DIE STORY: Das deutsche Drama „4 Könige“ spielt zur besinnlichsten Zeit des Jahres an einem der unromantischsten Plätze, die man sich vorstellen kann: Weihnachten in der Psychiatrie.
Vier Jugendliche, die Probleme mit sich und ihrer Umwelt haben, verbringen die Feiertage auf der Station. Lara (Jella Haase) kann die Klappe nicht halten und bequatscht jeden. Alex (Paula Beer) ist ein Scheidungskind mit Helfersyndrom. Fedja (Moritz Leu) wurde monatelang gemobbt und Timo (Jannis Niewöhner) ist wie eine Handgranate. Irgendwann - aber wann? - kommt die große Explosion.
Auf der Station werden die Teenager vom sehr verständnisvollen Psychiater Dr. Wolf (Clemens Schick) und der stets leicht überforderten Schwester Simone (Anneke Kim Sarnau) durch die feierlichen Tage geleitet, die dort so überhaupt nichts Feierliches haben. Am Ende der Feiertage mit vielen Diskussionen wissen alle ein wenig mehr über sich selbst.
DIE STARS: Was für ein unfassbar großartiges Ensemble hat Regisseurin Theresa von Eltz da zusammengestellt. Jella Haase (die dank der „Göhte“-Filme im deutschsprachigen Europa sehr bekannt sein dürfte). Dazu der Teeniestar Jannis Niewöhner (demnächst wieder in der Jugendfilm-Serie „Smaragdgrün“ zu sehen). Plus die sehr talentierte Paula Beer („Das finstere Tal“). Und die Neuentdeckung Moritz Leu.
Die vier - man muss es mal so sagen - spielen sich ihre Ärsche ab. Diese Milieustudie taucht tief ein in den Geist der jungen Akteure - einfach groß. Clemens Schick und Anneke Kim Sarnau begleiten das Geschehen aufs Allerfeinste.
DIE KRITIK: An diesem Ort, an dem die „Vier Könige“ das Fest verbringen, möchte wohl keiner Weihnachten feiern. Sie sind auf einer psychiatrischen Station, um dort vor der Umwelt, aber auch vor sich selbst sicher zu sein.
Die Filmemacherin Theresa von Eltz hat insgesamt fünf Jahre mit diesem Projekt zugebracht. Wenn Filme derart lange vor sich hin schmoren, sieht man ihnen das in der Regel auch an. Aber diese kleine Indie-Perle ist anders. Alles wirkt wie aus einem Stück und überhaupt nicht bemüht.
Jeder der vier Jugendlichen hat ein ordentliches Problem. Manche sind zeitgemäß und hausgemacht. Für andere wiederum können die Jugendlichen nichts. Theresa von Eltz legt den Film wie ein Puzzle an. Sie enthüllt Stück für Stück (und lässt zum Glück noch genug Raum für Interpretationen) die Motive und bisherigen Lebenswege ihrer Figuren. Niemand vermag zu sagen, was als nächstes passiert oder warum wer gleich was machen wird.
Der Film wechselt, auch das ist ungewöhnlich und zugleich sehr angenehm, die Tonarten. Mal darf Jella Haase hemmungslos über die Stränge schlagen (beim Basteln eines Weihnachts-Penis oder beim schönsten Weihnachtsgeschenk für einen Jungen, das es in den letzten Jahrzehnten im Kino gegeben hat). M;al gibt es Momente der absoluten Stille oder des Schocks. Theresa von Eltz hält all dies wunderbar zusammen und präsentiert den ungewöhnlichsten Weihnachtsfilm der Saison - und dazu einen Film mit einer riesengroßen Seele. Wären doch mehr FilmemacherInnen so mutig!
IDEAL FÜR: Kinogänger, die es genießen, wenn ihnen auf der Leinwand nicht sofort jeder Handlungsstrang erklärt wird und die es mögen, mit den Figuren eine gemeinsame - wenn auch manchmal schmerzhafte - Reise anzutreten.