A Rainy Day In New York

Amouröse Verwicklungen im Regen


FilmClicks:
Ashleigh (Elle Fanning) und Gatsby (Timothée Chalamet) machen einen Besuch in New York © Gravier / Miglio
GESAMTEINDRUCK: „A Rainy Day In New York“ ist eine typische Woody-Allen-Komödie mit Wortwitz und vielen amourösen Verwicklungen, die allerdings allzu leichtgewichtig über die Leinwand schwebt. Definitiv kein Hauptwerk des Regisseurs.
 
DIE STORY: Die Studentin Ashleigh (Elle Fanning) erhält grünes Licht zu einem Interview mit dem berühmten Filmregisseur Roland Pollard (Liev Schreiber) für ihr College-Magazin. Mit ihrem Freund Gatsby (Timothée Chalamet) plant sie deshalb ein Wochenende in New York. Dort verliert Gatsby aber bald den Anschluss an die Gefährtin. Denn Ashleigh trifft nicht nur den Regisseur, sondern auch den Drehbuchautor Ted (Jude Law) und den Filmstar Francisco Vega (Diego Luna). Alle drei Männer machen ihr schöne Augen. Alleingelassen, flirtet Gatsby mit der kessen jungen Shannon (Selena Gomez). Und von seiner Mutter (Cherry Jones) erhält er verblüffende Informationen, wie der immense Reichtum seiner Familie einst entstand.
  
Ashleigh ist fasziniert vom Filmstar Francisco Vega (Diego Luna) © Gravier Miglio

DIE STARS: Mit Elle Fanning („Maleficent“) und Timothée Chalamet („Call Me By Your Name“) holte Woody Allen zwei der heißesten jungen Stars des US-Kinos vor die Kamera. Wie bei Woody gewohnt, ist „A Rainy Day In New York“ bis in die Nebenrollen mit großen Namen besetzt.
Allerdings: Timothée Chalamet erklärte nach dem Dreh (die Aufnahmen entstanden schon 2017), künftig nicht mehr mit Allen zu arbeiten. Damit reagierte er auf Anschuldigungen gegen  den Regisseur im Rahmen der #MeToo-Bewegung. Die neuen Vorwürfe von Allens Adoptivtochter Dylan Farrow führten auch dazu, dass der Film vom Produzenten, dem Amazon-Studio, zurückgezogen wurde. Woody Allen ist seither aber nicht generell isoliert. In seinem nächsten, bereits abgedrehten Film „Rifkin’s Festival“ wirken unter anderem Gina Gershon, Louis Garrel und Christoph Waltz mit.

Gatsby kommt im Regen der kessen Shannon (Selena Gomez) menschlich näher © Gravier Miglio

DIE KRITIK: Woody Allen ist mit „A Rainy Day In New York“ wieder einmal in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Die Folge: Natürlich ist die Komödie eine Liebeserklärung an New York. Romantische Ansichten der Stadt bei Regen, dazu berühmte Jazz-Evergreens wie „Misty“ oder „Everything Happens To Me“ im Soundtrack: Der jüngste Film des Regisseurs hat einen starken nostalgischen Touch. In manchen Szenen fühlt man sich an Allen-Klassiker wie „Manhattan“ erinnert.
Der jugendliche Charme der beiden Hauptfiguren steht in krassem Gegensatz zur altmodischen Aura des Films. Ashleigh und Gatsby sind nicht nur reich und schön, sie sehen auch so aus, als könnte man sie in einer Bar noch nach dem Ausweis fragen, wenn sie einen Whisky bestellen (Elle Fanning dokumentiert auf diese Weise in einer Szene, dass sie „schon 21“ ist).
Die betonte Jugendlichkeit vieler Charaktere ist zwar schön anzuschauen, gleichzeitig jedoch ein Schwachpunkt des Films. Ashleigh, Gatsby und ihren gleichaltrigen Freunden fehlt es einfach noch an Persönlichkeit, um ihren erwachsenen Widerparts richtig Paroli bieten zu können.
Im Ashleigh-Strang der Story schwebt Elle Fanning wie ein blonder Rauschgoldengel durchs Geschehen. In grenzenloser Naivität bestaunt sie das unverhoffte Glück, dass sie nicht nur berühmte Männer aus der Filmwelt kennenlernt, sondern von den Herren auch noch amourös umgarnt wird. Diese Szenen wirken wie ein Junges-Mädchen-Märchen aus der Traumfabrik des Kinos – zugleich aber auch wie eine Altherrenfantasie. Denn die Dialoge wurden ja von Woody Allen geschrieben, der den Achtziger längst hinter sich hat. Immerhin: Elle Fanning füllt ihre Filmfigur mit famosem, facettenreichem Spiel.
Der Gatsby (was für ein Name!) von Timothée Chalamet ist kontrastreicher angelegt. Der junge Mann ist nicht nur ein wackerer Student. Er besitzt auch ein Pokerface und das damit verbundene Talent, in Poker-Runden mal eben Zehntausende Dollar zu gewinnen, die er dann achtlos aus der Hosentasche hervorkramt. Dass er in Ashleigh schwer verliebt ist, hindert ihn nicht daran, auch andernorts zu flirten. Und als er in einer Hotelbar eine Blondine kennenlernt, die für ihre temporäre Zuneigung mit vielen Dollars entlohnt werden will, entwickelt er mit der Dame einen Plan, der seine ganze Familie durcheinanderbringt.
Auch Chalamet gibt seiner Figur so viel Tiefe wie möglich, was sein Spiel recht vergnüglich macht. Das gilt für den ganzen Film, in dem Woody Allen immer wieder seine Kunst der temporeichen Dialogkomödie vorführt. Allerdings wirkt die komplette Story zu konstruiert und zu oberflächlich, als dass der Film wirklich begeistern könnte. Im Vergleich zu Woody-Meisterwerken wie „Vicky, Cristina, Barcelona“ und „Midnght In Paris“, aber auch „Manhattan“ oder „Der Stadtneurotiker“, wirkt „A Rainy Day in New York“ wie eine blässliche Etüde.
 
IDEAL FÜR: Woody-Allen-Fans, die jeden seiner Filme sehen wollen. Und natürlich für Menschen mit Sehnsucht nach New York.






Trailer
LÄNGE: 92 min
PRODUKTION: USA 2019
KINOSTART Ö: 05.12.2019
REGIE:  Woody Allen
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 8


BESETZUNG
Elle Fanning: Ashleigh Enright
Timothée Chalamet: Gatsby Welles
Liev Schreiber: Roland Pollard
Jude Law: Ted Davidoff
Diego Luna: Francisco Vega
Selena Gomez: Shannon