern zweierlei: Lobeshymnen und vernichtende Kritiken. Was der Filmemacher locker hinnimmt: „Besser, als wenn alle sagen würden, der Film wäre so ganz okay“.
Buck - und das haben einige Kritiker wohl falsch verstanden - will keineswegs Martin Scorsese und seinen Mafia-Filmen nacheifern. „Asphaltgorillas“ ist eine Buck´sche Fabel. Der Thriller ist ein Märchen über zwei Freunde, die denken, dass man mit Falschgeld reich werden kann.
Die beiden gehen mit einer simplen Idee an die Geschichte heran: Wer kein Geld hat, druckt sich einfach welches. Und damit haben sie in gewisser Weise Erfolg, lösen aber auch allergrößtes Chaos aus, das Buck in einigen Szenen mit völlig überzogener, aber herrlich anzuschauender Tarantino-Gewalt auflöst.
Eigentlich war die Vorlage zu den „Asphaltgorillas“ mal eine Kurzgeschichte des Autors und Strafverteidigers Ferdinand von Schirach. In „Der Schlüssel“ ging es noch um Pillen und Dealen, was Buck „dann doch eher langweilig“ fand. Als Schirach Buck anbot, aus der Geschichte etwas fürs Kino zu machen, entkernte der Filmemacher die Story komplett, reicherte sie um das Element Liebe an und schuf seinen ganz eigenen Kosmos.
„Asphaltgorillas“ ist ein mutiges Werk. Buck erzählt zum Teil rasend schnell von Lamborghinis und gefräßigen Hunden. Dann wieder sehr entspannt von dämlichen Großstadt-Rappern und ihrer Sehnsucht nach Bürgerlichkeit. Es steckt viel drin in diesem Film, der aber vor allem eines hat: Spaß, den Zuschauer in eine ihm unbekannte Welt zu entführen und ihn dort verdammt gut zu unterhalten.
Man darf übrigens auf Ende Oktober gespannt sein. Dann startet Buck bereits seinen nächsten Film „Wuff“ im Kino. Bei dem Titel - wieder etwas für Kinder? „Von wegen, das wird mein erster Frauenfilm. Alles aus der Sicht von Frauen erzählt“.
IDEAL FÜR: Fans von Buck-Filmen und Kinogänger, die märchenhaft überhöhte Gangsterfilme mögen.