Alles steht Kopf

Ein Film wie eine Wundertüte


FilmClicks:
Die Gefühle an ihrem Schaltpult: Wut, Ekel, Freude, Angst & Kummer (v. l.) © Disney-Pixar
DIE STORY: „Alles steht Kopf“ ist eine sensationelle Animations-Komödie, die auf zwei Ebenen spielt. Zum einen in der Außenwelt der elfjährigen Riley. Und zum anderen in Rileys Kopf. Denn ihre Gefühle – Freude, Angst, Wut, Kummer und Ekel – sind kleine Figuren, die von einer Schaltzentrale aus das Leben des Mädchens lenken.
Der Plot: Bei Riley heißt es jeden Tag „Alles steht Kopf“. Sie ist mit ihren Eltern (auch sie besitzen eigene Gefühls-Figuren) von einem Städtchen in Minnesota nach San Francisco umgezogen. Dort ist alles komplett neu und ungewohnt – und in Rileys Innenleben geht es drunter und drüber.
Ihre Gefühle, die bisher miteinander in Eintracht lebten, geraten nun immer häufiger in Streit. Als Freude und Kummer aus der Schaltzentrale irgendwo ins Hirn hinaus geschleudert werden und sich mühsam - aber sehr lustig für den Zuschauer – zurück kämpfen müssen, droht das absolute Chaos auszubrechen.    

Vorsicht! Wenn die Wut richtig aufdreht, ist die Hölle los! © Diseny-Pixar

DIE STARS: Der größte Star von „Alles steht Kopf“ ist ohne Frage das Pixar-Studio („Findet Nemo“, „Ratatouille“) höchstselbst, das 1995 mit „Toy Story“ den ersten komplett computeranimierten Trickfilm drehte.
Die letzten Filme ließen darauf schließen, dass das Unternehmen nach der Übernahme durch Disney nun langsam komplett auf Mainstream umschwenkt. Aber das neue Meisterwerk „Alles steht Kopf“ gibt einem dem Glauben daran zurück, dass die Pixar-Animatoren einzigartig sind. Die Geschichte um Gefühle im Kopf eines elfjährigen Mädchens ist derart hinreißend erzählt, dass man beinahe jede Minute staunt.
In der deutschen Fassung stechen besonders die Angst (Olaf Schubert) und die Wut (Hans-Joachim Heist, bekannt geworden als Gernot Hassknecht in der „heute-show“) heraus.    

Wenn der Kummer richtig Kummer hat, müssen Wolken weinen © Disney-Pixar

DIE KRITIK: Wer vermag schon zu sagen, wie es im Kopf eines elfjährigen Mädchens ausschaut? Die Trickfilm-Schmiede Pixar wagt die Prognose und gewinnt auf ganzer Linie. In gewisser Weise darf man „Alles steht Kopf“ als persönlichsten Pixar-Film sehen, denn Regisseur Pete Docter (war schon für „Oben“ und „Die Monster AG“ verantwortlich) konnte an seiner eigenen Tochter feststellen, wie sehr sich Kinder verändern, wenn sie dabei sind, die Kindheit hinter sich zu lassen.
Andere Studios hätten aus diesem Stoff vielleicht einen leichtfüßigen und komischen Coming-of-Age-Film gemacht. Bei Pixar wird viel mehr daraus.
Schon die erste Szene spielt nicht da, wo man es vermuten könnte. Der Film beginnt im Kopf der gerade geborenen Riley. Aus einer weißen Leinwand formen sich erste Dinge. Das Gefühl Freude taucht als kleine Figur auf und kommentiert, was jetzt passieren wird. Wie Gefühle entstehen, was sie im Kopf bewegen. All das ist extrem unterhaltsam erzählt, basiert aber auch auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Denn Pixar hat sich die kompletten fünf Jahre der Herstellung des Films von Wissenschaftlern beraten lassen.
Heraus gekommen ist ein Film wie eine Wundertüte. Mit jeder neuen Szene überraschen uns die Filmemacher. Man betritt die Welten in Rileys Kopf, die zusammenstürzen, weil das Mädchen einen neuen Lebensabschnitt beginnt. Man folgt den Irrwegen, die die Gefühle Freude und Kummer beschreiten, weil sie wieder zurück ins Emotions-Hauptquartier wollen.
Und wenn man irgendwann glaubt, genug gesehen zu haben, kommt Bing Bong ins Spiel, das emotionale Zentrum des gesamten Films. Visuell eine Kreuzung aus Elefant und Delfin, emotional der imaginäre Freund Rileys aus Kindertagen, den das Mädchen längst vergessen hat. Doch in einem Taschentuch-Steven-Spielberg-Moment-für-die-Ewigkeit rettet er die ganze Geschichte, die auf der Leinwand erzählt wird.
Noch eines zum Schluss. Natürlich geht es nicht nur in Rileys Kopf hoch her. Bei allen Lebewesen, behauptet der Film, sitzen die Gefühle wie im Raumschiff Enterprise an einer Steuerkonsole. Außer bei…aber das muss man dringend selbst sehen.
Deshalb die dringende Empfehlung: Wenn die Story endet, schön den ganzen Abspann sitzen bleiben – beim Trickfilm des Jahres, der schon jetzt in unseren Herzen wohnt und später in die Rubrik Klassiker aufgenommen werden wird.               
 
IDEAL FÜR: die ganze Familie. Derart perfekte Filme, mit denen jeder etwas anfangen kann, gibt es nur alle paar Jahre in den Kinos.  
 






Trailer
LÄNGE: 102 min
PRODUKTION: USA 2015
KINOSTART Ö: 01.10.2015
REGIE:  Pete Docter
GENRE: Animation|Familie/Kinder|Komödie
ALTERSFREIGABE: jugendfrei