GESAMTEINDRUCK: Der Sci-Fi-Horror-Thriller „A Quiet Place“ ist der innovativste Endzeit-Grusel seit Jahren. Wer hier nicht mit schweißnassen Händen im Kino sitzt, hat ein Herz aus Stein - oder keines.
DIE STORY: „A Quiet Place“ erzählt von einer Welt in der nahen Zukunft. Aliens haben die Erde überfallen und beinahe alles Leben ausgelöscht. Die Familie Abbott versucht, in diesem Wahnsinn mit zwei Kindern zu überleben. Doch das Verstecken vor den außerirdischen Monstern ist nahezu unmöglich: Diese Wesen haben einen extrem guten Gehörsinn. Also darf man keinen Laut machen. Denn jedes Geräusch – ob nun ein gesprochenes Wort oder Musik – könnte das letzte sein. Wie findet man sich in einer Welt zurecht, in der man absolut stumm sein muss?
DIE STARS: John Krasinski („The Office“) und Emily Blunt (demnächst als „Mary Poppins“ zu sehen) sind nicht zuletzt deshalb die Idealbesetzung, weil sie auch im echten Leben verheiratet sind und zwei Kinder haben. Den verzweifelten Kampf gegen die außerirdischen Monster nimmt man ihnen in jeder Sekunde ab. John Krasinski schafft mit seiner dritten Regiearbeit und seinem ersten Horrorfilm auf Anhieb einen Instant-Klassiker.
Die junge Millicent Simmonds, die die Tochter von Krasinski & Blunt spielt, begeisterte 2017 im märchenhaften Cannes-Hit „Wonderstruck“. In „A Quiet Place“ ist sie gehörlos – im wirklichen Leben auch.
DIE KRITIK: Der Filmtitel „A Quiet Place“ – ein ruhiger Ort – ist als Fluch und Segen zugleich zu verstehen. Auf der einen Seite wünschen sich die Abbotts diesen Platz, um als Familie ein annehmbares Leben führen zu können. Auf der anderen Seite sind sie dazu gezwungen, ständig ruhig zu sein, um die außerirdischen Monster mit dem intergalaktisch guten Gehör nicht zu wecken.
„A Quiet Place“ hat seine stärksten Momente in der ersten Hälfte des Filmes. Wenn die Familie, die ein Kind an die Aliens verliert, peinlich darauf bedacht ist, jedes Geräusch zu vermeiden. Wenn der Kampf mit der pubertierenden taubstummen Tochter fast größer wird als der Kampf mit den mörderischen Außerirdischen.
Je länger der Film wird, umso mehr merkt man aber, dass dem Regisseur und Hauptdarsteller John Krasinski ein wenig die Zeit wegrennt. Wahrscheinlich wollte er den Film - was an sich sehr löblich ist - bei einer Lauflänge von 90 Minuten halten. Aber so geraten die Schrecken dem Ende zu immer hektischer. Da wäre mehr Ruhe noch besser gewesen.
Fazit: Der Horrorfilm erlebt gerade wieder eine Blütezeit. Vielleicht sogar die beste seit den 1970er Jahren. Im letzten Jahr gab es „Get Out“, gefolgt von „Es“. Und nun reiht sich „A Quiet Place“ ganz wunderbar dort ein. Das Großartige an diesem Film: Er verlässt sich nicht auf Rezepte, die es irgendwann schon mal gegeben hat. Endlich mal kein Remake und keine Fortsetzung.
Natürlich gab es in der Vergangenheit zuhauf Filme, in denen nicht gesprochen wurde (und da waren auch exzellente Gruselfilme darunter), aber diese Zeit ist sehr lange her. John Krasinski erschafft hier eine Welt, in die man auch dann gern abtaucht, wenn man kein ausgewiesener Kenner oder Fan des Horror-Genres ist.
IDEAL FÜR: Menschen, die sich im Kino gern erschrecken lassen und mal etwas Neues sehen, dass es so noch gar nicht gab - der leiseste Horror seit Ende der Stummfilmzeit.