DIE STORY: Nathalie (Isabelle Huppert) spielt in „Alles was kommt“ eine Philosophie-Lehrerin in Paris und sie ist als solche gerne mit ihren Studenten unterwegs. Sie hat eine große Bibliothek, ein schickes Pariser Apartment und bringt philosophische Schriften in einem Verlag heraus. Alles läuft gut, bis ihr Ehemann Heinz (André Marcon) plötzlich verkündet, dass er sie für eine andere verlässt.
Von da an bricht Nathalies Welt in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Aber weil es die unnahbare Isabelle Huppert ist, die diese Rolle spielt, liegt nahe, dass ihr das so nahe nicht geht. Nathalie versucht, die Fassung zu wahren, und das gelingt ihr über weite Strecken auch.
Bald schon hat man das Gefühl, ihr eigenes Leben ginge sie nichts mehr an. Dass nebenbei noch ihre depressive Mutter (Edith Scob) für Unmut sorgt und der Verlag ihre Buchreihe einstellen will, sind nur die Toppings auf dem Berg von Riesenproblemen, die sich inzwischen aufgetürmt haben.
DIE STARS: Isabelle Huppert ist Frankreichs unangefochtener Superstar – die 62-jährige mit der zierlichen Mädchenfigur und der Mimik eines Eisblocks begeistert ihr Publikum seit nunmehr 45 Jahren. Schon in ihrer ersten großen Rolle als „Violette Nozière“ (1978) spielte sie mit großer Regungslosigkeit und begründete ihre Karriere als Frau mit Hang zu absolutem Minimalismus. Auch in „Alles was kommt“ gelingt es ihr, diesen Anspruch zu halten – ihre Interpretation einer Frau, der der Boden unter den Füßen weggezogen wird, ist famos gelungen.
DIE KRITIK: Die französische Regisseurin Mia Hansen-Løve hat mit „Alles was kommt“ (Originaltitel: „L'Avenir“) eine sensibel austarierte Charakterstudie gedreht, in der Isabelle Huppert als Nathalie zur Hochform auflaufen kann.
Hupperts Minimalismus setzt sich auch bei der Arbeit der Filmemacherin fort, denn auf dieselbe Weise ist auch Mia Hansen-Løves Regie angelegt: Sie begleitet ihre Hauptfigur wie zufällig und unaufgeregt, ebenso minimalistisch und scheinbar desinteressiert.
Später, als Nathalie in die Berge reist, um dort einen ihrer ehemaligen Schüler (Roman Kalinka) zu besuchen, wird ihr klar, dass der Verlust ihres Mannes gar nicht so bedeutend war, wie ursprünglich angenommen. Nathalie versteht, dass ihre wahre Bestimmung das Lehren war und ist – eine Frau hat endlich zu sich selbst gefunden.
Dank Hauptdarstellerin Huppert ist „Alles was kommt“ zu einem kurzweiligen Ausflug in die weibliche Seele geworden, die nie mehr preisgibt, als sie muss. Der Rest ist Schweigen.
IDEAL FÜR: Frankophile Kinobesucher.