DIE STORY: Im beinharten dänischen Drama „A War“ verteidigt der Soldat Claus Michael Pedersen (Pilou Asbæk) sein Land in Afghanistan. Mit seinen Männern hält er eine Stellung, kämpft gegen die Taliban, versucht die Bevölkerung zu überzeugen, dass seine Soldaten zum einen die Guten und zum zweiten die Zukunft des Landes sind.
Als die Truppe in einen Hinterhalt gerät, muss sich Pedersen in kurzer Zeit entscheiden, welche Befehle er gibt, um seine Soldaten zu schützen. Er lässt ein Haus bombardieren, in dem er Terroristen vermutet. Allerdings befinden sich Frauen und Kinder darin, die ums Leben kommen.
Zurück in Dänemark, muss sich Pedersen den Fragen des Gerichts ebenso stellen wie denen seiner Familie. Die einen wollen wissen, ob er sich schuldig fühlt, und die anderen, warum er denn nicht mehr der liebende Gatte und Vater wie vor dem Einsatz sein kann.
„A War“ war im Februar 2016 für den Oscar des besten fremdsprachigen Films nominiert.
DIE STARS: Der Däne Pilou Asbæk als Claus Michael Pedersen ist überragend in diesem Film um Moral und Schuld. Jeder Zuschauer kann in seinem gramgezeichneten Gesicht lesen, wie schwer ihn der aus dem Ruder gelaufene Einsatz in Afghanistan beschäftigt, wie er sich bemüht, allen Seiten gerecht zu werden und daran beinahe zerbricht.
In seinem Heimatland ist Asbæk schon lange ein Star. Und auch Fernseh-Vielgucker könnten den extrem wandelbaren Schauspieler schon in „Borgen“ oder „Die Borgias“ gesehen haben.
Autor/Regisseur Tobias Lindholm ist aktuell mit zwei Filmen im Kino vertreten: Er schrieb gemeinsam mit Thomas Vinterberg die Tragikomödie „Die Kommune“.
DIE KRITIK: Wer ist schuld, wenn im Krieg getötet wird? Der Soldat, sein Vorgesetzter, ein Minister oder die Politiker generell? Und kann es ein gutes Töten geben, wenn man versucht, böse Menschen auszuschalten? Der Filmemacher Tobias Lindholm („Hijacking – In der Hand von Piraten“) stellt sich gern den ganz großen Fragen des Lebens.
In seinem neuen Film „A War“ widmet er sich einer der wichtigsten überhaupt. Welche Konsequenzen hat es, wenn man ein (oder mehrere) Menschenleben nimmt?
Lindholm teilt den Film in zwei Kapitel. Im ersten ist der Zuschauer dicht dran am Kriegsalltag, an den Soldaten um Claus Michael Pedersen (Pilou Asbæk). Er hat in Afghanistan jeden Tag schwere Entscheidungen zu fällen. Seine Männer müssen immer wieder motiviert werden, gegen einen Feind zu kämpfen, der scheinbar aus dem Nichts kommt.
Pedersens Vorgesetzte fordern immer wieder neue Einsätze. Und seine Familie lässt sich auch nicht viel länger hinhalten. Der Mann merkt, dass es ihn innerlich zerreißt. Mitten in dieses Dilemma hinein fällt ein Angriff der Taliban. Ein Angriff, bei dem Pedersen, obwohl sehr erfahren im Kampf, eine fatale Entscheidung trifft.
Der zweite Teil des Films ist ein sehr spannender Gerichtsfilm. Claus Michael Pedersen ist unversehrt nach Hause gekommen. Auch seine Männer haben weitgehend den Einsatz überstanden. Wegen der zivilen Opfer seines Einsatzes muss Pedersen nun ein ums andere Mal gegen die Justiz und auch gegen die Bürokratie kämpfen. Wie konnte er sicher sein, dass er auf Taliban schießen lässt? Von wem kamen die Infos? Woran kann er sich überhaupt erinnern?
Mehrfach wird dem Mann angeboten, den leichten Weg zu gehen. Und auch seine Gattin erinnert ihn mehr als einmal daran, dass er ihr und den Kindern im Gefängnis keine Hilfe sei. Aber Claus Michael Pedersen muss seinen eigenen Weg finden, um mit der Schuld zu leben.
IDEAL FÜR: Zuschauer, die sich nicht scheuen, der blanken Kriegs-Realität ins Auge zu blicken. Dieser Film ist unbequem und lässt einen lange nicht los.