DIE STORY: In „Alien: Covenant“ schickt Regisseur Ridley Scott ein Raumschiff namens Covenant auf den Weg zu einem erdähnlichen Planeten, der viele Lichtjahre entfernt ist. An Bord sind neben der Crew noch 5.000 Menschen, die die lange Reise im Tiefschlaf verbringen.
Eines Tages wird die Mannschaft um Kapitän Branson (James Franco) vom Roboter Walter (Michael Fassbender) geweckt. Denn es gab einen Notfall. Kurz danach fängt das System eine eigenartige Melodie auf. Dort draußen, wo eigentlich kein menschliches Wesen vermutet wird, singt jemand einen Jazz-Klassiker („Nature Boy“).
Die Covenant ändert ihren Kurs und folgt dem Signal. Am Ziel wartet zur allgemeinen Überraschung ein Planet, der für Erdbewohner das Paradies sein könnte – wären da nicht diese unheimlichen Wesen, die wir aus früheren „Alien“-Filmen schon kennen.
Die Außerirdischen sorgen dafür, dass die Mannschaft des Raumschiffs dezimiert wird. Und gleichzeitig werden langsam die Hintergründe klar, wer die Aliens erschaffen hat und was deren eigentliche Mission ist.
DIE STARS: Die Blickfänger von „Alien: Covenant“ sind eindeutig die furchteinflößenden außerirdischen Wesen - dieses Mal gesichtslos in Weiß und mit den allseits bekannten Beißwerkzeugen in Schwarz. Das Publikum muss allerdings lange warten, bis die Aliens ihren Auftritt haben. Und sie verbreiten - das ist eine der großen Überraschungen des Films - nicht immer Schrecken.
Die Schauspieler schlagen sich tapfer neben diesen Kreaturen. Haben aber nicht ansatzweise die Chance, so zu punkten wie die Titel-Antihelden.
Die beste Figur macht Katherine Waterston („Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“) als Wissenschaftlerin Daniels. Nach dem bewährten Vorbild von Sigourney Weavers Figur Ripley mutiert sie von der entschlossenen Raumfahrerin zur Furie, die sich den Aliens scheinbar furchtlos in den Weg stellt. Die Männer um sie herum, allen voran Billy Crudup („Almost Famous“) als ihr Vorgesetzter, sind unentschlossen und dienen meist nur als Alien-Futter.
Michael Fassbender ist wieder mal eine Sensation. Er spielt nicht nur einen, sondern gleich zwei Roboter-Rollen (Walter und David), und er interpretiert die philosophischen Teile des Films mit so einer Freude, als wäre er auf einer Theaterbühne. Es macht einfach nur Spaß, ihm dabei zuzuschauen.
DIE KRITIK: Mit „Alien: Covenant“ geht Meister-Regisseur Ridley Scott, 79, zurück an den Anfang seiner Karriere. Wie schon im ersten „Alien“-Film von 1979 spielt der Brite gnadenlos gut auf der Klaviatur der Gefühle. Es geht um nackte Angst, ums Erschrecken, um die Furcht vor dem Fremden, um die Spannungsschraube, die Scott zwei Stunden lang immer ein bisschen mehr anzieht, bis man auf der Kante des Kinosessels hockt und es beinahe nicht mehr aushält.
„Alien: Covenant“ zeigt aber auch, dass Ridley Scott über die Jahre hinweg gereift ist, dass er einen Film heute thematisch viel breiter anlegen kann als noch vor 40 Jahren.
Scott geht es in seinem neuen Film nicht allein darum, sein Publikum maximal zu erschrecken. Er führt auch einen Pfad weiter, den er 2012 mit dem Science-Fiction-Drama „Prometheus“ beschritten hatte. In „Prometheus“ ging Scott der Frage nach, woher wir Menschen kommen. Ob es eventuell im All Konstrukteure gibt, die das Leben auf die Erde gebracht haben. Diese „Alien“-Vorgeschichte, die man dringend gesehen haben sollte, um den neuen Film in all seiner Vielfalt genießen zu können, war eher dem Nachdenken und Grübeln gewidmet.
„Alien: Covenant“ könnte auch gut „Prometheus 2“ heißen. Denn der Film erzählt die Geschichte weiter, verquickt sie aber auch sehr geschickt mit dem Schauder, den man von einem „Alien“-Film erwarten darf. Das Werk ist sehr blutig und gewalttätig, hat großartige Schockmomente.
Für den Gegenpol sorgt Michael Fassbender als zentrale Figur. Er spielt, wie erwähnt, zwei Androiden. David, den der Zuschauer aus „Prometheus“ kennt, und seinen Nachfolger Walter. Letzterer ist ein Roboter-Modell, bei dem die Menschen etwas Grundlegendes (das hier aber nicht verraten werden darf) verändert haben.
David und Walter sind das emotionale Zentrum des Films. Wenn es bei ihnen um das Schöpferische, um das Erfinden und Bewahren geht, dann verlässt der Film komplett das, was man eigentlich von einem SciFi-Horrorschocker erwarten darf. Das ist tiefgründig, lädt zu Gedankenspielen ein und ist eher im Arthaus denn im Blockbuster zu Hause.
„Alien: Covenant“ soll noch mehrere Fortsetzungen bekommen. Da Ridley Scott offenbar noch viele Ideen im Köcher hat, klingt das nach einem sehr guten Plan.
IDEAL FÜR: alle Science-Fiction-Fans, „Alien“-Fans und Ridley-Scott-Fans.