Alfons Zitterbacke - Das Chaos ist zurück

Ein ewiger Pechvogel will abheben


FilmClicks:
Alfons Zitterbacke (Tilman Döbler, o.) und Benni (Leopold Ferdinand Schill) hecken etwas aus © Luna Film
GESAMTEINDRUCK: „Alfons Zitterbacke – Das Chaos ist zurück“ ist ein nicht sonderlich gut gelungener deutscher Kinderfilm, dessen elfjähriger Titelheld danach strebt, seinem Image als ewiger Verlierer zu entfliehen.
 
DIE STORY: In seinen Träumen sitzt der Schüler Alfons Zitterbacke (Tilman Döbler) als Astronaut am Steuer eines Raumschiffs. Doch seine Realität schaut anders aus. In der Schule wird er von den Kids gemobbt und von den Lehrern als Versager tituliert. Auch von seinen überstrengen Eltern hat der Junge wenig Solidarität zu erwarten.  Einzig die Freunde Benni und Emilia halten zu ihm. Gemeinsam mit ihnen tritt Alfons in einem Wettbewerb an, in dem es um die Konstruktion eines Flugobjekts geht.

Alfons' Eltern (Alexandra Maria Lara und Devid Striesow) strahlen wenig Wärme aus © Luna

DIE STARS: Die Erwachsenen-Rollen in „Alfons Zitterbacke“ sind prominent besetzt.  Die Stars Devid Striesow und Alexandra Maria Lara spielen Alfons‘ Eltern. Im Lehrerkollegium findet man erste Kräfte wie Katharina Thalbach und den Kabarettisten Olaf Schubert. Deutschlands Rekord-Astronaut Alexander Gerst, der im Dezember 2018 nach  166 Tagen als Kommandant von der Raumstation ISS zurückkehrte, spielt in einer Gastrolle sich selbst.
Alfons-Darsteller Tilman Döbler, mittlerweile 13 Jahre alt, ist ein vielbeschäftigter Kinderschauspieler, der zuletzt in Bully Herbigs DDR-Fluchtdrama „Ballon“ im Kino zu sehen war.

Der Kabarettist Olaf Schubert spielt einen Chemielehrer © Luna

DIE KRITIK: Die Figur des jugendlichen Pechvogels Alfons Zitterbacke entstand vor gut 60 Jahren in der DDR, wo die Kinderbücher des Autors Gerhard Holtz-Baumert sehr beliebt waren. Da die Handlung des neuen Films in die Gegenwart verlegt wurde, ist von der DDR auf der Leinwand nichts übrig geblieben. Vom „humorvollen und nachdenklichen Stil“, der den Büchern attestiert wird, allerdings auch nicht.
„Alfons Zitterbacke – Das Chaos ist zurück“ ist keine Komödie, sondern ein juveniles Drama, dessen Titelfigur beim Betrachter vor allem Mitgefühl weckt. Wie mag es einem Jungen gehen, der Tag für Tag von allen Seiten nur Prügel einsteckt? Die Mitschüler verhöhnen ihn  („Zitterbacke – Hühnerkacke“), die Lehrer verachten ihn und die Eltern setzen mit kalter Gefühllosigkeit noch eins drauf.  Dass Alfons  in einer derart abweisenden Umgebung weder seine Träume noch seinen Lebensmut verliert, ist dem Knaben hoch anzurechnen.
Natürlich steuert der Film im Finale trotz aller kleinen Niederlagen des Titelhelden einer Art von Happy End entgegen – schließlich will man das jugendliche Zielpublikum nicht mit düsterem Tragödien-Feeling aus dem Kino entlassen.  Aber die Wendung zum Guten erscheint reichlich konstruiert. Und der ganze Film wirkt eher wie eine Pflichtübung als ein voller Lust realisiertes Kinoprojekt.
Das beginnt bei der Inszenierung. Regisseur Mark Schlichter, der fürs Fernsehen die ungewöhnlichen und bärenstarken „Zorn“-Thriller drehte, baut hier keinen großen Spannungsbogen auf. Er lässt die Ereignisse mehr und minder dahinplätschern.
Die erwachsenen Darsteller zeigen erstaunlich wenig von ihrem Können, was im Fall von Devid Striesow und Alexandra Maria Lara wohl vor allem am Drehbuch liegt. Ihre Figuren als überstrenge Eltern sind so eindimensional und blass gezeichnet, das auch das Spiel der beiden Stars blass und eindimensional wirkt.
Beim Kinder-Ensemble setzt sich dieses Problem fort. Hauptdarsteller Tilman Döbler etwa wurde für seine Rollen schon hochgelobt; für den TV-Film „Zuckersand“ gewann er sogar den Grimme-Preis. Als Alfons erlebt man ihn allerdings mit einer durchwachsenen Leistung – er sagt brav seinen Text auf, ohne die Figur wirklich zu gestalten. Das gilt auch für die meisten anderen Kids (mit Ausnahme des köstlich altklugen Benni von Leopold Ferdinand Schill). Und all diese Probleme zusammen schmälern das Vergnügen an „Alfons Zitterbacke“ doch sehr, sehr erheblich.
 
IDEAL FÜR: Eltern und Lehrer, die Anschauungsmaterial dafür suchen, wie sie besser nicht mit Kindern umgehen sollen. Und für Kinder, die sich freuen können, wenn sie in ihrem Leben von solchen Eltern und Lehrern (und Klassenkameraden) verschont bleiben.






Trailer
LÄNGE: 93 min
PRODUKTION: Deutschland 2019
KINOSTART Ö: 05.07.2019
REGIE:  Mark Schlichter
GENRE: Familie/Kinder
ALTERSFREIGABE: jugendfrei


BESETZUNG
Tilman Döbler: Alfons Zitterbacke
Devid Striesow: Paul Zitterbacke
Alexandra Maria Lara: Louise Zitterbacke
Katharina Thalbach: Direktorin Dr. Girzig
Olaf Schubert: Dr. Olaf Schubert