An ihrer Stelle

DIE STORY: Das Familiendrama „An ihrer Stelle“ führt in eine für die meisten Menschen sehr exotische, hermetisch verschlossene Welt: Jene des ultraorthodoxen Judentums. Im Mittelpunkt steht die junge Shira (Hadas Yaron), die sich auf die Ehe mit einem für sie ausgewählten Mann freut, den sie kaum kennt. Doch dann stirbt Shiras Schwester bei der Geburt ihres ersten Kindes.  Die Familie tritt mit dem Vorschlag an Shira heran, sie möge den verwitweten Mann  ihrer Schwester heiraten und das Baby großziehen.
DIE STARS: Die israelische Schauspielerin Hadas Yaron wurde für ihr sensibles Porträt der ratlosen und aufgewühlten Shira beim Filmfest Venedig 2012 zur besten Darstellerin gewählt.
KURZKRITIK: Rein filmisch betrachtet, ist „An ihrer Stelle“ ein kleines Meisterwerk, das den Zuschauer von der ersten Minute an fast magisch in seinen Bann zieht: Mit wunderschönen, klaren und ruhigen Bildern. Und mit einer zurückhaltenden Spielweise, die durch die meditativen Klänge und Lieder des Soundtracks noch an Intensität gewinnt. Was die Story betrifft, will man als Beobachter, dem alles Ultraorthodoxe fremd ist, die handelnden Figuren - vor allem die junge Shira - dazu anspornen, sich aus dieser so freudlos erscheinenden, von Zwängen und strengen Regeln beherrschten Gesellschaft zu befreien. Wenn der Film manchmal die Häuser verlässt und hinaus in die Straßen geht, mag man gar nicht glauben, dass dieser familiäre Fundamentalismus in Tel Aviv existieren kann, jener vor Lebenslust und Sinnlichkeit nur so sprühenden Metropole. Doch Regisseurin Rama Burshtein, die in New York geboren wurde und in Israel selbst zum orthodoxen Glauben konvertierte, will keinen Weg nach außen weisen, sondern den Blick ins Innere der chassidischen Gemeinschaft lenken. Das gelingt ihr phänomenal gut.
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die neugierig darauf sind, im Kino die Welt in all ihren Schattierungen kennenzulernen.