Amerikanisches Idyll

Ein Idyll mit großen Rissen


FilmClicks:
„Amerikanisches Idyll“: Seymour Levov (Ewan McGregor) mit Tochter Merry (Dakota Johnson) © Tobis
DIE STORY: „Amerikanisches Idyll“ ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans, für den  Philip Roth mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde.
Die 1960er Jahre in Amerika: Seymour Levov (Ewan McGregor) ist so etwas wie die alte Sportslegende von der Highschool und hat - passend dazu - hernach die einstige lokale Schönheitskönigin Dawn (Jennifer Connelly) geheiratet. So beginnt der typische amerikanische Traum, wie ihn Millionen Amerikaner leben und noch mehr Millionen erträumen.
Doch bald schon ziehen dunkle Wolken auf im Leben Levovs. Denn obwohl man ein tolles Haus mit Garten, ein Auto, eine Handschuhfabrik und eine liebenswerte Tochter namens Merry hat, gerät das Leben der Familie aus den Fugen, wenn ebendiese Tochter (Dakota Johnson) im Teenager-Alter zur Rebellin wird und so ziemlich gegen alles aufbegehrt, vor allem aber gegen den Vietnam-Krieg.
Als in der Kleinstadt eine Bombe explodiert, verschwindet sie spurlos. War Merry die Attentäterin? Für Seymour und seine Frau beginnt eine bange Zeit des Wartens und des Suchens. Wann wird Merry sich wieder melden? Und wohin ist sie abgehauen?

Nur scheinbar eine heile Familie: Das Ehepaar Levov mit Tochter Merry © Tobis

DIE STARS: Ewan McGregor ist für die Fans von „Star Wars“ natürlich ein Superstar. Doch der schottische Schauspieler hat noch mehr zu bieten - vor allem im Independent-Kino sind ihm immer wieder famose Interpretationen geglückt. Nun wagt er sich erstmalig auf den Regie-Sessel und dirigiert von dort ein überaus prominentes Ensemble: Oscar-Preisträgerin Jennifer Connelly und Dakota Fanning zählen beide zur A-Liste der Stars des US-Kinos.
 
DIE KRITIK: Regie-Debütant Ewan McGregor zeichnet mit „Amerikanisches Idyll“ in stimmigen Bildern ein überaus facettenreiches Porträt der US-Gesellschaft jener Zeit. Zugleich ist die Romanverfilmung aber auch die tragische und von Rückschlägen gekennzeichnete Aufarbeitung eines Verlustes: Eine komplizierte Vater-Tochter-Geschichte, bei der man nie weiß, wo die Saat für das spätere Ungemach gesetzt wurde.
Autor Philip Roth lässt viele Möglichkeiten offen, er setzt bewusst deutliche Spuren oder falsche Fährten. Da gibt es beispielsweise die Szene, in der Seymours Tochter Merry, noch im Kindesalter, von ihrem Vater verlangt, sie so zu küssen, wie er es mit ihrer Mutter tut.
In der Buchvorlage geschieht dies, im Film hat McGregor solche problematischen Szenen lieber umschifft. Man kann das mutlos nennen, aber da die Szene im Buch ohne nennenswerte Konsequenzen bleibt, ist sie nur ein weiteres Irrlicht auf Roths Motivsuche für die Gründe von Merrys Verhalten.
McGregor hat sich schauspielerisch und in der Führung seines Ensembles nichts vorzuwerfen – er hat einen handwerklich sauberen Film inszeniert. Die Darsteller, inklusive McGregor selbst, sind überhaupt das Rückgrat dieser von Kameramann Martin Ruhe mit größtmöglicher Eleganz gefilmten Zeit- und Gesellschaftsstudie: Ohne sie hinge die Dramaturgie ein wenig im Raum. Denn ganz im Griff hat McGregor seinen Erzählrhythmus nie. Es entstehen Leerstellen, die zeigen, dass „Amerikanisches Idyll“ nicht ganz aus einem Guss ist. Immerhin: Ausstattung und Dekor sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet; das Amerika der 1960er hat McGregor damit vortrefflich wiederauferstehen lassen.
 
IDEAL FÜR: Fans von McGregor, die erfahren möchten, was der smarte Schauspieler als Regisseur drauf hat. Und natürlich für die Leser von Philip Roth.
 






Trailer
LÄNGE: 109 min
PRODUKTION: USA 2016
KINOSTART Ö: 18.11.2016
REGIE:  Ewan McGregor
GENRE: Drama
ALTERSFREIGABE: ab 14


BESETZUNG
Jennifer Connelly: Dawn Levov
Ewan McGregor: Seymour Levov
David Strathairn: Nathan Zuckerman
Dakota Fanning: Merry Levov