DIE STORY: „A Girl Walks Home Alone At Night“ – damit ist eigentlich schon alles gesagt zum Inhalt dieses wunderbar poetischen Gruselfilms, der von seiner Regisseurin Ana Lily Amirpour als „iranischer Vampir-Spaghetti-Western“ bezeichnet wird. Vielleicht sollte man dazu sagen, dass die Titelfigur, das Mädchen im Tschador (Sheila Vand), ein Vampir ist und all jene in Bad City bestraft, die etwas Schlechtes getan haben.
DIE STARS: Niemand, der bereits Kino-Prominenz erlangt hat. Aber die Hauptdarstellerin Sheila Vand ist grandios. Sie wirkte schon in Ben Afflecks Oscar-gekröntem Iran-Thriller „Argo“ mit. Sollte man im Auge behalten.
Der männliche Hauptdarsteller Arash Marandi stammt aus Teheren, wuchs aber im deutschen Gießen auf und wurde 2009 ans Deutsche Schauspielhaus Hamburg engagiert. Im TV sah man ihn unter anderem in der Krimi-Serie „Großstadtrevier“.
DIE KRITIK: Vampirfilme haben dieser Tage echt einen schweren Stand. Erst gab es die Twilight“-Saga, die das Genre gleichermaßen in alle Welt getragen und totgeritten hat. Kurz darauf kam Jim Jarmusch auf die Idee, mit „Only Lovers Left Alive“ den Arthaus-Vampir-Schwanengesang schlechthin abzuliefern.
Sarg zu und die Untoten für alle Zeiten ruhen lassen? An sich eine zauberhafte Idee! Aber bitte erst noch diesen einen Film mit seinen grandiosen Ideen und seinem riesengroßen Herzen anschauen.
Offiziell ist „A Girl Walks Home Alone At Night“ ein iranischer Film. Aber er wurde nicht vor Ort – was schwer vorstellbar wäre – gedreht, sondern in den USA. Und genauso sieht das Werk der iranisch-amerikanischen Filmemacherin Ana Lily Amirpour auch aus. Als hätten Jim Jarmusch und John Ford in einer Spelunke gehockt und bei mehreren Whisky – natürlich ohne Eis – in aller Ruhe über Untote und deren filmische Möglichkeiten geplauscht.
Amirpour entführt die Zuschauer in eine Fantasiestadt namens Bad City, in der Persisch gesprochen wird. Dort leben alle möglichen Menschen, die wenigsten mit edlen Absichten. Des Nachts, wenn alles ruht, macht sich Sheila Vand als namenloses Vampir-Mädchen auf den Weg durch die Straßen. Und wem immer sie begegnet, der erlebt ein Hochamt der besonderen Art. Manchmal schön und erhebend – meist jedoch blutig grausam. Was nichts macht, da der Film in sehr schönes Schwarz und Weiß getaucht ist.
So bekommen viele Bösewichter ihre gerechte Strafe. Was aber selbst dem ältesten Vampir mal passieren kann: Die Liebe. Das Mädchen begegnet dem Teenager Arash (Arash Marandi) und überlegt, ob es vielleicht doch eine Alternative außerhalb von Bad City gibt.
„A Girl Walks Home Alone At Night“ darf sich poetischster Vampirfilm aller Zeiten nennen. Man sollte sich Zeit nehmen für dieses Werk, das in Bildern und Stimmungen schwelgt und nicht sonderlich an Spannung interessiert ist. Aber die wird manchmal sowieso überbewertet.
IDEAL FÜR: Alle, die sich gern in neuen, ungewöhnlichen Kinowelten bewegen. Dieser iranischen Vampirfrau begegnet man gern – allerdings nur im Kino und nicht nachts auf dem Weg nach Hause.