DIE STORY: „Alles unter Kontrolle“ ist der neue Film von Philippe de Chauveron, der mit „Monsieur Claude und seine Töchter“ einen Welterfolg landete. Der Regisseur bleibt dem Genre der Multi-Kulti-Komödie treu, allerdings wählte er diesmal ein im Grunde bitter ernstes Thema aus. Es geht um den Versuch zweier französischer Polizisten, einen abgewiesenen Asylbewerber von Frankreich nach Afghanistan zu bringen.
Der Film schöpft erstaunlich viel Klamauk-Potenzial aus dem tragischen Plot. Die zwei Cops stellen sich mitunter so dämlich an, als wären sie der Hollywood-„Police Academy“ entwichen, während der clevere Afghane Karzaoui (der möglicherweise ein Algerier ist) seinen Aufsehern ein ums andere Mal entwischt. Ganz so clever ist der Flüchtling allerdings auch nicht, denn er lässt sich immer wieder einfangen.
Natürlich wurde „Alles unter Kontrolle“ nicht in Afghanistan gedreht. Das Drehbuch schenkt dem Abschiebe-Flugzeug und seinen Insassen eine Notlandung in Malta. Dort geht es dann bei Sonne, Sex und harten Drinks manchmal so zu wie in einer Urlaubs-Komödie.
DIE STARS: Mit Ary Abittan und Medi Sadoun sind zwei der Schwiegersöhne aus „Monsieur Claude und seine Töchter“ auch in „Alles unter Kontrolle“ im Einsatz. Abittan, in „Monsieur Claude“ der jüdische Schwiegersohn, spielt diesmal den spanischstämmigen französischen Polizisten José Fernandez. Und Sadoun, damals der arabische Schwiegersohn, mimt den Afghanen oder Algerier (so genau weiß man das nie) Karzaoui. Die zweite Polizisten-Rolle gehört dem Franzosen Cyril Lecomte.
DIE KRITIK: Autor/Regisseur Philippe de Chauveron schenkt „Alles unter Kontrolle“ einen hinreißend unkontrollierten Start. Der Migrant Karzaoui (Medi Sadoun) klappert die Warteschlange vor einem Amtsgebäude ab, wo Menschen aus aller Herren Länder darauf warten, sich registrieren zu lassen. Gegen Bargeld verspricht er den Leuten eine niedrige Wartenummer, mit der sie sofort drankommen.
Doch zu seinem Pech kommt der Mann gleich selber dran: Eine Polizeipatrouille nimmt ihn fest. Und weil Karzaoui einen Pass (echt? gefälscht?) in der Tasche hat, der ihn als Afghanen ohne Aufenthaltstitel ausweist, steht ihm die Ausweisung bevor.
Dumm gelaufen, könnte man sagen. Doch ziemlich dumm läuft dann alsbald der ganze Film daher. Zwar ist das Bemühen spürbar, den Zuschauern das Abschieben als Tragödie für die Betroffenen nahezubringen und nicht als Verwaltungsakt. Doch „Alles unter Kontrolle“ ist so reich mit Knall- und Knatterchargen besetzt, dass im Klamauk-Gewitter die ernste Grundierung des Films bald unsichtbar wird.
Ary Arbittan und Cyril Lecomte, die Darsteller der beiden Polizisten, können einem im Grunde leidtun. Beide sind zu einer grellen Grundgeilheit verdonnert, die sie jedem prallen Damenhintern hinterherhecheln lässt. Und beide müssen trinken, was das Zeug hält. Sodass sie vom Publikum (und von ihrem Gefangenen) bald nicht mehr als coole Cops wahrgenommen werden, sondern als Witzfiguren.
Was dann eine Stunde lang an den Schauplätzen zwischen Paris und Malta abgeht, zu Wasser, zu Lande und in der Luft, ist im Grunde keine Erwähnung wert. Das als Komödie getarnte Abschiebedrama läuft als schriller Schwank ab, in dem jeder schlechte Witz ein geschütztes Plätzchen findet.
Erst im Finale, wenn alles sortiert und geordnet zu sein scheint, kehrt der Film zurück zur Kraft der Anfangsminuten. Dann werden aus den Karikaturen auf der Leinwand wieder Menschen aus Fleisch und Blut. Und dann bekommt man auf einmal echte Gefühle zu spüren.
Fazit: „Alles unter Kontrolle“ ist eine gewiss gut gemeinte, doch keine gute Farce über das Mit- und Gegeneinander der Ethnien und Nationen. An die Qualität seines Vorgängers „Monsieur Claude und seine Töchter“ kommt der Film aber nicht heran.
IDEAL FÜR: Freunde leichter Kino-Kost, auch wenn diese aus herben Zutaten zubereitet wurde.