A Beautiful Day

Blutgetränkt, doch elegant


FilmClicks:
„A Beautiful Day“: Joe (Joaquin Phoenix) mit seiner Schutzbefohlenen Nina (Ekaterina Samsonov) © Constantin
GESAMTEINDRUCK: „A Beautiful Day“ ist ein in tiefroter Farbe blutgetränkter Thriller von Lynne Ramsay, dem man erst einmal gewachsen sein muss. Famos gespielt!
 
DIE STORY: Zentralfigur von „A Beautiful Day“ ist ein offenbar in der Kindheit arg gepeinigter Mann namens Joe (Joaquin Phoenix), vormals Kriegsveteran und FBI-Agent. Nunmehr zieht er als Auftrags-Killer umher, um es mit Menschenhändlern und Frauen-Entführern aufzunehmen. Sein jüngster Job: Er soll ein kleines Mädchen von ihrem sexuellen Peiniger befreien, der in der hohen Politik tätig ist. Zugleich aber stellt sich heraus, dass auch sein Auftraggeber, der Vater des Mädchens und ebenfalls Politiker, in den Fall involviert ist. Er hat wohl regen Handel mit seiner unschuldigen Tochter betrieben. Joe geht mit aller Härte vor. Die Bilder werden immer blutiger.

Trübes Wasser: Joe hat etwas Nasses aus dem Teich gefischt © Constantin

DIE STARS: Joaquin Phoenix spielt den auf Rachefeldzug befindlichen Joe mit einer stoischen Brutalität, die ihresgleichen sucht. Zugleich gönnt er seiner Figur auch Liebenswürdigkeit, vor allem in den Szenen, in denen sich Joe rührend aufopfernd um seine Mutter kümmert. Phoenix überzeugte die Jury der Filmfestspiele von Cannes im Vorjahr mit seiner Performance derart, dass man ihm am Ende den Preis für die beste Schauspielleistung überreichte (Regisseurin Lynne Ramsey bekam in Cannes den Drehbuch-Preis).

Der Killer Joe ist in Gefahr bereit, mit dem Hammer zuzuschlagen © Constantin

DIE KRITIK: Wer in der Figur des Killers Joe ein bisschen die Wut und Brutalität des Marvel-Helden Hulk sieht, der liegt nicht unbedingt verkehrt. Zwar läuft Joe nicht grün an vor Wut, wenn er drauflosschlägt, aber die Brutalität, mit der er vorgeht, ist beispiellos.
Die schottische Regisseurin Lynne Ramsay hat sich für „A Beautiful Day“ durchaus von Comics inspirieren lassen, das sieht man schon an der Bildsprache, die sehr nach Art einer Graphic Novel geriet und stark mit Licht-Schatten-Kontrasten agiert. Das arbeitet optisch gut heraus, worum es der Regisseurin geht: Wo Licht ist, ist auch Schatten, niemand ist heilig, niemand nur böse.
Für diese Erforschung der menschlichen Verfassung wird bei Ramsay allerdings viel Blut vergossen. Der Fokus liegt auf den Wunden, den Schreckensbildern eines Mordes, die man normalerweise der Imagination des Publikums überlässt, die Ramsay hier aber in aller Explizität ausschlachtet.
„You Were Never Really Here“, wie der Film (viel treffender) im Original heißt, ist dennoch ein überaus elegant gefilmter Noir-Thriller der grausigen Details und der wenigen Worte, der auffallend weit weg von Stereotypen liegt: Das Gespann aus Retter und Geretteter findet so nicht statt, es kehrt sich vielmehr um: Das Mädchen, um das es hier geht, muss sich selbst retten, anstatt auf einen Mann zu warten, der das für sie erledigt.
Auf dem Weg dorthin fließt sehr viel Blut, das Joe aber nicht durch den Einsatz von Feuerwaffen vergießt, sondern mithilfe eines Hammers aus seinen Opfern herausschlägt. Ein bisschen erinnert das alles auch an „Taxi Driver“, nur mit einem deutlich erhöhten Kunstblutverbrauch.
 
IDEAL FÜR: Fans des blutrünstigen Independent-Kinos.
 






Trailer
LÄNGE: 91 min
PRODUKTION: Großbritannien / Frankreich / USA 2017
KINOSTART Ö: 27.04.2018
REGIE:  Lynne Ramsay
GENRE: Drama|Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Joaquin Phoenix: Joe
Ekaterina Samsonov: Nina Votto
Alex Manette: Senator Albert Votto
John Doman: John McCleary
Judith Roberts : Joes Mutter