DIE STORY: Das deutsche Kinodrama „Agnes“ handelt von einer ungewöhnlichen Liebe.
Titelfigur Agnes (Odine Johne) ist die Unnahbare, die in dein Leben tritt wie ein Wirbelwind und zugleich geheimnisvoll bleibt wie eine dunkle Höhle. Agnes repräsentiert die Idee von einer Liebesbeziehung, sie ist zugleich auch die Projektionsfläche für Wünsche und Sehnsüchte und außerdem noch die Frau, die für sich beansprucht, dass die Aufmerksamkeit ausschließlich ihr gilt.
Walter (Stephan Kampwirth) ist Schriftsteller, oder zumindest versucht er, einer zu sein. Der Erfolg blieb bislang aus. An der Uni in Düsseldorf lernt er Agnes kennen. Die beiden nähern einander langsam an, es kommt zu einem zarten Gefühlsrausch zwischen diesen nicht nur altersmäßig weit auseinander liegenden Figuren.
Walter wird schon bald klar: Weil das Leben zwar linear verläuft, aber immer wieder seltsame Wendungen nimmt und vieles in verschiedene Richtungen laufen könnte, ist Agnes für ihn bald das Sujet für ein Buch, für
sein Buch, einen Roman, der nichts weiter tut, als all die Wirrungen, die Agnes in Walters Leben brachte und bringt, festzuhalten.
Agnes motiviert Walter, ihre Liebe aufzuschreiben; es wird dadurch für sie eine Möglichkeit geschaffen, darüber zu reflektieren, warum das alles so passiert ist.
Doch beide gelangen bald an den Punkt, an dem sich die Geschichte verselbständigt und bereits vorwegnimmt, was später auch im realen Leben passieren soll oder könnte.
DIE STARS: Odine Johne ist ein neuer, aufstrebender Star am deutschen Filmhimmel. Die 29-jährige Stuttgarterin mit Wohnort Berlin gehört zu den ausdrucksstärksten, eigenwilligsten Gesichtern, die das deutsche Kino seit Hildegard Knef gesehen hat. Diese junge Frau ist für den Part der Agnes die Idealbesetzung: Scheinbar mühelos spielt sie mit der seltsam verführerischen Aura der Hauptfigur und geht sparsam, dafür umso effektiver mit ihren Emotionen um. Beim Filmfestival in Saarbrücken gewann sie für „Agnes“ den Preis der besten Nachwuchsdarstellerin .
DIE KRITIK: „Agnes“ ist die Verfilmung des 1998 erschienenen Erstlingsromans des Schweizers Peter Stamm. Das Buch schöpft seine erzählerische Kraft vor allem aus den Auslassungen, aus den nicht gesprochenen Dialogen, den beinahe schon übersinnlich gezeichneten Figuren, die sehr stark mit sich selbst befasst sind – fast schon zu stark, als dass es für die Gesellschaft, in der sie leben, gesund wäre.
Diese Schwere des Ausdrucks in Filmbilder zu übersetzen, birgt immer die Gefahr, sich in bedeutungsschwangeren Bildern um die Seelendramen herumzulavieren, und zu hoffen, dass das Publikum das Nichtgesagte, das Unausgesprochene irgendwie mitkriegt.
Regisseur Johannes Schmid hat für seine Verfilmung aber mit Odine Johne einen besonderen Trumpf im Ärmel: Sie kann mit ihrem Gesicht Dutzende Regungen spielen, ohne es zu bewegen. Ein Blick, ein Augenblick, eine Geste genügen ihr für ein ganzes Bouquet an Ausdruck.
In Rückblenden und Fantasien, in Träumen und Aphorismen über das Leben und die Liebe hält sich Regisseur Schmid weitgehend an die Aura der Romanvorlage, gestattet seinen Darstellern allerdings auch, eigene Leidenschaft und Intensität einzubringen, was einen in manchen Szenen fast schon magisch in den Bann des Films zieht.
IDEAL FÜR: Fans des jungen deutschen Films.