GESAMTEINDRUCK: „Ad Astra“ ist ein meisterliches Science-Fiction-Drama, in dem Abenteuer und philosophische Fragen brillant verknüpft werden. Brad Pitt spielt großartig als Astronaut, der alle Grenzen hinter sich lassen will.
DIE STORY: Der Astronaut Roy McBride (Brad Pitt) wird in „Ad Astra“ zu einem Briefing gebeten. Dort erfährt er: Möglicherweise ist sein Vater, der seit 27 Jahren im All verschollene Raumfahrer Clifford McBride (Tommy Lee Jones), noch am Leben. Auf der Suche nach extraterrestrischer Intelligenz flog McBride Senior bis an die Grenzen des Sonnensystems. Jetzt vermutet man ihn in der Gegend des Neptun, viereinhalb Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Roy McBride erhält den Auftrag, mit einer neuen Expedition nach seinem alten Herrn zu suchen. Der besitzt möglicherweise Zugang zu Informationen, von denen das Wohlergehen der Menschheit abhängt.
DIE STARS: „Ad Astra“ ist neben „Once Upon A Time… In Hollywood“ gleich der zweite Film, der derzeit im Kino einen Brad Pitt in Höchstform präsentiert. Zwar redet momentan die Filmwelt vor allem über Joaquin Phoenix („Joker“) als Oscar-Favorit, doch zumindest eine Nominierung sollte für Brad Pitt drin sein.
Der New Yorker Regisseur James Gray, der zuletzt das historische Dschungel-Abenteuer „Die versunkene Stadt Z“ drehte, holte für die Nebenrollen von „Ad Astra“ einen erlesenen Cast mit Größen wie Tommy Lee Jones („Auf der Flucht“), Donald Sutherland („Die Tribute von Panem“), Liv Tyler („That Thing You Do“) und Ruth Negga („Loving“).
DIE KRITIK: Science-Fiction-Filme schlagen gern eine von zwei Hauptrichtungen ein. Das Blockbuster-Kino zieht es zu donnernder Action, während die Arthaus-Filmkünstler gern philosophische Themen aus der All-Perspektive erörtern. „Ad Astra“ wählt einen ausgesprochen gut gelungenen Mittelweg. Die Raum-Odyssee ist spannend wie ein Abenteuerfilm, zugleich aber klug und hintergründig wie ein Essay. Beim Festival Venedig 2019 gewann der Film zwar keinen Preis, war aber trotzdem einer der Höhepunkte des Wettbewerbs.
Der Film beginnt mit einer spektakulären Katastrophen-Szene, in der Astronaut Roy McBride alias Brad Pitt gerade noch mit dem Leben davonkommt. Bei einem All-Spaziergang stürzt er von einer Orbit-Station erdwärts – und setzt, gebremst von einem durchlöcherten Fallschirm, unsanft, aber sicher wieder auf.
Bei seiner Expedition in Richtung Neptun muss Roy dann Zwischenstopps auf dem Mond und dem Mars einlegen, die in dieser Geschichte längst vom Menschen besiedelt sind. Der Mond, erfährt man, ist eine Kampfzone geworden, in der Armeen und Partisanen aufeinander treffen. Ein blutiges Beispiel für extraterrestrische menschliche Dummheit, das von Regisseur James Gray freilich sehr aufregend bebildert wird.
Ganz generell ist „Ad Astra“ optisch ein Meisterwerk geworden. Der Film, der in einer nicht näher bestimmten nahen Zukunft spielt, zeigt die Raumfahrt so, wie man sie sich auch in der Gegenwart vorstellen kann – mit Raketen und mit Astronauten, die in Cockpits nach Art von Flugzeugen sitzen. Von dort schleicht sich der Film dann jenen Zielen entgegen, die heute noch unerreichbar sind. Zur Raketenbasis auf dem Mars etwa oder zur Reise bis an die Grenze des Sonnensystems.
Regisseur Gray zieht den Zuschauer mit suggestiver Kraft in seine Expedition hinein. Der Film ist spannend, die Reise ist kühn, und als Fundament gibt’s einen coolen und nachdenklichen Brad Pitt, der die Story auf seinen starken Schultern trägt.
Als Astronaut soll Pitt also im All seinen verschollenen Vater suchen. Der Alte, von Tommy Lee Jones mit ruhiger Entschlossenheit gespielt, tritt zu Beginn immer wieder in Rückblenden auf. Ob er noch lebt, ist freilich lange ungewiss. Und ob man ihn finden kann, erst recht. Schließlich ist das Weltall ziemlich groß.
Letztlich dient diese Suche, so abenteuerlich sie inszeniert ist, aber nur als Metapher für die großen Fragen der Menschheit, nach diesem Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Wer sind wir?, auf das niemand eine plausible Antwort weiß. Der Astronaut Roy McCurdy muss auf seiner Reise erkennen, dass ihn auch die Milliarden Kilometer, die er zurücklegt, der Lösung der elementaren Lebens-Rätsel nicht wirklich näherbringen. Aber „Ad Astra“, der Film, bietet ihm und den Zuschauern Anregungen in Hülle und Fülle, über solche Themen nachzudenken.
IDEAL FÜR: Science-Fiction-Fans, die die Verbindung von Abenteuer und klugen Gedanken schätzen – und natürlich für alle Fans von Brad Pitt.